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Auch wenn manche Wörter und Phrasen grammatisch nicht gefasst werden können – wenn wir sie wiederholen, prägen sie sich ein und werden so  vertraut. (Foto: @yayasya – stock.adobe.com)
Neues aus: Fremdsprache Deutsch

Was Apfelkuchen mit dem Deutschlernen verbindet

ESV-Redaktion Philologie
16.04.2021
Vokabeln pauken, Satzglieder bestimmen, Grammatik verstehen – wenn der DaF-Unterricht nur so aussieht, ist es leicht, das aufregende Ziel aus den Augen zu verlieren: Durch neue Deutschkenntnisse mit spannenden Leuten kommunizieren. In Heft 64 von Fremdsprache Deutsch gehen die Herausgeberinnen Karina Aguado und Dagmara Warneke von einem „mentalen Netzwerk von Konstruktionen“ aus.
Sie plädieren dafür, mit dem Üben von erlebbaren Beispielen eine schnelle Anwendung des Deutschen als neueerlernte Sprache zu erreichen und über diesen Weg zur schematisch-abstrakteren Kenntnis der Grammatik hinzuleiten.
Dabei ist eine strikte Trennung von Grammatik und Lexik (Wortschaftz) hinderlich. Die Grundüberlegung ist vielmehr die eines Lexikogrammatischen Kontinuums, also einer Betrachtung, in der grammatisch beschreibbare Phänomene durchaus auch als lexikalische Einheiten gelernt und verstanden werden. Nehmen wir diese Aussage: „Apfelkuchen ist kein leichtes Frühstück.“ Abgesehen davon, dass Apfelkuchen zum Frühstück eine vorzügliche Idee ist, könnten wir zu diesem Satz einen grammatische Zugang suchen. Wir könnten sagen, dass „Apfelkuchen“ ein Kompositum ist und „leichtes Frühstück“ eine Kollokation. Und das wäre ja auch richtig. Wenn eine lernende Person diesen Satz jedoch hört, ist es für sie hilfreicher, diese beiden grammatikalischen Phänomene als lexikalische Kompositionen zu verinnerlichen, um sie so anwenden zu können, ohne vorerst genau zu wissen, was der grammatikalische Gehalt ist.

Fremdsprache Deutsch Digitalangebot
Hier finden Sie ein ausführliches Webangebot und das Archiv der Zeitschrift.

„Leichtes Frühstück“ – das sagt man also so, gut zu wissen, denkt die lernende Person. Je häufiger solche Konstruktionen dann vorkommen, desto leichter lassen sie sich als ganzheitlich im „mentalen Lexikon“ abspeichern und abrufen. Viel hilft – in diesem Fall – viel: Große Mengen an Lese- und Lernmaterial machen es DaF-Lernenden möglich, bekannte Muster wieder und wieder zu erkennen und auf deren Struktur zu schließen. „Sprache lernen“, sagen Aguado und Warneke, „ist Konstruktionen lernen.“

„Minidialoge[,] in denen der Wortschatz in einem kontextreichen Zusammenhang aktiviert und integrativ mit viel Sicherheit in Form von unanalysierten Chunks geübt wird“ sind hierbei ein guter Weg, „um den Aufbau von lexikalisch-syntaktischer Flüssigkeit und Automatismen [zu] unterstützen.“ Solch ein „[Flüssigkeitstraining] vergrößert die sprachlich wahrgenommenen Einheiten, so dass anstatt einzelner Wörter auch größere zusammenhängende Phrasen am Stück gelesen oder gehört werden können.“ (Aguado und Warneke)

In der neuen Ausgabe von Fremdsprache Deutsch finden Sie weitere hilfreiche Vorschläge für die pädagogische Praxis. Das Heft können Lehrende nutzen, um ihren Unterricht auf Gesamtheitsanspruch hin zu hinterfragen.

Fremdsprache Deutsch Heft 64 (2021): Wortschatz
Heftherausgebende: Karina Aguado und Dagmara Warneke

Im Heft 64 zum Thema „Wortschatz“ wird der Frage nachgegangen, wie vor dem Hintergrund theoretischer Grundannahmen sowie aktueller empirischer Erkenntnisse aus den einschlägigen Bezugswissenschaften, nämlich (Psycho-)Linguistik, Sprachlehrforschung und Fremdsprachendidaktik, eine systematische und gezielte Wortschatzarbeit im fremd- und zweitsprachlichen Deutschunterricht erfolgen kann.
Das Ziel des Heftes ist, die spezifischen Anforderungen des Lehrens und Lernens von Wortschatz bezogen auf das Alltagsleben, auf schulische und berufliche Themen wie auch auf den individuellen Erfahrungsbereich der Lernenden mit gezielten didaktisch-methodischen Anregungen und Umsetzungsmöglichkeiten im Unterricht zu verknüpfen. Neben der Diskussion des Wortschatzlernens im fachlichen Kontext sowie der Skizzierung digitaler und mobiler Lernangebote betrifft dies insbesondere die Entwicklung flüssiger mündlicher Kompetenz und zielsprachlicher Handlungsfähigkeit mittels automatisierter Formulierungen und Konstruktionen. Im Vordergrund stehen dabei nicht nur aktuelle Zielvorstellungen und technische Innovationen, sondern auch die mit einer erfolgsorientierten Gestaltung von Lernprozessen und der Förderung des autonomen Wortschatzlernens einhergehenden veränderten Rollen von Lehrenden und Lernenden.
Die Berücksichtigung neuester Trends allein ist jedoch noch kein Garant für die erfolgreiche Optimierung und Erweiterung des kommunikativen und interkulturellen Kompetenzrepertoires von Lernenden. Dies erfolgt vielmehr durch die Schaffung sinnvoller Zusammenhänge zwischen dem unterrichtlich gesteuerten und dem lernerautonomen Wortschatzerwerb, und zwar mit einem besonderen Fokus auf dem Sprachkönnen.

 

Programmbereich: Deutsch als Fremdsprache