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88 Prozent benennen die Führungskräfte als wichtigste Stellschraube (Abbildung: TK)
Studie "#whatsnext - Gesund arbeiten in der digitalen Arbeitswelt"

Führungskräfte wichtigste Stellschraube für Beschäftigtengesundheit

ESV-Redaktion Arbeitsschutz/TK
11.05.2017
Führungskräfte sind die wichtigste Stellschraube, wenn es darum geht, das Thema Mitarbeitergesundheit in Deutschlands Unternehmen voranzubringen. Das geht aus der Studie #whatsnext - Gesund arbeiten in der digitalen Arbeitswelt" hervor, den die Techniker Krankenkasse zusammen mit dem Institut für Gesundheitsberatung und der Haufe-Gruppe veröffentlicht hat.
Laut der Zukunftsstudie #whatsnext - Gesund arbeiten in der digitalen Arbeitswelt sind vor allem die Führungskräfte gefordert, das Betriebliche Gesundheitsmanagement voranzubringen.

Etwa ein Drittel ihres Lebens verbringen Berufstätige bei der Arbeit. Sie hat entscheidenden Einfluss auf ihre Gesundheit - darauf, wie Beschäftigte körperlich oder psychisch beansprucht werden. (Un)regelmäßige Arbeitszeiten, Termindruck, Arbeitsorganisation und Betriebsklima beeinflussen Motivation und Leistungsfähigkeit. Viele Unternehmen und der öffentliche Dienst investieren deshalb in die Gesundheit ihrer Beschäftigten. Bewegungsangebote, ergonomische Arbeitsplätze und gesundes Kantinenessen sind vielerorts Standard. Doch die digitale Arbeitswelt bringt neue gesundheitliche Beanspruchungen mit sich und erfordert deshalb auch neue Konzepte für die Gesundheitsförderung. In der großangelegten Studie #whatsnext - Gesund arbeiten in der digitalen Arbeitswelt" hat das Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG) zusammen mit der Techniker Krankenkasse (TK) und der Haufe Gruppe über 800 Geschäftsführende, Personaler und Verantwortliche für Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) nach den größten Herausforderungen heute und in Zukunft gefragt.

Wie steht es um das BGM-Engagement und was sind die größten Hürden?
An erster Stelle werden dabei die Führungskräfte benannt. Die Chefs selbst verorten sich nach den finanziellen Ressourcen an zweiter Stelle.

Neun von zehn Befragten (88 Prozent) benennen die Führungskräfte als wichtigste Stellschraube für die Förderung der Beschäftigtengesundheit. Ebenfalls häufig genannt: Einsatz der Unternehmensleitung und größere personelle Ressourcen mit jeweils 74 Prozent. Prof. Dr. Filip Mess, wissenschaftlicher Leiter des IFBG, das die Daten ausgewertet hat: "Gesunde Führung und die Unternehmenskultur haben extremen Einfluss auf die Gesundheit der Beschäftigten. Laut unseren Umfrageergebnissen sind die Chefs für ein wirksames und zukunftsfähiges BGM noch wichtiger als das Budget."

71 Prozent sehen einen größeren finanziellen Bedarf und mit 68 Prozent meinen fast ebenso viele, dass das interne Know-how gesteigert werden müsse. Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK: "Deshalb ist vor allem wichtig, dass wir die Unternehmen für dieses wichtige Thema sensibilisieren und BGM-Verantwortliche qualifizieren. Geld allein schießt bekanntlich keine Tore. Ohne geht es allerdings auch nicht: Wer als Unternehmen wirtschaftlich erfolgreich sein will, muss in die Gesundheit seiner Beschäftigten investieren - finanziell und personell. Der Gesetzgeber hat mit dem Präventionsgesetz den Rahmen geschaffen, die Krankenkassen haben ihren Einsatz erhöht, aber ohne die Anstrengung der Unternehmen kann kein nachhaltiges und zukunftsfähiges BGM installiert werden."

 In vier von zehn Betrieben passiert (fast) nichts

In jedem elften Unternehmen gibt es laut Studie überhaupt keine Maßnahmen zur Gesundheitsförderung, knapp drei von zehn Betrieben bieten vereinzelte Angebote, vor allem in den Bereichen Ergonomie und Entspannung. Nur etwas über ein Drittel (37 Prozent) der Befragten gibt an, dass in ihrer Organisation ein ganzheitliches BGM eingerichtet wird, das sich gesunden Strukturen und Prozessen widmet. Laut der #whatsnext-Studie werden sich die Handlungsfelder für die Gesundheitsförderung in den nächsten Jahren weiter verändern.

Bei der Frage, welche Themen in fünf Jahren von besonderer Bedeutung sein werden, steht wieder das "Gesunde Führen" auf Platz eins, gefolgt von Maßnahmen für eine gesunde Unternehmenskultur, Wissenssicherung, Feedbackkultur, Change- und Konfliktmanagement sowie digital Leadership.

Arbeit 4.0 verändert auch BGM-Themen

Mit der Digitalisierung der Arbeitswelt verändern sich auch die Themen, die die Gesundheit der Beschäftigten beeinflussen, so die Herausgeber der Studie. "Deshalb muss sich auch das Angebotsspektrum des BGM neu aufstellen", so Dr. Fabian Krapf, wissenschaftlicher Berater des IFBG. "Big Data sorgt dafür, dass Arbeit 4.0 vor allem immer komplexer wird, uns immer größere Mengen von Informationen zur Verfügung stehen. Beschäftigte brauchen künftig eine noch höhere Stresstoleranz." Betriebliches Gesundheitsmanagement müsse sich deshalb künftig noch mehr der Stressprävention bzw. der Stressresilienz widmen.

