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Compliance in Hochschulen

08.09.2020
Von Prof. Dr. Beatrix Weber und Dr. Stefanie Lejeune. Erich Schmidt Verlag GmbH & Co. KG, Berlin 2019, 358 Seiten, Preis Euro (D) 69,95 ISBN 978-3-503-18739-3.
Für Wirtschaftsunternehmen ist es bereits herausfordernd, die verschiedenen Funktionen der Corporate Governance zu definieren und voneinander abzugrenzen und deren Zusammenarbeit im Sinne der Erreichung strategischer und operativer Ziele zu optimieren. In Verwaltungseinheiten und Hochschulen ist dies besonders schwierig: Die Überwachungsfunktionen wie Compliance, Risikomanagement oder Interne Revision sind kapazitätsmäßig schwächer ausgeprägt. Sie verfügen kaum über langjährige Historie und klassisch gewachsene Aufgaben. Und bei Hochschulen kommt noch hinzu, dass die grundrechtlich zugestandene Freiheit der Wissenschaft, gesetzliche Vorgaben und der gesellschaftspolitische Auftrag einen engen Rahmen für das Eingehen von Risiken setzen. Gleichzeitig stehen moderne Wissenschaftsbetriebe im internationalen Wettbewerb um Forschungsmittel und Studierende.

Weber und Lejeune stellen dar, wie das Compliance-Management an deutschen Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen so erfolgen kann, dass sowohl Best Practice als auch gesetzlichen Vorgaben Genüge getan wird. Nach einem einleitenden Kapitel, welches die rechtliche Einordnung von Hochschulen als öffentlich-rechtliche Körperschaft und/oder staatliche Einrichtung beleuchtet, wird in einem Exkurs die Bedeutung der Organisationskultur für ein erfolgreiches Compliance-Management dargelegt: „Compliance steht und fällt mit dem Menschen.“

Im zweiten Kapitel werden die Verpflichtungen zu Compliance hinterfragt und die Kernelemente eines Compliance-Managements an Hochschulen und Forschungseinrichtungen dargestellt. Außerdem werden die Möglichkeiten der Prüfung und Zertifizierung aufgeführt. Das Compliance- Risikomanagement und die verschiedenen Compliance-Funktionen stehen im Mittelpunkt der Kapitel drei und vier. Die Klärung der Rollen der verschiedenen beteiligten Funktionen wie Compliance-Beauftragter, Beauftragter für Korruptionsprävention, Revision, Rechnungshof und Justiziar sowie die Beleuchtung von Haftungsfragen dürften insbesondere aus Sicht der Internen Revision interessant sein.

Die Arten von Hinweisgebersystemen und die Anforderungen an solche Systeme untersucht das fünfte Kapitel, bevor in Kapitel sechs die Compliance-Kommunikation erläutert wird. Die speziellen Aspekte von eCompliance, Datenschutz und Compliance in der Forschung stehen im Mittelpunkt der folgenden Kapitel sieben und acht. Bei der Personal-Compliance (Kapitel neun) wird besonderer Wert auf die persönliche Verantwortung der Beamten und Nebentätigkeiten gelegt. Das letzte Kapitel widmet sich der Korruptionsprävention an Hochschulen.

Insgesamt berücksichtigt das Werk in vielen Aspekten die Herausforderungen von Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen aus

• der Forderung nach nachhaltiger Forschung,
• dem Spannungsfeld aus nationalen und internationalen Anforderungen,
• der Begrenzung der öffentlichen Mittel und
• Industrie 4.0, Digitalisierung und der Erwartung eines auch künftig entsprechend der Tradition wissens- und technologiestarken Deutschlands.

Den vielen Revisionsfunktionen der deutschen Hochschulen, Forschungsinstitute und Forschungsverbünde wird mit diesem topaktuellen und umfassenden Buch über Compliance-Anforderungen und -Lösungen ein hilfreiches Werk an die Hand gegeben, welches den besonderen Umständen im öffentlich-rechtlichen universitären Umfeld Rechnung trägt.

Michael Bünis, CIA CRMA, Leiter Grundsatzabteilung beim DIIR – Deutsches Institut für Interne Revision e. V.

Quelle: ZIR Zeitschrift Interne Revision Ausgabe 4/2020

Programmbereich: Management und Wirtschaft