Was Apfelkuchen mit dem Deutschlernen verbindet
Dabei ist eine strikte Trennung von Grammatik und Lexik (Wortschaftz) hinderlich. Die Grundüberlegung ist vielmehr die eines Lexikogrammatischen Kontinuums, also einer Betrachtung, in der grammatisch beschreibbare Phänomene durchaus auch als lexikalische Einheiten gelernt und verstanden werden. Nehmen wir diese Aussage: „Apfelkuchen ist kein leichtes Frühstück.“ Abgesehen davon, dass Apfelkuchen zum Frühstück eine vorzügliche Idee ist, könnten wir zu diesem Satz einen grammatische Zugang suchen. Wir könnten sagen, dass „Apfelkuchen“ ein Kompositum ist und „leichtes Frühstück“ eine Kollokation. Und das wäre ja auch richtig. Wenn eine lernende Person diesen Satz jedoch hört, ist es für sie hilfreicher, diese beiden grammatikalischen Phänomene als lexikalische Kompositionen zu verinnerlichen, um sie so anwenden zu können, ohne vorerst genau zu wissen, was der grammatikalische Gehalt ist.
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„Leichtes Frühstück“ – das sagt man also so, gut zu wissen, denkt die lernende Person. Je häufiger solche Konstruktionen dann vorkommen, desto leichter lassen sie sich als ganzheitlich im „mentalen Lexikon“ abspeichern und abrufen. Viel hilft – in diesem Fall – viel: Große Mengen an Lese- und Lernmaterial machen es DaF-Lernenden möglich, bekannte Muster wieder und wieder zu erkennen und auf deren Struktur zu schließen. „Sprache lernen“, sagen Aguado und Warneke, „ist Konstruktionen lernen.“
„Minidialoge[,] in denen der Wortschatz in einem kontextreichen Zusammenhang aktiviert und integrativ mit viel Sicherheit in Form von unanalysierten Chunks geübt wird“ sind hierbei ein guter Weg, „um den Aufbau von lexikalisch-syntaktischer Flüssigkeit und Automatismen [zu] unterstützen.“ Solch ein „[Flüssigkeitstraining] vergrößert die sprachlich wahrgenommenen Einheiten, so dass anstatt einzelner Wörter auch größere zusammenhängende Phrasen am Stück gelesen oder gehört werden können.“ (Aguado und Warneke)
In der neuen Ausgabe von Fremdsprache Deutsch finden Sie weitere hilfreiche Vorschläge für die pädagogische Praxis. Das Heft können Lehrende nutzen, um ihren Unterricht auf Gesamtheitsanspruch hin zu hinterfragen.
Fremdsprache Deutsch Heft 64 (2021): Wortschatz Heftherausgebende: Karina Aguado und Dagmara Warneke Im Heft 64 zum Thema „Wortschatz“ wird der Frage nachgegangen, wie vor dem Hintergrund theoretischer Grundannahmen sowie aktueller empirischer Erkenntnisse aus den einschlägigen Bezugswissenschaften, nämlich (Psycho-)Linguistik, Sprachlehrforschung und Fremdsprachendidaktik, eine systematische und gezielte Wortschatzarbeit im fremd- und zweitsprachlichen Deutschunterricht erfolgen kann.
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