Die Digitalisierung führt zudem dazu, dass "lebenslanges Lernen" eines der wichtigsten Themen im BGM wird. Katharina Schmitt, Redakteurin des Personalmagazins der Haufe Gruppe: "Heute beschränkt sich BGM oft darauf, Mitarbeiter körperlich fit zu machen. Neue Technologien und moderne Arbeitsmethoden erfordern aber vor allem kognitive Fitness. Zukunftsfähiges BGM muss die Mitarbeiter deshalb befähigen, bis ins hohe Alter mit dem technischen Fortschritt mithalten zu können.

"Die Digitalisierung verändert nicht nur unsere Arbeit, sondern auch unsere Arbeitsformen. Die Studie zeigt, dass Themen wie Telearbeit, Home office und digitale Führung immer wichtiger werden", erklärt Reiner Straub, Herausgeber des Personalmagazins." In der neuen Arbeitswelt sei die Gefahr groß, dass die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit immer weiter aufweichen. Straub: "Führungskräfte müssen die Eigenverantwortung der Mitarbeiter stärken." Das gehe von der technischen Infrastruktur über das Schnüren der Arbeitspakete bis zur Einschätzung der Selbstkompetenz der Mitarbeiter. Straub: „Wer sich nicht gut organisieren kann, für den führt mobile Arbeit häufig zu mehr Stress.“

Wird die Arbeitswelt digitaler, sind auch digitale Angebote zur Gesundheitsförderung gefragt. Laut der Umfrage verzeichnen sie in den nächsten fünf Jahren den größten Bedeutungszuwachs bei den BGM-Themen.

Besonders weit in Sachen BGM sind der Studie nach vor allem Unternehmen der Finanz- und Versicherungsbranche. Bei der Sparda-Bank München ist Christine Büeck verantwortlich für das betriebliche Gesundheitsmanagement: "Gerade bei Dienstleistungsunternehmen wie unserem sind die Beschäftigten die Basis für den Unternehmenserfolg. Deshalb ist es uns wichtig, die gesundheitlichen Belastungen und Ressourcen rechtzeitig zu identifizieren und entsprechende Maßnahmen zu entwickeln. Wir fördern eine achtsamkeitsbasierte und stärkenorientierte Unternehmenskultur sehr. Sie ist eine wichtige Voraussetzung für den BGM-Erfolg. Die vorliegenden Daten sind für uns wertvoll, weil sie aufzeigen, welche Handlungsfelder künftig relevant sind."

Mit der Zukunftsstudie, die unter www.presse.tk.de zum kostenlosen Download steht, können sich Führungskräfte und Personaler frühzeitig auf die kommenden Themen vorbereiten. 

Die zukünftigen Handlungsfelder der Betrieblichen Gesundheitsförderung erklärt IFBG-Leiter Utz Niklas Walter auch in seinem Gastkommentar auf dem TK-Blog www.wirtechniker.tk.de

Die Studie
Die Studie #whatsnext - Gesund arbeiten in der digitalen Arbeitswelt ist eine Kooperation des Instituts für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG), der Haufe-Gruppe und der Techniker Krankenkasse. Das IFBG ist eine Ausgründung von Wissenschaftlern der Universitäten Konstanz, München (TU) und des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT). An der Studie nahmen im Februar und März 2017 über 800 Personaler, Führungskräfte und Verantwortliche für Betriebliches Gesundheitsmanagement teil. Die Ergebnisse sind in einem Online-Studienband unter www.presse.tk.de (Webcode 936082) abrufbar.

Literaturempfehlung zum Thema aus dem Erich Schmidt Verlag

Sohn/Au
Führung und Betriebliches Gesundheitsmanagement

Die Digitalisierung der gesamten Arbeitswelt, die Vernetzung von Maschinen und Arbeitsmitteln untereinander, die Globalisierung von Handel, Dienstleistung und Produktion, die immer kürzeren Innovationszyklen, die Miniaturisierung immer neuer Technikfelder und eine nahezu inflationäre Informationsflut erfordern von Unternehmen und Beschäftigten ein Maß an Flexibilität und Einsatzbereitschaft, welches noch vor wenigen Jahren in diesem Umfang nicht zu prognostizieren war. Diese Entwicklungen finden vor dem Hintergrund einer sich durch demografische Veränderungen und gleichzeitig durch eine Migrationsbewegung historischen Ausmaßes grundlegend wandelnden Gesellschaft statt.

Diese Entwicklungen werden mit Sicherheit gravierende Einflüsse auf die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten in Deutschland erhalten. Es ist daher erforderlich, insbesondere angesichts heterogener Belegschaften, verstärkt zu berücksichtigen:

• die betrieblichen Abläufe gut zu gestalten
• psychische Belastungen einschließlich Arbeitszeit und Arbeitsintensität zu beurteilen und ggf. zu optimieren
• Führungsmethoden fair, transparent und partizipativ zu gestalten
• Personalentwicklung zu betreiben, einschließlich der erforderlichen fachlichen und sozialen Kompetenzen
• betriebliche Gesundheitsförderung zu betreiben. 

Von Prof. Dr. Dirk Sohn und Dr. Michael Au unter Mitarbeit von Dr. med. Ulrike Roth, Dipl.-Soz. Bettina Splittgerber, Dipl.-Ing. Thorsten Ettelt, M. Sc., Prof. Dr. phil. Burkhard Schmidt


Programmbereich: Arbeitsschutz