„Wenn die Energiewende erfolgreich sein soll, muss die Politik dafür sorgen, dass auch die Dekarbonisierung möglich ist.“
Die aktuelle EEG-Reform sieht vor, dass die Förderung Erneuerbarer Energien über Ausschreibungen erfolgt. Diese Umstellung in Richtung mehr Wettbewerb hält Alsheimer grundsätzlich für richtig. Allerdings könne nach wie vor nicht von einer echten Marktintegration dieser Energiegewinnung gesprochen werden. Die „Ausschreibungen modifizieren lediglich den existierenden Subventionsmechanismus”, führt er hierzu aus. Deshalb würden die Störungen des Strommarkts bestehen bleiben.
Zubau muss sich an der Netzsituation orientieren
Ein weiteres Kapitel der EEG Reform ist die Möglichkeit, bei Ausschreibungen für Gebiete, in denen die Übertragungsnetze besonders stark belastet sind, die Zuschläge für neue Windenergieanlagen vorübergehend mengenmäßig zu begrenzen. Hierin sieht Alsheimer nur eine Notlösung.Dass sich der Zubau an der Netzsituation orientieren muss, sei zwar grundsätzlich richtig. Allerdings fordert er hierfür einen systematischen Ansatz.
Flexiblen und CO2-armen Gaskraftwerken droht das Aus
Ernsthaft gefährdet sieht Alsheimer aber hochflexible und CO2-arme Gaskraftwerke. Diesen drohe nun das Aus. Da bei den Erneuerbaren Energien eine Megawattstunde mit dem bis zu Siebenfachen des Erzeuger-Strompreises vergütet wird, sei der Betrieb von Gaskraftwerken nicht rentabel.Dennoch habe das Kraftwerk Irsching in Süddeutschland weit über tausend Stunden zur Sicherung der Netzstabilität beigetragen. „Umweltfreundliche Gaskraftwerke machen also finanzielle Verluste, um die Stabilität der Netze zu sichern“, meint er hierzu.
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Ausstieg aus der Kohleernergie
Eines der Haupthemen der nächsten Jahre ist nach Einschätzung von Alsheimer der Ausstieg aus der Energieerzeugung mit fossilen Energieträgen. Insoweit spricht er von Dekarbonisierung.So sollen 2050 maximal noch 20 Prozent des verbrauchten Stroms durch Gas oder Kohle erzeugt werden. Um dieses Ziel zu erreichen, setzt die Politik bislang zu sehr auf die Förderung der Erneuerbaren Energien. Dieser Ansatz geht nach Meinung von Alsheimer nicht auf.
Zwar schreite der Ausbau er Erneuerbaren Energien zügig voran. Die Dekarbonisierung der deutschen Energiewirtschaft würde aber stagnieren. Schon seit 2001 überschreiten die CO2-Emissionen des Energiesektors den festgelegten Minderungspfad. Von 2011 bis 2013 stiegen die CO2-Emissionen des Energiesektors sogar wieder leicht an.
„Wenn die Energiewende erfolgreich sein soll, müsse die Politik dafür sorgen, dass sich auch die Dekarbonisierung der deutschen Energiewirtschaft umsetzen lässt“, fordert er und fügt hinzu: „Aus meiner Sicht brauchen wir deshalb einen Kohleausstieg analog zum Atomausstieg“. Dabei wären selbstverständlich die Versorgungszuverlässigkeit und Bezahlbarkeit der Stromversorgung zu wahren.
Im Wesentlichen äußerte sich Alsheimer noch zu den Geschäftsmodellen der Mainova als kommunalem Energieversorger und zur Anreizregulierungsverordnung. Ebenso stellte er sich Fragen zur Digitalisierung der Energiewende.
Das Interview mit Dr. Alsheimer führte Prof. Dr. Tilman Cosack.
Sie lesen das vollständige Interview in der Fachzeitschrift EnergieRecht ER Ausgabe 4/2016
Zur Person |
Dr. Alsheimer ist Vorstandsvorsitzender der Mainova AG |
Anmerkung der Redaktion |
Das aktuelle EEG-Reform-Paket, das bisher regelmäßig als „Erneuerbare-Energien-Gesetz – EEG 2016” bezeichnet wurde, haben der Deutsche Bundestag und der Deutsche Bundesrat am 08.07.2016 beschlossen. Mit diesen Beschlüssen wurde die amtliche Abkürzung des Gesetzes in „EEG 2017” geändert - Siehe auch: BR-Drucksache 355/16. |
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Weiterführende Literatur |
Das Umweltgutachten 2016 ist bei uns als Buch erhältlich. Darin zeigt der Sachverständigenrat auf, dass mithilfe von vermittelnden, integrativen Gestaltungsansätzen und einer ambitionierten Umweltpolitik sozial- und wirtschaftspolitische Zielkonflikte deutlich entschärft werden können. |
(ESV/bp)
Programmbereich: Energierecht