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Probleme bei der Seenotrettung im Mittelmeer (Foto: Patrick Bar, SOS MEDITERRANEE)
Stiftungen

In höchster Not: Die Seenotrettung im Mittelmeer

Klaus Vogel, SOS MEDITERRANEE
26.06.2019
Zahlreiche Stiftungen engagieren sich in der Flüchtlingshilfe – auch im Bereich Seenotrettung. Aus erster Hand berichtet Klaus Vogel, Kapitän und Gründer von SOS MEDITERRANEE, in einem Beitrag für das Magazin Stiftung&Sponsoring. Er plädiert für mehr Menschlichkeit und Solidarität.

Sabotage bei den Rettungsaktionen

Die zivilen Seenotretter im Mittelmeer wurden 2018 schikaniert, sabotiert und gezielt davon abgehalten, ihrer Arbeit nachzukommen – während mindestens 2.297 Menschen ertranken. Fast 30.000 Menschen haben die Teams von SOS MEDITERRANEE in nur drei Jahren im Mittelmeer aus höchster Lebensgefahr gerettet. Damit ist unser Rettungsschiff Aquarius zu einem Symbol der Menschlichkeit geworden. Zum Januar 2019 konnten wir den Vertrag für die Aquarius nicht verlängern, weil wir eine von Italien angedrohte Beschlagnahme des Schiffes nicht riskieren wollten. Nun müssen wir wieder eine mutige Reederei finden, ein neues Schiff mieten und es professionell ausstatten. Denn unser Einsatz für die Menschlichkeit im Mittelmeer geht weiter.

Europa entzieht sich der Verantwortung

Im Juni 2018 war die Aquarius das erste zivile Rettungsschiff, dem Italien mit über 600 Überlebenden an Bord die Einfahrt in seine Häfen verweigerte. Es folgten weitere Schikanen und Behinderungen mit Flaggenentzug und Kriminalisierung. Doch die Lage der Flüchtenden im Mittelmeer ist weiterhin verzweifelt, die europäische Politik dazu bleibt unklar. Über den Jahreswechsel saßen abermals Flüchtende auf zivilen Rettungsschiffen im Mittelmeer fest. Über Wochen erklärte sich kein europäisches Land bereit, die Überlebenden aufzunehmen. Erneut schoben die Regierungen die Verantwortung hin und her. Europa entzieht sich weiter seiner humanitären Verantwortung im Mittelmeer.

Klaus Vogel
Klaus Vogel, geb. 1956 in Hamburg, ist Handelsschiffskapitän und promovierter Historiker. Bis heute steuert er Containerschiffe über die Weltmeere. Nach Einstellung des italienischen Seenotrettungsprogramms „Mare Nostrum“ im November 2014 unterbrach der heute 62-Jährige seine Berufstätigkeit. Er gründete zusammen mit der Französin Sophie Beau und weiteren Unterstützern im Mai 2015 in Berlin die europäische Seenotrettungsorganisation SOS MEDITERRANEE, die mit Teams in Deutschland, Frankreich, Italien und der Schweiz von Februar 2016 bis Ende 2018 im Mittelmeer das Rettungsschiff Aquarius betrieb. Die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“ übernahm die medizinische Versorgung der Überlebenden an Bord. Im September 2017 ist Klaus Vogel in seinen Beruf als Handelsschiffskapitän zurückgekehrt. Als Gründungsvorsitzender unterstützt er SOS MEDITERRANEE weiterhin sehr aktiv.

Anteilnahme der Zivilgesellschaft

Dass überhaupt noch humanitäre Helfer im Mittelmeer vor Ort waren, ist der Hartnäckigkeit der europäischen Zivilgesellschaft zu verdanken. Mehrere europäische Regierungen haben in den vergangenen Jahren die lebensrettende Arbeit der NGOs immer wieder blockiert. Ein Schiff nach dem anderen wurde behindert oder beschlagnahmt. Gegen einzelne Crewmitglieder wird ermittelt. Die übrigen Regierungen haben diese skandalösen, ungesetzlichen Maßnahmen hingenommen. Und dennoch ist vielen Bürgern in Europa klar: Wir dürfen die Menschen im Mittelmeer nicht ertrinken lassen, wir wollen keine tödliche europäische Außengrenze. Als Seenotrettungsorganisation sagen wir: Hier wird Recht gebrochen, daran beteiligen wir uns nicht. Wir retten Menschen, die zu ertrinken drohen – gleich welcher Hautfarbe, gleich welcher Herkunft.

Lebensgefährliche Flucht über das Mittelmeer

Denn die humanitäre Tragödie vor Europas Haustüre geht weiter. Laut UN-Flüchtlingshilfswerk war das Mittelmeer 2018 der tödlichste Seeweg der Welt. Die Lage in Libyen ist nach wie vor katastrophal. Um Menschenhandel, Vergewaltigung und Folter zu entkommen, haben viele keine andere Wahl, als in untauglichen Booten das Mittelmeer zu überqueren. Bei dieser lebensgefährlichen Flucht stirbt derzeit jeder fünfte Mensch. Wer nicht ertrinkt, wird meist von der libyschen Küstenwache auf See abgefangen und in den Kreislauf aus Gewalt und Ausbeutung nach Libyen zurückgebracht.

Lesen Sie in der Ausgabe 1/19 der Stiftung und Sponsoring.

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(ESV/mb)

Programmbereich: Management und Wirtschaft