Für die Ewigkeit? Die Klimakrise ist vielen Stiftungszwecken näher als man denkt
Es ist schizophren: Einerseits geht es uns nach objektiven Maßstäben so gut wie nie zuvor – wir leben länger als jede Generation vor uns. Auf der anderen Seite sind wir so bedroht wie nie zuvor, denn die Grundlagen menschlichen Lebens, die uns so selbstverständlich und so „gottgegeben“ vorkamen, sind es nicht: Die Grundlage auch aller Stiftertätigkeit sind nicht Geld, Gremien und Gebäude. Es sind Wasser, Luft und erträgliche Außentemperaturen. Denn das ist das allererste was wir zum Leben brauchen. Und nichts davon kann man mit Geld, Gremien oder technischen Errungenschaften wiederherstellen, wenn die blanke Physik der Erderwärmung, der Luftverschmutzung, der Dürre und der Nahrungsknappheit gegen uns steht. Die Erde kann gut ohne Menschen, das hat sie Milliarden Jahre bewiesen. Wir können aber nicht ohne die Erde. Und deshalb ist es auch falsch, ständig davon zu reden, wir müssten „das Klima“ oder „die Umwelt“ retten – nein, Freunde – wir müssen uns retten.
Visionen statt Verbote
Die Klima-Frage hat das Potential, zu einem neuen Generationenkonflikt zu werden. Dabei ist Nachhaltigkeit keine Erfindung oder Bewegung der Neuzeit, sondern viele ältere Menschen leben völlig selbstverständlich und oft auch unbewusst nachhaltig. Mein Vater zum Beispiel ist der Nachhaltigste in unserer Familie. Er ist noch nie in seinem Leben auf die Malediven geflogen und hat mit 85 Jahren weniger Treibhausgase zu verantworten als seine Enkel mit 15. Und während sich gerade Turnschuhhersteller loben, dass sie jetzt Plastik recyceln, hat er immer noch sein eines Paar „Adidas Rekord”, die plötzlich wieder voll angesagt sind. Denn das nachhaltigste Produkt ist das, was man schon hat.Wir schaffen es gemeinsam oder gar nicht. Ich bin überzeugt von den positiven Kräften in Wissenschaft, Demokratie und einer engagierten Zivilgesellschaft. Und auch wenn die Chancen gerade nicht gut stehen: Wir geben unser Bestes – unsere Zeit, zündende Ideen und unsere Zuversicht! Lösungsorientiert, humorvoll, verständlich und beseelt. Wir brauchen ein „Hin-zu“, eine positive Vision einer gesünderen, gerechteren und nachhaltigeren Welt. Deshalb bin ich auch Fan der Agenda 2030. Wir brauchen in einer Demokratie einen Grundkonsens darüber, wo wir stehen und wohin wir wollen. Wir reden dummerweise viel über „Verzicht“ und „Verbote“ statt darüber zu reden, wie wir denn zusammenleben wollen. Wir erleben Hass, Fake und Verlust an Vertrauen in Politik, Wissenschaft und Medien und eine unheilige Allianz von Klimaleugnern und Rechtspopulisten. Wem wird noch geglaubt? Ärzte und Pflegekräfte werden gehört, Kirchen, öffentlichen Multiplikatoren wie Schauspielern, Sportlern und Musikern und eben die Stiftungen, Stifter und Stifterinnen! Und wenn jeder an seiner Stelle sagt: „Die Klimakrise ist da, sie ist echt und bedrohlich. Sie ist menschengemacht. Die Wissenschaftler sind sich einig. Wir können etwas tun.“ Dann gibt es Hoffnung.
2020 ist ein entscheidendes Jahr. Und wir werden gefragt werden von unseren Kindern und Enkeln: Ihr habt alles gewusst, ihr wart in einem freien, reichen und kreativen Land – was war euch wichtig? Wart ihr Teil des Problems, oder Teil der Lösung? Ich wünsche uns allen, dass wir dann gute Antworten haben und freue mich über Austausch zu neuen Ideen.
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(ESV/cv,uw)
Programmbereich: Management und Wirtschaft