Integrität und Compliance für nachhaltige Verbesserung der Unternehmenskultur – Institut gegründet
Das neu gegründete Global Organizational Integrity Institute, kurz GOII, entwickelt hierzu Ansätze. Darüber sprach die ESV-Wirtschaftsredaktion mit Dr. Katja Nagel, Geschäftsführerin und Leiterin des Instituts.
Künftig drohen Unternehmen, aus denen heraus Straftaten begangen werden, Bußgeldzahlungen von bis zu zehn Prozent des Jahresumsatzes. Wie lässt sich Compliance-Verstößen aus Ihrer Sicht sinnvoll vorbeugen?
Dr. Katja Nagel: Sinnvolle Vorbeugung braucht zwei Stoßrichtungen. Zum einen müssen Unternehmen ein professionelles Compliance-Management-System einführen – mit Richtlinien wie Code of Conduct, mit Prozessen, Strukturen, Tools und Trainings. Zum anderen müssen Unternehmen als ebenbürtige Stoßrichtung ihre Integritätskultur stärken. Ansonsten fehlen am Ende eben doch Einsicht, Wille und Umsetzung und es kommt zu Gesetzesverstößen oder unethischen Entscheidungen, die womöglich legal sind, aber nicht legitim. Das gilt es zu verhindern.
Integrität und regelkonformes Verhalten als Maßstab allen Handelns
Der Erfolg hängt zu großen Teilen auch davon ab, ob Führungskräfte und Mitarbeiter dauerhafte und verlässliche Integrität und regelkonformes Verhalten als Maßstab allen Handelns ansehen. Insofern geht es in hohem Maße um Kultur und darum, eine Sicherheit über gegenwärtiges und zukünftiges Verhalten einer Organisation zu erlangen. Integrität und Compliance sind also die beiden Mittel der Wahl zur Prävention.
Der Handlungsbedarf bei Unternehmen ist enorm. Das forschungsnahe Beratungsinstitut GOII soll Unternehmen dabei unterstützen, ihre Integrität zu messen. Wie gehen Sie dabei genau vor?
Dr. Katja Nagel: Sowohl der Integrity Index als auch der Integrity-Perception-Workshop entsprechen den neuesten Forschungsstandards und den aktuellen State-of-the-Art-Ansätzen. Beide basieren auf den fünf Prinzipien des weltweit anerkannten ECI-Standards zur Umsetzung von Ethik- und Compliance-Programmen in Unternehmen. Kooperationspartner von wissenschaftlicher Seite sind für den Integrity Index Professor Dr. Christoph Lütge, Inhaber des Peter-Löscher-Stiftungslehrstuhl für Wirtschaftsethik der Technischen Universität München, und sein Team. Rund 100 Messpunkte werden in den Kategorien Compliance/Infrastruktur, Betriebsklima/Integritätskultur, Produkte/Kunden, Gesellschaft und Partner/Märkte erhoben und ausgewertet – im Sinne einer 360-Grad-Betrachtung, mit Analysen, Interviews und Marktvergleichen.
Es soll außerdem darum gehen, die Integrität zu vergleichen. Wie erreichen Sie eine Vergleichbarkeit, die weltweit, branchenübergreifend und unabhängig von der Unternehmensgröße funktioniert?
Dr. Katja Nagel: In der Tat plant das Institut regelmäßig und anonymisiert das Integrity-Index-Rating zu veröffentlichen. Wir bauen die Rankings so auf, dass die Unternehmensgrößen und Branchen in Clustern zusammengefasst werden, um dabei zu helfen, sich im internationalen Vergleich, in der jeweiligen Branche oder der Unternehmensgröße einordnen zu können und Anhaltspunkte zu liefern, wo sich ein Unternehmen verbessern kann und wie konkrete Best-Practices aussehen können.
Am Ende der Kette steht der wichtigste Schritt: Die Integrität soll systematisch verbessert werden. Welche Maßnahmen sind notwendig, um ein besseres Wertemanagement zu erreichen?
Dr. Katja Nagel: Als erstes muss ein Unternehmen sein unternehmensspezifisches Ist sehen, dann sein eigenes Soll festlegen, indem die größten Gaps identifiziert und als Schwerpunkte für den Verbesserungsprozess auswählt werden. Darauf aufbauend folgt der, wie Sie richtig sagen, wichtigste Schritt, der systematische Prozess, der von Unternehmen zu Unternehmen variiert, je nach Ausgangslage. Wir haben für alle Gaps Maßnahmenvorschläge hinterlegt in unserem System, die jeweils ergriffen werden können und ebenso ein Tracking-System für die Fortschrittsmessung. Die Maßnahmen umfassen beispielsweise die Berücksichtigung von Integrität in Mitarbeitergesprächen, Lieferanten-Checks und Kulturinitiativen.
Lesen Sie den zweiten Teil des Interviews hier auf Compliancedigital.
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(ESV, fab/uw)
Programmbereich: Management und Wirtschaft