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Dante Alighieri ist einer der berühmtesten Italiener aller Zeiten (Foto: Paolo Gallo / stock.adobe.com)
Auszug aus: Handbuch Italienisch

Exzellentes Italien

ESV-Redaktion Philologie
23.08.2022
Pünktlich zum kommenden Wintersemester erscheint das von ausgewiesenen Expertinnen und Experten erarbeitete „Handbuch Italienisch“ im September auch in kartonierter Auflage. Nachdem der Hochschulbetrieb nun endlich wieder in Präsenz stattfinden kann, bietet die Studienausgabe eine willkommene Möglichkeit, Informationen zur Abwechslung auch mal in der Hand zu halten und nicht nur digital am Bildschirm zu lesen. Das Handbuch gibt einen breiten Überblick über Sprache, Literatur und Kultur des zweitliebsten Reiseziels der Deutschen. Nicht nur Studierende der Italianistik wissen: Italien ist weit mehr als Pizza, Pasta und Petersdom.
Die 96 Einzelartikel des „Handbuchs Italienisch“ bieten einen idealen Ausgangspunkt für jede Form der Auseinandersetzung mit italianistischen oder die italienische Lebenswelt betreffenden Fragen und laden darüber hinaus zu einem interdisziplinär vernetzten Umgang mit diesen Fragen ein.

Wir haben eine Leseprobe aus dem Bereich: Kulturwissenschaft – Geschichte und Politik Italiens für Sie vorbereitet. Im folgenden Auszug aus dem Beitrag Italiens Stellung in Europa und der Welt von Roberto Ubbidiente wird Italien als ein Land der Kulinarik und der „schönen Dinge“, aber auch der Künstler/-innen und Wissenschaftler/-innen skizziert, welche zum Italienbild „Land der Exzellenzen“ beitragen.

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Italian Sounding – Ein kulinarisch-kulturelles Primat

Die dem Belpaese zugeschriebene Lebensqualität drückt sich nicht zuletzt in einer alten kulinarischen Tradition aus, die zweifellos zu den international meistgeschätzten und meistimitierten zählt. Mit der von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe anerkannten neapolitanischen Pizza sowie den unendlichen Pasta-Variationen hat die italienische Volksküche international bekannte Gerichte hervorgebracht, die aus ihr eine regelrechte Weltküche machen. Darüber hinaus gab die in den 1950er Jahren vom US-amerikanischen Ernährungswissenschaftler Ancel Keys erforschte gesunde Ernährung von Bauern und Fischern aus dem Cilento den ersten Anstoß zum Begriff dieta mediterranea und somit zur Assoziation von Italiens Namen mit einer genuinen lebenserhaltenden Ernährung. Einige aus Italien stammende Chefköche sind zudem zu internationalem Erfolg gelangt, so z.B. Massimo Bottura, der die 2016 als bestes Restaurant der Welt gekürte Osteria francescana (Modena) leitet. Nicht zu unterschätzen ist der unvermutete imagologische Aspekt der italienischen Kulinarik, in deren meist unübersetzt bleibenden Gerichtsnamen sich eine ausgesprochen evokative Macht entpuppt.

Dies wissen Marketing- und Werbefachleute beispielsweise bei der Namensgebung von neuen Produkten gut zu nutzen: Der in der Lebensmittelbranche gängige Begriff des Italian Sounding, wenn auch als Täuschung von Verbraucher oder Verbraucherin, zeugt von einem garantierten Verkaufserfolg für Produkte (angeblich) italienischer Herkunft. Dies scheint insbesondere für den Kaffee zu gelten: Weil das schwarze Gold trotz exotischen Ursprungs international mit dem Belpaese assoziiert wird, zwinkern moderne, mitunter ausgefallene, der italiensichen Kaffeekultur völlig unbekannte Variationen – wie etwa der Frapucciono oder Vanillocino – einer italienischen Herkunft zu, die sich in Form einer auf Capuccino anspielenden Wortschöpfung zum Ausdruck bringen.

Ähnlich verhält es sich beispielsweise bei Namen wie Döneria und Kebaberia, bei Namen ausländischer Pralinen wie Giotto, Raffaello und Leonardo, die in der südlichen Halbinsel immer nur für den jeweiligen Künstler stehen, und sogar bei aus dem Italienischen entlehnten Autonamen wie Polo, Vento und Scirocco.

Eno-Gastronomie und Lebensmittelindustrie (u.a. Ferrero, Barilla, Buitoni, Parmalat) leisten einen großen Beitrag zum Welterfolg des Made in Italy, gleichsam als Hausmarke des Belpaese. Darunter begegnen zudem weltweit agierende Akteure aus der Modebranche (u.a. Armani, Prada, Valentino, Versace, Gucci, Dolce e Gabbana), der Brillenherstellung (Luxottica) und der Luxusautoindustrie (Ferrari, Lamborghini, Maserati). Selbst wenn manche traditionsreiche Marken mittlerweile nicht mehr in italienischen Händen sind, trägt ihre unberührt gebliebene imagologisch evokative Macht nach wie vor dazu bei, Italien zum Synonym für visionäre Kreativität, traditionsreiches handwerkliches Geschick, feinen Geschmack und Sinn für Schönheit und Eleganz zu machen.

