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Gesundheitsdaten via Apps. Risiken beachten! (Foto: Apple.com)
PinG-Interview

Leutheusser-Schnarrenberger: Datenschutz auch für „rohe“ oder „für sich belanglose“ Daten

ESV-Redaktion COMPLIANCEdigital
02.09.2015
Gesundheitsdaten sind heiß begehrt. Und mit den neuen Wearables liefern die Menschen diese Daten quasi umsonst. Über den Umgang und den Gefahren mit den Gesundheitsdaten sprach die Ping-Redaktion mit Sabine Leutheusser-Schnarrenberger.
Nicht erst seit der Apple Watch ist das Thema Gesundheitsdaten virulent. Für einen kurzen medialen Aufschrei sorgte aber dennoch die Ankündigung der Allgemeinen Ortskrankenkasse Nordost (AOK Nordost), den Kauf der dafür notwendigen Gadgets mit  max. 50 Euro zu subventionieren.

An Apple a day keeps the Data away?

Das die AOK Nordost das nicht aus Barmherzigkeit für das wertvollste Unternehmen der Welt, Apple, tut ist klar. Vielmehr sollen die Nutzer dieser Gadgets zu einem gesünderen Lebensstil animiert werden, indem sie sich u.a. mehr bewegen oder gesünder ernähren. Mit Sensoren zur Schritt-, Kalorien-  oder Herzfrequenzmessung, die in den sogenannten Wearables meist integriert sind und den entsprechenden Apps,  können die Träger dieser kleinen Helfer ihre Aktivitäten kontrollieren, oder – um ein nicht so schönes Verb zu verwenden – überwachen. Doch was passiert mit den Bewegungsprofilen und gesammelten Messwerten? Ist es wirklich sinnvoll, der Institution, die letztendlich für meine Arztrechnungen aufkommt, Zugriff auf derlei Daten zu ermöglichen? Und was passiert anschließend mit diesen Daten? Bleiben diese bei den Krankenkassen oder werden sie – wenn sich das Geschäftsmodell der Krankenkasse ändert – gewinnbringend weiter veräußert?

Erst denken, dann herunterladen

Die ehemalige Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) plädiert im Interview in der aktuellen Ausgabe (5/15) der Datenschutzzeitschrift PinG daher für einen sensibleren Umgang mit den eigenen Gesundheitsdaten.

Auch die Bundesdatenbeauftrage Andrea Voßhoff (CDU) steht dem Einsatz von Gesundheits-Apps kritisch gegenüber: „Allen Anwendern, die Fitness-Apps freiwillig herunterladen, rate ich, nicht unbedacht mit ihren sensiblen Gesundheitsdaten umzugehen und die kurzfristigen finanziellen Vorteile, welche die Datenoffenbarung vielleicht mit sich bringt, gegen die langfristigen Gefahren abzuwägen“, so Voßhoff.

Medizinischer Fortschritt durch Big Data

In dem Interview plädiert die ehemalige Justizministerin allerdings auch dafür, dass Datenschutz nicht zum Hemmnis werden darf. Tumordatenbanken seien heutzutage unerlässlich, um eine bestmögliche Behandlung der Patienten zu gewährleisten. Aber: Gewebeproben zu Forschungszwecken sollten stets anonymisiert oder zumindest, mit entsprechender Sicherung, pseudonymisiert erhoben werden, so die Forderung Leutheusser-Schnarrenberger. Ihr Argument: „Auch mit anonymisierten Daten kann erfolgreiche Forschung betrieben werden.“

Das gesamte PinG-Interview mit der ehemaligen Bundesjustizministerin lesen Sie hier.

Zur Person

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger studierte Rechtswissenschaften in Göttingen und Bielefeld. Seit 1978 ist sie Mitglied der FDP und gehört dem Freiburger Kreis an. Von 1990 bis 2013 war die 64-jährige Juristin aus Minden Mitglied des Deutschen Bundestags. Bereits 1992 war sie Bundesjustizministerin, legte ihr Amt jedoch aus Widerstand gegen den „Großen Lauschangriff“ 1996 nieder. Von 2009 bis 2013 war sie erneut Bundesjustizministerin. Bei Fragen zu Bürgerrechten und Datenschutz spielt sie eine wichtige Rolle. (ESV/ms mit Material von Ping, FAZ, BfDI)

Literaturhinweise zum Thema

Über aktuelle und grundlegende Fragen zum Datenschutz, informiert die Zeitschrift PinG – Privacy in Germany. Abonnenten von COMPLIANCEdigital lesen PinG kostenfrei!