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Grammatik: Im Fremdsprachenunterricht wichtig (Foto: Fotolia.com/Marco2811)
Grammatik im Fach Deutsch als Fremd- und Zweitsprache

Ein gewisses Maß an Sensibilisierung für grammatische Zusammenhänge ist sinnvoll

ESV-Redaktion Philologie
07.03.2018
Im Unterricht für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache spielt Grammatik eine wichtige Rolle. Dabei hilft unser neues Lehrbuch zu Grammatik im Fach DaF und DaZ. Lesen Sie hier einen Auszug.

Die Nominalphrase

Als Nominalphrase (öfters auch: Nominalgruppe) bezeichnet man eine syntaktische Einheit, deren Kopf bzw. Kern ein Substantiv oder Pronomen ist. Alle weiteren Elemente der Nominalphrase beziehen sich auf das Substantiv. Ihre Funktion ist es, das Substantiv näher zu bestimmen und in den Kontext einzuordnen. Pronomen als Kopf der Nominalphrase werden nur in einigen wenigen Fällen von Attributen näher bestimmt. [...]

Kongruenz in der Nominalphrase

Artikel und vorangestellte Adjektive kongruieren mit dem Substantiv, das den Kopf bildet. Das heißt, dass ihre Endungen aufeinander abgestimmt sind. Dabei richten sich die Artikel und Adjektive nach dem Substantiv, und zwar im Genus (Maskulinum, Neutrum, Femininum), Numerus (Singular, Plural) und Kasus (Nominativ, Akkusativ, Dativ, Genitiv), z. B. die Tasche (Nominativ Singular Femininum), dem kleinen Jungen (Dativ Singular Maskulinum), die schönen Bäume (Akkusativ Plural Maskulinum).

Wie die Beispiele zeigen, sind nicht immer alle grammatischen Merkmale formal auch sichtbar (so könnte die schönen Bäume auch Nominativ sein). Im Deutschen gilt das Prinzip, dass die grammatischen Merkmale meist nur an einer Stelle in der Nominalphrase deutlich markiert werden („Monoflexion“), und zwar nach Möglichkeit am Artikel. Die Endungen des Definitartikels gelten hierbei als die bestmögliche Markierung der Deklination (man spricht auch von „Signalendungen“).

Wenn die Signalendungen am Artikel markiert sind, hat das Adjektiv die Endungen -e oder -en: der schöne Garten; dem kleinen Kind; (in) der warmen Jahreszeit. Diese Adjektivendungen verdeutlichen lediglich, dass das Adjektiv Teil der Nominalphrase ist, also nicht etwa prädikativ oder adverbial (endungslos) verwendet wird. Wenn die Signalendungen nicht beim Artikel stehen (z. B. bei einigen Formen des Indefinitartikels, bei Nullartikel, bei vorangestelltem Genitiv), übernimmt das Adjektiv in den meisten Fällen die Signalendung: ein schöner Garten; (mit) großem Vertrauen; (in) großer Eile. So zeigt sich im Deutschen auch morphologisch die Zusammengehörigkeit der Nominalphrase. [...]

Leseprobe
Die gesamte Leseprobe können Sie hier ansehen.

Die Nominalklammer

Der Artikel bzw. das Artikelwort bildet zusammen mit dem Kopfsubstantiv eine Klammer, die sogenannte Nominalklammer. Bei der Rezeption einer Nominalphrase wird der Hörer / Leser bzw. die Hörerin / Leserin typischerweise durch ein klammeröffnendes Element (ein Artikelwort) darauf vorbereitet, dass jetzt eine Klammerstruktur zu erwarten ist, deren Kopf ein Substantiv ist. Dieses Substantiv kann im einfachsten Fall direkt folgen, es können aber noch verschiedene Elemente zwischen Artikelwort und Kopf (Substantiv) stehen, die dieses weiter spezifizieren (Attribute). In der geschriebenen Sprache bietet das Schriftbild hier eine gewisse Orientierung, da Substantive großgeschrieben werden (auch Nominalisierungen aus anderen Wortarten: das satte Grün, das ewige Warten).

Allerdings ist nicht immer das erste Substantiv nach dem Artikelwort auch der Kopf der Nominalphrase, vgl.: der auf Gleis acht eingefahrene Zug. Hier ist Gleis Teil des Attributs eingefahrene, der Kopf ist Zug. Für Lernende des Deutschen als Fremd- und Zweitsprache ist es von großer Bedeutung, diese Klammerstruktur als Gestalt, also als Gesamtkomplex wahrzunehmen. Es entsteht ein Spannungsbogen, der erst gelöst bzw. vollendet wird, wenn der Kopf der Nominalphrase auftritt. Ähnlich wie bei der Verbalklammer bietet es sich hier an, zunächst durch rezeptive Übungen (sowohl mit Hörtexten als auch mit schriftlichen Texten) für diese Klammerstruktur zu sensibilisieren. Insbesondere auf fortgeschrittenem Niveau (ab B1) ist auch mit dem Auftreten von deutlich ausgedehnten Klammern zu rechnen; gerade daher ist es sinnvoll, das Prinzip der Nominalklammer bereits früher an einfacheren Beispielen zu verdeutlichen und dafür immer wieder zu sensibilisieren.

(ESV/lp)

Grammatik im Fach Deutsch als Fremd- und Zweitsprache

Dieses Werk wendet sich an alle, die im Inland oder im Ausland Deutsch als Fremd- und Zweitsprache sowie Germanistik studieren oder unterrichten. Es führt in gut strukturierter und verständlicher Darstellung in die grundlegenden Themen der Grammatik des Deutschen ein.

Die Darstellung der grammatischen Gegenstände geht von Kapiteln zu verschiedenen Wortarten über zu größeren Einheiten. Sprachliche Variation wird immer wieder mit einbezogen. Über die verschiedenen Kapitel hinweg werden in „didaktischen Fenstern“ grundlegende und spezifische Fragen der Vermittlung der deutschen Grammatik verständlich und praxisnah vorgestellt und diskutiert. Damit stellt dieses Werk eine hervorragende Arbeitsgrundlage für das Studium des Deutschen als Fremd- und Zweitsprache und die Lehrerausbildung dar und eignet sich als Grundlage für Fortbildungsveranstaltungen wie für das Selbststudium.

Programmbereich: Deutsch als Fremdsprache