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Fifa bestraft Verstöße gegen Ethikcode (Foto: niceshot/Fotolia.com)
Ethikcode

Ethik und Fifa: (k)ein Widerspruch

ESV-Redaktion COMPLIANCEdigital
29.07.2016
Die Ethikkommission des Fußball-Weltverbandes Fifa sperrt den ehemaligen DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach für ein Jahr. Grund für die Sperre ist ein Verstoß gegen den Fifa-Ethikcode.
Niersbach werden dabei ausdrücklich nicht Schmiergeldzahlungen oder Korruption vorgeworfen. Der Grund für seine Verurteilung liegt in seinem Versuch, die „Sommermärchen-Affäre” um die Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 intern regeln zu wollen. Das stellt einen Verstoß gegen Artikel 18 des Ethikcodes der Fifa (Anzeige- sowie Mitwirkungs- und Rechenschaftspflicht) dar.

Dubiose ungeklärte Zahlungen

Im Oktober 2015 wurden undurchsichtige Finanzgeschäfte des Organisationskomitees der Weltmeisterschaft bekannt. Konkret geht es um 6,7 Millionen Euro, die von den Organisatoren an die Fifa gezahlt wurden – tituliert als Beitrag zu einem „Kulturprogramm”. Diese Summe floss weiter an den damaligen Adidas-Vorstand Robert Louis-Dreyfus, dem das Organisationskomitee diese Summe schuldete. Die Gründe hierfür wurden bis heute noch nicht geklärt. Es besteht jedoch der Verdacht, dass mit diesem Geld zusätzliche Stimmen für die Vergabe der Weltmeisterschaft nach Deutschland gekauft wurden.

Niersbach behauptet, als damaliger Organisationskomitee-Vize und Pressechef nichts von diesen dubiosen Zahlungen vor der Weltmeisterschaft erfahren zu haben. Inzwischen wurde bewiesen, dass er spätestens seit dem Sommer 2015 – während seines Amts als DFB-Präsident – davon wissen musste. Ihm wird nun vorgeworfen, bei der Aufklärung die Fifa-Satzung missachtet zu haben. Diese schreibt vor, direkt die Ethikkommission der Fifa zu informieren. Stattdessen soll Niersbach versucht haben, die Affäre heimlich und mit gemeinsam wenigen ausgewählten Kollegen intern selbst aufzuklären – wobei auch einige wichtige Unterlagen verschwanden.

Mildere Strafe als gefordert

Als das Magazin „Der Spiegel” im Oktober 2015 den DFB auf die Zahlung ansprach, gab Niersbach zwar zu, von der Affäre zu wissen, ohne jedoch einen Grund für die Zahlung nennen zu können. Wenig später darauf wurde er zum Rücktritt von seinem Amt als DFB-Präsident gedrängt.

Chefermittler Cornel Borbély hatte nach monatelangen Ermittlungen hatte eine zweijährige Sperre für Niersbach verlangt. Ethik-Richter Alan Sullivan gab eine mildere Strafe bekannt. Niersbach darf für ein Jahr keine Position mehr im Fußball-Geschäft bekleiden. Dadurch verliert er seine Ämter im Fifa-Council und im Exekutivkomitee des europäischen Verbandes Uefa. Die Entscheidung will er nicht akzeptieren. Er wird zitiert: „Die nun verhängte Sanktion halte ich für unangemessen und überzogen. Ich lasse mich anwaltlich beraten, ob ich gegen diesen Entscheid Rechtsmittel einlegen werde.”

Niersbach reiht sich damit in eine Liste anderer hochrangiger Fußball-Funktionäre ein, die hohe Strafen erhielten: Fifa-Präsident Sepp Blatter, Uefa-Chef Michel Platini, Fifa-Generalsekretär Jérôme Valcke verloren allesamt ihre Posten und wurden für mehrere Jahre gesperrt.

Weiterführende Literatur
Wie man ein „Sommer-Märchen” richtig organisiert, beschreiben Prof. Dr. Gerd Nufer und Prof. Dr. André Bühler in ihrem Buch „Event-Marketing in Sport und Kultur - Konzepte – Fallbeispiele – Trends”. Neben Grundprinzipien des Event-Marketings gehen sie auf zielgerichtete Marketing-Strategien und Einzelmaßnahmen ein. Diese Strategien lassen sich auf die erfolgreiche – und ordnungsgemäße – Durchführung verschiedener Sport-Events anwenden, vom lokalen Sommerfest bis zum globalen Ereignis.

(Quelle: Der Spiegel; Die Welt; ESV/ap)

Programmbereich: Management und Wirtschaft