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Keine Angst vor den großen Daten (© Fotolia, R. Neumann)
Deggendorfer Forum

Big Data – Data Analytics und Mittelstand

Mario Schulz, ESV-Redaktion COMPLIANCEdigital
22.06.2015
Objektivität, Transparenz und Vertrauen durch Big Data? Datenanalyse-Experten diskutierten auf dem Deggendorfer Forum, wie vor allem der Mittelstand von seinen Daten profitieren kann.
Big Data ist längst kein Thema mehr für Google, Facebook und Co. Auch immer mehr kleine und mittelgroße Firmen (KMU) finden Gefallen an ihren Daten, sind doch die Aussichten mehr als golden – glaubt man den Werbeversprechen der unzähligen Analyse- und Beratungsfirmen.

Will: "Big Data ist eine Ideologie"

Doch was steckt dahinter? Nach Ansicht von Prof. Dr. Hart Will, Erfinder der Prüfsoftware Audit Command Language (ACL), haben sich die Problembereiche der Datenanalyse auch im Zeitalter von Big Data nicht grundlegend geändert. Big Data, so sein Fazit, habe weder dazu beigetragen, dass Objektivität und Transparenz gestiegen sind. Folglich sei auch das Vertrauen nicht gestiegen. Big Data sei daher immer noch eine Ideologie – und noch dazu eine gefährliche.

Denn, Datenmakler seien anders als z.B. Kreditüberwachungsagenturen kaum reguliert. So gebe es keine Gesetze, wie den Fair Credit Reporting Act, die vorschreiben, die Privatsphäre der Konsumenten zu sichern oder, sachliche Irrtümer zu korrigieren. Es gebe auch keine rechtlichen Regeln darüber, welche Informationen in den Systemen enthalten sind. Hier gebe es, so Will,  einen großen Handlungsbedarf (siehe hierzu auch den Blogeintrag von Joachim Diehm auf PingDigital).

Will bemängelte auch, dass zwar immer mehr Daten gesammelt werden und in Folge dessen auch immer Analysen erfolgen. Allerdings lernen wir aus den Daten bisher zu wenig: "Es muss irgendwann umschlagen in Wissen", so Will.

Daten brauchen (nicht immer) Tabellen

Mitverantwortlich hierfür sind auch die Wirtschaftsprüfer (WP), so Wolf Dieter Fischer von BDO. Viel zu lange haben sich WP zu wenig um Prozesse beschäftigt, die zu den Daten führen. Die Folge: Es werden unzählige Tabellen und Analysen produziert, die – im besten Fall – Wirtschaftsprüfer noch verstehen. In der Regel wird jemand, der mit den Zahlen arbeiten muss – aufgrund der dargebotenen Komplexität – sie aber kaum mehr verstehen.

Wie es anders geht, zeigte Dominik Fischer in seinem Beitrag zur Nutzung von Netzwerkstrukturen zu besseren Visualisierung von Big Data in den Unternehmen. Seine Vortrag war inspiriert von dem Beitrag von Prof. Dr. Ludwig Mochty auf dem Deggendorfer Forum 2014: "Journal Entry Network- und Geschäftsprozess-Analyse im Verbund. Ein dualer Revisionsansatz".

Mit Daten führen

Dass eine bessere Darstellung von Daten notwendig ist, machte Günter Müller in seinem Beitrag „Datenanalyse als Vorbote für die zukunftsorientierte Risikobewertung im Mittelstand“ deutlich. Im Mittelstand, so seine Beobachtung, gelten in Sachen Datenanalyse viel zu oft noch zwei Artikel des Rheinischen Grundgesetzes:
  • Et kütt wie et kütt. („Es kommt, wie es kommt.“)
  • Et hätt noch emmer joot jejange. („Es ist bisher noch immer gut gegangen.“)
In vielen KMU – vor allem in familiengeführten Unternehmen – sei es noch heute gang und gebe, dass meist der Patriarch sich jeden Morgen drei bis vier für ihn wichtige Unternehmenszahlen vorlegen lässt, wie z.B. den Auftragseingang oder den Krankenstand. Anhand dieser Zahlen führt der Geschäftsführer das Unternehmen: „Et hätt noch emmer joot jejange“ (siehe hierzu auch den ZUb-Beitrag: "Beratung von Familienunternehmen – die notwendige Beachtung von Paradoxien“ von Torsten Groth).

Für die nachfolgende Generation, die die Erfahrungen des alten Firmenlenkers nicht hat, ist diese Vorgehensweise – angesichts der Größe, die KMU in Deutschland aufweisen können – mehr als fahrlässig.

Big Data-Herausforderungen für den Mittelstand

Für Müller ergeben sich hieraus drei Herausforderungen, die KMU zu bewältigen haben:
  1. Gerade in Familienunternehmen müsse ein Kulturwechsel vollzogen werden, weg vom Rheinischen Grundgesetz und hin zu einer datenbasierten Unternehmensführung.
  2. Datenanalyse kann – wenn sie gut gemacht ist – Ergebnisse hervorbringen, die vielleicht nicht jedem – und vor allem nicht dem alten Firmenpatriarchen ¬– recht ist. Die Ergebnisse aber zu akzeptieren, ist die zweite große Herausforderung, die KMU zu bewältigen haben.
  3. Die dritte Herausforderung sieht Müller darin, die richtigen Rückschlüsse aus den Ergebnissen zu ziehen. Zu oft, so seine Beobachtung, werden die Ergebnisse – zwar widerwillig – bejaht. Allerdings passiere danach nichts mehr. Viele Ergebnisse landen in der berühmten Schublade.

Literaturempfehlungen zum Thema Datenanalyse und Mittelstand

Zum Thema digitale Datenanalyse informieren umfassend die Sammelbände des Deggendorfer Forum zur digitalen Datenanalyse. Die eBooks der Reihe finden Sie auf COMPLIANCEdigital.

Wie Unternehmerfamilien, Fremdgeschäftsführer und Gesellschafter die Führung von Unternehmen und Familie erfolgsorientiert ausrichten, erfahren Sie in dem von  Alexander Koeberle-Schmid und Bernd Grottel herausgegebenen Band: "Führung von Familienunternehmen: Ein Praxis-Leitfaden für Unternehmen und Familie".

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