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Compliance – der Rohstoff von Corporate Social Responsibility

ZRFC Risk, Fraud & Compliance Heft 6/2014
05.01.2015
Von Monika Roth. DIKE-Verlag, Zürich/St. Gallen 2014, 131 Seiten, 52,00 CHF, ISBN 978-3-03751-642-3.
Von Monika Roth. DIKE-Verlag, Zürich/St. Gallen 2014, 131 Seiten, 52,00 CHF, ISBN 978-3-03751-642-3.

Monika Roth (Mitglied des Herausgeberbeirats dieser Zeitschrift) thematisiert in ihrem neuen Buch den Zusammenhang von Compliance und Corporate Social Responsibility (CSR). Ihre Kernaussage ist, dass Compliance zu kurz greift, wenn es allein auf Rechtmäßigkeit reduziert wird. Umgekehrt konstatiert die Autorin, dass CSR dann zu kurz greift, wenn es ohne Compliance angewendet wird. Die Ansicht, dass Legal Compliance ausreicht, ist zu wenig für ein gut geführtes Unternehmen. Als positives Beispiel wird der Schweizer Anlagenbaukonzern ABB genannt, der seine Compliance-Abteilung in „Integrität“ umbenannt hat. Wenn auch ein reiner Namenswechsel allein noch keine Änderung des Handelns zur Folge hat, ist es doch ein gewichtiges Zeichen in einer großen Organisation, das von den Mitarbeitern registriert wird.

Konsequent fügt Roth den in der Literatur genannten Säulen der Compliance Recht (als Minimalkonsens der Gesellschaft), Integrität (Prüfung aller Handlungen auf Legitimität) und Respekt für den Kontext (Folgen der Handlungen auf die weitere Umwelt) eine vierte hinzu: Die Vernunft. Damit integriert sie eine Kunstfigur aus dem Recht in ihre Überlegungen. Bei Entscheidungen wird immer ein „vernünftiger“ Entscheidungsträger modelliert, dessen Handlungen als Maßstab genommen werden. Damit denkt Roth das in manchen Unternehmen künstlich aufgeblasene Unwesen Compliance (das gleiche könnte man von dem Bereich CSR sagen) mit gesundem Menschenverstand, so wie es eigentlich sein sollte. In vielen Unternehmen hat sich Compliance zu einem Bereich gewandelt, der große Verantwortung für Bürokratie trägt und sich mehr um Haftungsvermeidung bei Einzelregelungen kümmert als um die Leitlinie, an der Mitarbeiter ihr Handeln ausrichten sollen. Mit diesem Ansatz stellt die Autorin ein in der Praxis weit verbreitetes Vorgehen infrage: Häufig werden Compliance-Verstöße bewusst einkalkuliert, da sie nur schwerlich entdeckt werden können. Dies widerspricht einem integren Herangehen, wie es die Autorin definiert. Außerdem plädiert sie für konsequente Sanktionierung, was sie zu dem Schluss bringt, dass Selbstregulierungen durch Code of Conducts nicht unbedingt der Weisheit letzter Schluss sind. Mit dem ordoliberalen Glaubenssatz „Wer den Nutzen hat, soll auch den Schaden haben“, spricht sie sich auch für die klare Sanktionierung von externen Effekten aus.

In diesem Zusammenhang geht Roth auf viele Sachverhalte ein, die den Zusammenhang zwischen CSR und Compliance deutlich machen. So ist die Beschreibung von Compliance und Korruption im internationalen Rohstoffhandel, der eine besondere Beziehung zu Roths Schweizer Heimat hat, außerordentlich erhellend.

Der schmale Band ist eine wahre Fundgrube an Wissen und Weisheit für Praktiker des Compliance-Managements, an dem insbesondere auch Wissenschaftler großes Vergnügen haben. Dem Fazit, dass fast alles, was ein Unternehmen macht, etwas mit Compliance zu tun hat, ist nichts hinzuzufügen.

Prof. Dr. Stefan Behringer, NORDAKADEMIE Elmshorn

Quelle: ZRFC Risk, Fraud & Compliance Heft 6/2014