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Jetzt in zweiter Auflage: Interne Revision im Krankenhaus (Foto: everythingpossible/Fotolia.com)
Interview mit Prof. Dr. Joachim Tanski

Tanski: Weniger Gesetze – dafür mehr Aufklärung und Abschreckung

Mario Schulz, ESV-Redaktion INTERNE REVISIONdigital
03.08.2015
Wie bewerten Interne Revisoren das Gesetz zur Bekämpfung von Korruption im Gesundheitswesen und was würden sie als Gesundheitsminister tun? Antworten hierauf gibt der Experte für Interne Revision im Krankenaus, Prof. Joachim Tanski.
Nicht nur Ärzte, sondern auch Interne Revisoren haben heilende Kräfte. Während Ärzte sich um das Wohl der Patienten kümmern, arbeiten Revisoren daran, die Organisation Krankenhaus von Krankheiten wie Korruption und Misswirtschaft zu kurieren.

Mit der zweiten Auflage des Bandes "Interne Revision im Krankenhaus", herausgegeben von Prof. Dr. Joachim Tanski, haben Interne Revisoren ab sofort eine neue Grundlage für ihre Arbeit am Patienten Krankenhaus. Von vielen erwartet – präsentiert die zweite Auflage des Standardwerkes die neuesten Entwicklungen im Bereich der Internen Revision im Krankenhaus. Welche das sind und worin die aktuellen Herausforderungen für Revisoren im Krankenhaus liegen, beschreibt der Herausgeber des Bandes Prof. Tanski im Interview mit der ESV-Redaktion INTERNE REVISIONdigital.
 
Herr Prof. Tanski. Die Bundesregierung hat gerade das Gesetz zur Bekämpfung von Korruption im Gesundheitswesen verabschiedet. Ist das Gesetz geeignet, korrupte Praktiken im Gesundheitswesen wirksam zu verhindern?

Joachim Tanski: Nein, es gibt praktisch kaum Gesetze, die irgendetwas wirksam verhindern können. Auch in der bisherigen Rechtslage ist Korruption unzulässig und strafbedroht, trotzdem kommt es immer wieder zu Korruptionsfällen. Wichtiger als neue Gesetze sind Aufklärung potenzieller Täter, Maßnahmen zur Aufdeckung von Korruption mit auch abschreckender Wirkung und der konsequenten Anwendung des Rechts.
 
An welchen Stellen besteht aus Ihrer Sicht Nachbesserungsbedarf am Gesetz?

Joachim Tanski: Dieses Gesetz allein wird wenig bewirken und auch nichts stören. Also kann man es getrost so lassen.

Wenn Sie Gesundheitsminister wären: Was würden Sie tun, damit die Arbeit von Krankenhaus-Revisoren erleichtert würde?

Joachim Tanski: Revisionsabteilungen in Krankenhäusern leiden besonders häufig unter zu wenig Personal, um alle notwendigen Prüfungen, auch die aufwändigen Korruptionsprüfungen, durchzuführen. Hier wären dringend Vorgaben zu machen, die zu einer Verbesserung der Personalsituation führen. Dies könnten sowohl konkrete Vorgaben sein, aber auch bessere Haftungsregelungen für die Krankenhausleitung im Falle auftretender Kriminalitätsfälle, die durch eine bessere Organisation zu verhindern gewesen wären.

Warum ist aus Sicht eines Revisors das Thema Krankenhäuser reizvoll?

Joachim Tanski: Der gesamte Bereich der Krankenhaus-BWL und des Krankenhausmanagements ist äußerst spannend, weil noch nicht fertig entwickelt. Deshalb gibt es hier in der Internen Revision neben üblicher Prüfungstätigkeit auch noch viele Möglichkeiten für konzeptionelles Arbeiten.

Was würden Sie einem Studenten aus Ihren Seminaren raten. Ist das Krankenhaus der richtige Ort, um als Revisor seine Karriere zu starten?

Joachim Tanski: Einem absoluten Neuling würde ich nicht empfehlen, ausgerechnet mit dieser schwierigen und hoch sensiblen Branche zu beginnen.

Und was waren Ihre persönlichen Motive im Krankenhaus- und Gesundheitswesen Ihren Schwerpunkt zu setzen?

Joachim Tanski: Um ehrlich zu sein: Ich bin durch Zufall auf diese Branche gestoßen. Aber sie hat mich von Anfang an wegen ihrer vielfältigen Betätigungsmöglichkeit fasziniert. Und diese Faszination hält schon seit Jahrzehnten an.

Das Werk „Interne Revision im Krankenhaus“, das 2001 erschienen ist, gilt als Standardwerk. Was ändert sich mit der jetzt erscheinenden zweiten Auflage?

Joachim Tanski: Nun zunächst wurde das bewährte Konzept übernommen und weiterentwickelt. Da jedoch überwiegend neue, aktuelle Themen von neuen Autoren bearbeitet wurden, handelt es sich bei der 2. Auflage eher um eine Fortsetzung der 1. Auflage. Man sollte also auch zukünftig für die tägliche Arbeit beide Auflagen in Griffweite haben.

Was waren die gravierendsten Änderungen für Krankenhaus-Revisoren in den vergangenen 14 Jahren?

Joachim Tanski: Um die Jahrtausendwende war die Krankenhausrevision immer noch eher schwach entwickelt, im schlimmsten Fall eine Art Alibi-Veranstaltung. Seitdem konnte sich die Interne Revision im Krankenhaus weiter entwickeln und mehr Anerkennung erlangen. Aber noch immer kann man sagen, dass Revisionsabteilungen in Universitätskliniken in der Regel am besten aufgestellt sind.

Muss man sich als Patient angesichts der Sparzwänge im deutschen Gesundheitswesen  in einem deutschen Krankenhaus Sorgen machen über die medizinische Versorgung?

Joachim Tanski: Dazu gibt es bisher keinen Anlass, z.B. werden neue Therapiemöglichkeiten dem Patienten auch angeboten.

Wie stehen wir in Deutschland im internationalen Vergleich da – bei der Qualität unserer Krankenhäuser – trotz Kostendrucks?

Joachim Tanski: Statistiken zeigen, dass wir nach wie vor eine sehr gute stationäre Krankenversorgung haben. Daran ändern gelegentliche Missstände, die es auch anderswo gibt, nichts.

Zur Person:

Prof. Dr. Joachim S. Tanski kann auf eine über 40-jährige Erfahrung in der Internen Revision und im Prüfungswesen verweisen, darunter eine über 20-jährige Berufserfahrung im Krankenhaus- und Gesundheitswesen, etwa bei Konzeption und Aufbau der Internen Revision in den Berliner städtischen Krankenhäusern und in der Krankenhausberatung. Er blickt auf eine umfangreiche Lehrtätigkeit an der Hochschule und in Praktiker-Seminaren in diesen Themenbereichen zurück und veröffentlichte in bereits rund 100 Publikationen.

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