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Handbook of Global Research and Practice in Corruption

ZRFC Risk, Fraud & Compliance Heft 1/2013
14.03.2013
Von Adam Graycar / Russell G. Smith. Edward Elgar, Cheltenham u. a. 2011, 503 Seiten, 218,99 €, ISBN 978-1-84980- 501-8.
Von Adam Graycar / Russell G. Smith. Edward Elgar, Cheltenham u. a. 2011, 503 Seiten, 218,99 €, ISBN 978-1-84980- 501-8.

Die beiden australischen Wissenschaftler Graycar und Smith legen ein wahrhaft globales Handbuch zu einem breiten Ausschnitt aus dem Forschungsbereich Korruption vor. Nicht nur sind Beiträge von Wissenschaftlern und Praktikern aller fünf Kontinente vertreten, sondern es wird sich auch mit Branchen und Aspekten aus allen Teilen der Welt befasst. Das Handbuch ist in drei Teile gegliedert: Im ersten Teil wird ein (sehr) kurzer historischer Überblick gegeben, an den sich eine Zusammenfassung des aktuellen Forschungsstandes anschließt. Hier wird allerdings kein vollständiger Überblick gegeben. Es wird lediglich das Thema der Messung von Korruption und Wirtschaftskriminalität erörtert, dies aber sehr aktuell und auf hohem Niveau. Im zweiten Teil wird der Status Quo der Korruption in verschiedenen Branchen und Regionen dargestellt. Dabei liegt der Schwerpunkt auf dem öffentlichen Sektor und in Entwicklungsländern bzw. Branchen, die für diese interessant sind. Im dritten Teil widmet sich das Handbuch den Maßnahmen zur Prävention gegen Korruption. Dabei werden die UN- Konvention und die OECD-Konvention sowie Fallstudien aus Montenegro und Hong Kong vorgestellt. Dem deutschen Leser wird peinlicherweise in Erinnerung gerufen, dass Deutschland die UN- Konvention gegen Korruption immer noch nicht ratifiziert hat.

Ein besonderer Schwerpunkt des Buches liegt auf Bereichen, die für Entwicklungsländer interessant sind: Korruption in der Forstwirtschaft, die Gefahren der Korruption bei der Vergabe von Mitteln, die mit dem Klimaschutz im Zusammenhang stehen, Handel mit Diamanten, Antiquitäten und indigenen Kunstgegenständen. Eine Fallstudie, wie mit Entwicklungsprogrammen wirtschaftskriminelles Handeln ungewollt gefördert werden kann, ist die Darstellung des Programms „Oil for Food“ vor dem Irakkrieg, dessen Wirkung wesentlich durch Korruption unterminiert wurde.

Im Beitrag zum Diamantenhandel vertritt Dina Siegel, Professorin für Kriminologie an der Universität Utrecht, die Auffassung, dass bestimmte Praktiken des Schenkens und Nehmens in afrikanischen Ländern nicht als Korruption gewertet werden dürfen. Sie gibt Beispiele aus der Anthropologie, dass diese Handlungen kulturell bedingt sind und nicht mit Kriminalität verwechselt werden dürfen. Sie bezeichnet Korruption als ein zutiefst westliches Konzept. Dieser Ansicht widersprechen andere Beiträge, die den Schaden durch Korruption in den Entwicklungsländern auf 20 bis 40 Mrd. US-Dollar schätzen. Die Diskussion wird leider nicht explizit in dem Buch geführt, sondern nur mittelbar in den verschiedenen Beiträgen. Hier hätte man sich eine offene Diskussion gewünscht.

Insgesamt gibt der Sammelband einen guten Überblick über viele aktuelle Themengebiete zu Korruption und Wirtschaftskriminalität. Dabei werden viele Bereiche angesprochen, die in der deutschsprachigen Literatur nur am Rande behandelt werden. Insbesondere für Praktiker mit Aktivitäten in den genannten Branchen oder mit größeren Aktivitäten in Entwicklungsländern empfiehlt sich ein Blick in dieses internationale Handbuch.

Prof. Dr. Stefan Behringer, EBC Hochschule Campus Hamburg

Quelle: ZRFC Risk, Fraud & Compliance Heft 1/2013