
Blockchain - die Stromtrasse zum Nachbarn
Was sind Bitcoins? |
|
Was Blockchain kann
Blockchain-Technologie kann vor allem Aufgaben übernehmen, die bisher zentrale Institutionen abgewickelt haben.Beim Strom übernehmen Netzbetreiber oder Zwischenversorger diese wesentlichen Aufgaben heute noch. Sie erfassen, wie viel Strom produziert und verbraucht wird. Dabei sind die Einspeisung in das Stromnetz und der Verbrauch zwei voneinander getrennte Prozesse in getrennten Abrechnungssystemen.
Im konventionellen Bereich funktioniert dieser dezentrale Vertrieb, weil die Vertragspartner alles voneinander wissen, was sie wissen müssen: Wer will was kaufen oder verkaufen? Was kostet zum Beispiel ein Kilo Kartoffeln?
Blockchain hingegen funktioniert wie eine Art Register. Dieses hält die notwendigen Daten für alle bereit, die sich an solchen Geschäften beteiligen möchten.
Mit Blockchain kann der Kunde dann nicht nur bestimmen, ob er sich generell für Ökostrom entscheidet oder nur Strom von einem bestimmten Großanbieter beziehen will. Er könnte auch Strom direkt vom Nachbarn beziehen und hierbei nach Zeit und Menge differenzieren. Insoweit ist oft auch die Rede vom Peer-to-Peer-Handel.
Direkte Abwicklung des Stromgeschäfts durch Smart Contracts
Neu ist, dass der Stromproduzent und dessen Kunde auch die Abrechnung und Bezahlung direkt untereinander abwickeln, und zwar ohne Zwischenversorger. Hierbei laufen die Daten autonom zwischen den Geräten der Vertragspartner hin und her. Dabei werden die Verträge direkt über sogenannte Smart Contracts per Computer abgewickelt. Smart Contracts sind Verträge, die aktiv selber einzelne Aktionen ausführen, die dort geregelt sind. So könnte ein Smartcontract zum Beispiel automatisch die Stromlieferung einstellen, wenn der Kunde mit seinen Zahlungen in Verzug ist und die sonstigen rechtlichen Voraussetzungen hierfür vorliegen.Was für Blockchain spricht
Befürworter von Blockchain sehen entscheidende Vorteile gegenüber dem bisherigen konventionellen Handel. Für den Strommarkt würde dies folgendes bedeuten:- Schnellerer und günstiger Datentransfer.
- Flexible Reaktionsmöglichkeiten aller Akteure am Markt.
- Individueller Strommix für Kunden: Der Kunde kann flexibel und sehr konkret bestimmen, welche Art von Strom er kaufen will und sich seinen persönlichen Mix zusammenstellen.
- Größere Privatsphäre für Kunden.
Blockchain: Viele Fragen bleiben offen
Dennoch sind längst nicht alle Fragen geklärt. Hier die wichtigsten offenen Punkte:- Keine Standards für Datenquellen: Kritiker meinen, dass es gegenwärtig kaum Standards für zuverlässige Datenquellen gibt.
- Sicherheitsfragen: Zudem gibt es Vorbehalte gegen die Sicherheit von Blockchain. Danach besteht bei einer dezentralen Organisation vor allem die Gefahr, dass im Notfall keine zentrale Institution, wie zum Beispiel zwischengeschaltete Versorger oder Übertragungsnetzbetreiber, helfen können.
- Bilanzkreis: Einbeziehung der Prosumer in den Bilanzkreis?
Blockchain als Zukunft der Energiewirtschaft?
Ob Blockchain die Energiewirtschaft allerdings tatsächlich so stark verändern wird, lässt sich kaum vorhersagen. Dazu steckt diese Technologie noch zu sehr in den Kinderschuhen.Wie die FAZ in ihrer Online-Ausgabe vom 02.08.2016 berichtet, wurde in New York im April 2016 zum ersten Mal Strom zwischen Nachbarn mittels Blockchain gehandelt. Seitdem versorgen Anwohner einer Straßenseite der President Street Bewohner der anderen Seite mit selbsterzeugtem Strom. Damit deutet sich zumindest an, dass die Idee eines dezentralen Strommarktes funktionieren kann.
Weiterführende Literatur |
|
(ESV/bp)
Programmbereich: Energierecht