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Fabienne-Sophie Schäfer und Prof. Dr. Bernhard Hirsch über die Bedeutung eines Risikomanagements in Behörden. (Fotos: privat)
Nachgefragt bei: Prof. Dr. Bernhard Hirsch und Fabienne-Sophie Schäfer

Hirsch/Schäfer: „Ein Risikomanagementsystem kann helfen, Spannungen zu lösen”

ESV-Redaktion Management und Wirtschaft
18.02.2020
Risikomanagement hat auch für Behörden große Bedeutung. Die ESV-Redaktion sprach daher mit Prof. Dr. Bernhard Hirsch und Fabienne-Sophie Schäfer von der Universität der Bundeswehr München unter anderem über Möglichkeiten und Grenzen einer verwaltungsspezifischen Risikoüberwachung.
Herr Hirsch, was unterscheidet das Risikomanagement eines Unternehmens vom Risikomanagement einer Behörde?

Bernhard Hirsch: Das Risikomanagement unterscheidet sich dahingehend, dass die Praktiken, die für Unternehmen in Deutschland gesetzlich vorgeschrieben sind, nicht eins zu eins auf die öffentlichen Organisationen übertragen werden können und müssen. Das hat vor allem damit zu tun, dass sich die jeweiligen Organisationen in ihren Zielsetzungen und Rahmenbedingungen doch sehr unterscheiden.

Behörden ist Implementierung weitgehend selbst überlassen

Zwei Beispiele sollen dies verdeutlichen. Erstens können öffentliche Institutionen im klassischen Sinne nicht insolvent gehen, sie können jedoch durch effizientes und effektives Verwaltungshandeln dazu beitragen, dass die Behörde an Reputation gewinnt und auch langfristig die Notwendigkeit ihres Bestehens durch Politik und Gesellschaft weiterhin anerkannt wird. Zweitens ist eine Einführung und Nutzung eines Risikomanagementsystems in den öffentlichen Institutionen weitgehend nicht gesetzlich festgelegt, während für Privatunternehmen das Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich (KonTraG) existiert. Sprich, den öffentlichen Institutionen ist es weitgehend selbst überlassen, ob und inwieweit sie ein Risikomanagementsystem implementieren.

Die Autoren

  • Univ.-Prof. Dr. Bernhard Hirsch ist seit dem 1. September 2006 Professor für Controlling an der Universität der Bundeswehr München. In den Jahren 2001 bis 2006 war er als Wissenschaftlicher Assistent und Habilitand bei Professor Jürgen Weber am Lehrstuhl für Controlling & Telekommunikation der WHU – Otto Beisheim School of Management in Vallendar tätig. Er habilitierte sich an der WHU im Frühjahr 2006 mit einer Arbeit zum Thema „Behavioral Controlling”. Während seiner Zeit an der WHU agierte Prof. Hirsch mehr als drei Jahre als Geschäftsführer des Center for Controlling & Management, in dem zahlreiche führende deutsche Unternehmen eng mit Forschern der WHU zusammenarbeiten.
  • Fabienne-Sophie Schäfer, M. Sc. studierte von 2010 bis 2014 „International Business and Management Studies” an der Fontys International Business School, Venlo, Niederlande. Anschließend absolvierte sie von 2014 bis 2016 an der Universität Innsbruck, Österreich, den Masterstudiengang „Accounting, Auditing & Taxation” (Abschluss: Master of Science). Seit März 2016 ist sie an der Professur für Controlling an der Universität der Bundeswehr München aktiv. Sie ist Projektleiterin für den Arbeitskreis „Steuerung und Controlling in öffentlichen Institutionen”.

Risikomanagement und das damit verbundene Steuerungskonzept gewinnt in Behörden immer mehr an Bedeutung. Worauf ist dieser Trend zurückzuführen?

Fabienne-Sophie Schäfer: Behörden stehen mehr denn je in der medialen und politischen Aufmerksamkeit und müssen ihre Legitimität und ihre Reputation wahren. Die Erwartungen der Bürger an die von den Behörden angebotenen Dienstleistungen steigen ebenfalls. Das kann zu Spannungen führen, die es zu steuern gilt. Ein Risikomanagementsystem kann dabei helfen, diese Spannungen zu reduzieren bzw. zu lösen.

Und wie nachhaltig wirkt sich ein solches System aus?

Bernhard Hirsch: Behörden erkennen vermehrt, dass zumindest rudimentäre Ansätze eines Risikomanagementsystems dabei helfen, potentielle Gefahren abzuwehren und Krisen abzuwenden. Unsere Praxiserfahrungen zeigen, dass sich in vielen Behörden einzelne Bereiche – z.B. die IT – bereits systematisch mit Risiken beschäftigen. Was hingegen bei den meisten Behörden fehlt, ist ein übergeordnetes Risikomanagementsystem, das die Bereiche der Risikoidentifikation, -steuerung und -berichterstattung auf Behördenebene miteinander verbindet.
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Die Fortsetzung des Interviews lesen Sie auf ConsultingBay.de.

Management von Risiken in Behörden

Autor: Univ.-Prof. Dr. Bernhard Hirsch, Prof. Dr. Dr. h. c. Jürgen Weber, Fabienne-Sophie Schäfer, Josef Schmid

Das Risikomanagement und die daraus gewonnenen Informationen sind auch für Behörden von essentieller Bedeutung. Doch nur wenige öffentliche Institutionen auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene betreiben ein behördenspezifisches Risikomanagementsystem. Durch weitgehend fehlende gesetzliche Vorgaben ist es ihnen selbst überlassen, ob und wie sie mit Risiken in der Verwaltung umgehen.

Was ein verwaltungsgerechtes Management von Risiken auszeichnet, beleuchtet dieser Band des Arbeitskreises „Steuerung und Controlling in öffentlichen Institutionen”, dem neben renommierten Wissenschaftlern hochrangige Vertreter aus 20 Bundes- und Landesbehörden angehören. Im Fokus sind dabei u.a. die Themen:

  • Aktueller Stand des Risikomanagements in öffentlichen Institutionen
  • Möglichkeiten und Limitationen bei der Etablierung einer geeigneten Risikokultur
  • Ansätze und Grenzen der systematischen Risikosteuerung im Verwaltungskontext
  • Praktische Anforderungen, insbesondere auch an ein risikobasiertes Berichtswesen

Die Ergebnisse des Arbeitskreises, ein Teilprojekt des Regierungsprogramms Digitale Verwaltung 2020” der Bundesregierung, bieten vielseitige neue Ansatzpunkte und Innensichten.

(ESV/uw)

Programmbereich: Management und Wirtschaft