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Die Umsatzeinbrüche durch Corona belasten die Liquidität der Firmen drastisch. (Foto: monsitj/stock.adobe.com)
Folgen der Pandemie

Corona-Krise trifft deutschen Mittelstand mit Wucht

ESV-Redaktion Management und Wirtschaft
28.04.2020
Geschäftsschließungen, Reisebeschränkungen und Kontaktverbote führen zu Umsatzeinbrüchen, schmelzenden Liquiditätspolstern und unsicheren Geschäftsaussichten.

Die Existenz vieler kleiner und mittlerer Unternehmen ist deshalb bedroht, zeigt eine Befragung von KfW Research aus der ersten Aprilwoche, deren Ergebnisse die KfW jetzt veröffentlicht hat. Demnach mussten 2,2 Millionen Mittelständler und damit 58 Prozent im März Umsatzeinbußen aufgrund der Corona-Eindämmungsmaßnahmen hinnehmen.

Im Durchschnitt gingen den Unternehmen 53 Prozent der sonst im März zu erwartenden Umsätze verloren. Das entspricht etwa 39.000 Euro je Unternehmen. Insgesamt büßt der Mittelstand im März 75 Milliarden Euro ein und damit zwei Prozent der Jahresumsätze. Blieben die Umsatzeinbrüche auf ähnlichem Niveau, reichen die eigenen Liquiditätsreserven bei der Hälfte der Unternehmen noch bis Ende Mai.

„Die aktuelle schrittweise Rückführung der coronabedingten Eindämmungsmaßnahmen lässt auf eine Entspannung im Mittelstand hoffen“, sagte Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. Viele Unternehmen könnten ihr Geschäft wieder aufnehmen. Doch niedrigere Umsätze und Liquiditätsengpässe dürften in den kommenden Wochen fortbestehen. „Staatliche Hilfsmaßnahmen und KfW-Liquiditätsmaßnahmen bleiben daher für die kleinen und mittleren Unternehmen weiter nötig und hilfreich“, so Köhler-Geib.

Kleinere Unternehmen stärker betroffen

Die KfW-Analyse zeigt, dass kleinere Unternehmen mit 58 Prozent etwas häufiger von Umsatzrückgängen im März betroffen waren als Mittelständler mit mehr als 10 Beschäftigten. Unter den Wirtschaftszweigen beklagen Dienstleister am häufigsten Umsatzrückgänge. Allerdings geben 40 Prozent der Mittelständler etwa gleichbleibende Umsätze an – mit Blick auf die Branchen vor allem Unternehmen aus dem Handwerk und des Baugewerbes. Zwei Prozent der Befragten erzielten sogar Umsatzzugewinne, darunter Mittelständler des FuE-intensiven Verarbeitenden Gewerbes und Mittelständler im Handel.

Liquiditätsreserven reichen bei der Hälfte maximal bis Ende Mai

Die Umsatzeinbrüche belasten die Liquidität der Firmen drastisch. 44 Prozent berichten von einer Reduktion ihrer Liquiditätsreserven aufgrund der Folgen der Corona-Krise. Für sämtliche Größenklassen und Branchen im Mittelstand zeigt sich: Sofern sich die gegenwärtige Situation nicht verbessert, gerechnet ab 1. April 2020, verfügt ungefähr die Hälfte der Unternehmen über Liquiditätsreserven, die maximal zwei Monate ausreichen.

Weitere Auswirkungen erschweren unternehmerisches Leben

Bei einem Viertel der Unternehmen kommt es zu Störungen im Geschäftsbetrieb, weil Mitarbeiter ausfallen. 18 Prozent beklagen ein verkleinertes Absatzgebiet, 17 Prozent haben Probleme aufgrund gestörter Lieferketten. Und 14 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen haben den Geschäftsbetrieb bereits komplett eingestellt.

Fremdkapitalquote zu Beginn der Krise bei 68,6 Prozent

Im Durchschnitt ist die Eigenkapitalquote im deutschen Mittelstand zwischen 2002 und 2018 um 13 Prozentpunkte auf aktuell 31 Prozent gestiegen. Die hohen Eigenkapitalquoten und die damit verbundene höhere Bonität dürfte den Unternehmen in der aktuellen Situation auch helfen, leichter an Fremdkapital zukommen, um Liquiditätsengpässe zu überbrücken, stellt die KfW fest. Da viele Mittelständler zu Beginn der Krise einen „moderaten Schuldenstand“ mit einer Fremdkapitalquote von 68,6 Prozent aufwiesen, sei die Gefahr, dass eine zunehmende Kreditaufnahme einen Großteil der Firmen in die Überschuldung treibt, überschaubar.

Die vollständige Sonderbefragung der KfW finden Sie hier.

Eine Umfrage des Vereins KuBI und der Fachhochschule Dortmund zum Risikobewusstsein unter rund 500 kleinen und mittelständischen Unternehmen in Deutschland zeigt, dass vor der aktuellen Pandemie knapp ein Viertel eine risikofreudige Einstellung aufwies. Gut ein Drittel zeigte sich dagegen risikoscheu, 40 Prozent gaben eine mittlere Risikoneigung an. „Das Risikobewusstsein der KMU ist teilweise von erstaunlichen Fehleinschätzungen geprägt“, bezieht der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) Stellung. Nur 28 Prozent der Befragten stuften allgemeine Haftungsrisiken als grundsätzlich existenzvernichtend ein, obwohl diese Risiken naturgemäß nicht beschränkbar sind und im schlimmsten Fall zur Insolvenz führen.

Die vollständige Pressemitteilung der Fachhochschule Dortmund finden Sie hier.

Sämtliche Meldungen, die wir für Sie als Info-Service zur Bewältigung der Corona-Krise veröffentlichen, haben wir auf einer Website gebündelt.

(ESV/fab)

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