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Ein Land der Exzellenzen

Als Kulturland ist Italien viel älter als der seit 1861 bestehende Staat. In einer von Massachusetts Institute of Technology (Boston) erstellten Rangliste der weltweit berühmtesten Italiener aller Zeiten errang Leonardo da Vinci den ersten Platz vor u.a. Cäsar, Archimedes, Dante, Michelangelo und Galilei (cf. Coriasco 2016, 89). Auffällig ist jedoch, dass genau genommen keiner dieser vornehmen, zum Weltkulturerbe gehörenden Menschen ein Italiener im Sinne des modernen politisch-territorialen Gebildes ist.

Italiens Name und Ruhm in der Welt ist tatsächlich zu einem überwältigenden Großteil mit Künstler- und Wissenschaftlerfiguren verbunden, für die ihr Heimatland lediglich eine erdachte Vorstellung, ein mentales Bild sein konnte. Ihr `Papierland´ (cf. Di Gesù 2013) macht zum großen Teil das im kulturellen imaginaire collectif begegnende Italienbild aus und trägt dadurch entscheidend zur topischen Begründung des Belpaese als Land von Exzellenz bei. In dieser Hinsicht werden in Italien moderne Leistungen und Errungenschaften in die Schiene der Fortführung einer jahrhundertealten Tradition des Genius loci gestellt.

Italien belegt den 7. Platz auf der Weltrangliste der Nobelpreisträger/innen und ist weltweit agierender Akteur in den verschiedensten Gebieten von Wissenschaft, Technik und Forschung. Ein hochqualifiziertes Personal aus Italien bzw. mit italienischem Migrationshintergrund begegnet in den führendsten Forschungsstätten der Welt. Meist handelt es sich dabei um der breiten Öffentlichkeit nicht bekannte Forscher/innen und Wissenschaftler/innen, deren Arbeitsleistungen im Kreis der Insider sehr hoch geschätzt werden. Ausnahmen dazu bilden einige Persönlichkeiten, denen die internationale Presse mitunter zu Weltruhm verholfen hat, wie beispielsweise the electronic brain Federico Faggiani, Miterfinder des ersten Mikrochips, die Astronautin Samantha Cristoforetti oder die Physikerin Fabiola Gianotti, derzeitige Leiterin des CERN in Genf. Exponenten der international geschätzten Italianità begegnen außerdem unter weltweit tätigen alten und neuen Vertreter/innen von Architektur, Kunst, Kino und Musik: von Piano, Fuksas, Nervi und Portoghesi zu Pistoletto (arte povera), Scaldaferri (astrattismo), Adami (pop-art) und Clemente (street-art); von Berio und Nono zu Toscanini, Abbado und Muti; von Di Stefano, Tebaldi, Del Monaco und Pavarotti zu Michelangeli, Pollini und Gazzeloni, um nur wenige Beispiele zu erwähnen.
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Lust auf Italienisch und Italien?

Dann lesen Sie weiter! Sie können das Handbuch hier bequem bestellen. Falls Sie lieber analog kaufen: Auch jede Buchhandlung kann Ihnen das Handbuch Italienisch (kartoniert oder als Festeinband) bestellen.

Die Herausgeberinnen
Professorin Dr. Antje Lobin hat an den Universitäten Gießen, Dijon und Rom studiert (Französisch, Italienisch, Betriebswirtschaftslehre) und wurde an der JLU in Gießen mit einer Arbeit zur Sprachwissenschaft des Italienischen promoviert. Dort habilitierte sie sich im Jahr 2015 im Fach Romanische Sprachwissenschaft. Seit 2015 ist sie Professorin für Italienische und Französische Sprachwissenschaft am Romanischen Seminar der JGU Mainz.

PD Dr. Eva-Tabea Meineke hat an der Universität IULM in Mailand „Lingue e letterature straniere“ studiert und wurde innerhalb eines Co-tutelle-Programms mit Paris 8 an ebendieser Universität im Fach „Letterature comparate“ promoviert. Seit 2011 lehrt und forscht sie am Romanischen Seminar der Universität Mannheim. Dort habilitierte sie sich 2017 in Romanistischer Literaturwissenschaft.


Handbuch Italienisch
Sprache –Literatur – Kultur

Kartonierte Ausgabe

Erscheinungstermin: September 2022

Herausgegeben von Antje Lobin und Eva-Tabea Meineke

Das „Handbuch Italienisch. Sprache – Literatur – Kultur“ präsentiert grundlegende Themen aus den drei Gegenstandsbereichen der Italianistik von den
Anfängen bis hin zu den aktuellen Tendenzen der Gegenwart. Die sprach-, literatur- und kulturwissenschaftlichen Darstellungen der 96 Einzelartikel bieten einen idealen Ausgangspunkt für jede Form der Auseinandersetzung mit italianistischen oder die italienische Lebenswelt betreffenden Fragen und laden darüber hinaus zu einem interdisziplinär vernetzten Umgang mit diesen Fragen ein. Das Handbuch lebt neben den Einzeldarstellungen von der wissenschaftlichen Dialogizität zwischen aktuell forschenden und lehrenden Italianist/innen und Vertreter/innen weiterer geistes- und sozialwissenschaftlicher Fächer im In- und Ausland. In dieser Form wird der zum gegenwärtigen Zeitpunkt aktuellste Stand der wissenschaftlichen Diskussion abgebildet und auf allgemeinverständliche Weise zugänglich gemacht.
Das „Handbuch Italienisch“ ist als unterstützendes Arbeitsinstrument und Ressource für all diejenigen gedacht, die sich im Bildungssektor, aber auch in anderen institutionellen Kontexten mit italienbezogenen Fragestellungen befassen.


Programmbereich: Romanistik