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Dr. Bernhard Janssen über die aktuelle Umwandlungspraxis (Foto: privat)
Nachgefragt bei: Dr. Bernhard Janssen

Janssen: „Das Handelsregister ist Gott”

ESV-Redaktion Management und Wirtschaft
14.11.2019
Die Umwandlung eines Einzelunternehmens in eine GmbH ist ein betriebswirtschaftlicher, rechtlicher und steuerlicher Klassiker. Dennoch stehen Unternehmer und Berater bei der Umsetzung vor vielen Fragen. Dr. Bernhard Janssen, Autor des soeben erschienenen Buches „Vom Einzelunternehmen in die GmbH”, gibt im ESV-Interview Einblicke in die aktuelle Umwandlungspraxis.
Lesen Sie den ersten Teil des Interviews hier.

Was sind die größten Fehler bei der Umwandlung eines Einzelunternehmens in eine GmbH?

Dr. Bernhard Janssen: Der absolut größte Fehler ist die Annahme, man könne sich den ganzen Papierkram und die Kosten doch einfach sparen, indem man nur eine GmbH gründet, die dann das Geschäft langsam hochfährt, während das Einzelunternehmen gleichzeitig ausläuft. Damit kommen Mandanten immer wieder, manchmal aber auch Steuerberater. Tauglich ist das Modell indes nur für Unternehmen, die wirklich nichts wert sind. Wer aber in seinem Einzelunternehmen einen durchschnittlichen Gewinn von 70.000 Euro im Jahr macht, der kann bei dieser Gestaltung mit einer Nachforderung des Finanzamtes von mindestens 100.000 Euro rechnen. Wer mehr verdient, darf mit exponentiell steigenden Nachforderungen rechnen, bei 120.000 Euro durchschnittlichem Gewinn sind es bereits fast 400.000 Euro. Ist es erstmal passiert, kann man vielleicht noch den Steuerbetrag runterdiskutieren, weil die zugrundeliegenden Bewertungen immer Spielräume lassen – ganz bekommt man die Steuer aber nie weg. Und eine Umwandlung ist dann definitiv billiger.

Wie muss das Einzelunternehmen für eine Umwandlung aufgestellt sein?

Janssen: Es gibt hier keine speziellen Anforderungen. Wichtig ist nur, dass die Umwandlung in eine GmbH zulässig sein muss. Bei freiberuflichen Einzelunternehmen gibt es da gelegentlich berufsrechtliche Beschränkungen. Zudem ist es wichtig, dass sogenannte personengebundene Genehmigungen und Erlaubnisse nicht automatisch auf die GmbH übergehen, etwa eine Zulassung als Makler oder eine Gaststättenerlaubnis. Die müssen dann für die GmbH neu beantragt werden. Dieser Aufwand wird dann doch häufig gescheut.

Was wären Alternativen?

Janssen: Die Alternative für das absolut wertlose Unternehmen habe ich bereits geschildert, wobei man sich fragt, wozu ein Unternehmer mit einem wertlosen Unternehmen eine Umwandlung in eine GmbH braucht. Ansonsten gibt es keine Alternative zur Umwandlung, wenn die Rechtsform gewechselt werden soll. Wem der Umgang in der GmbH zu formal ist, für den kommt die GmbH & Co. KG in Betracht. Wer ein repräsentativeres Auftreten braucht, wandelt in eine (kleine) AG um. Von der Umwandlung in eine UG kann man hingegen nur abraten – es gibt Banken, die solchen Gesellschaften nicht mal ein Konto einrichten und auch im Rechtsverkehr sind sie im Allgemeinen so wenig angesehen, wie jemand, der ein großes Plakat vor sich her trägt, auf dem in dicken Lettern steht „Mir fehlt das Geld”.

Welche Branchen profitieren von der Umwandlung, welche nicht?

Janssen: Von der Haftungsbeschränkung der GmbH profitieren die Unternehmen in praktisch allen Branchen, Mediziner kommen freilich auch damit aus ihrer persönlichen Verantwortung für ihre Tätigkeit nicht heraus. Absolut zwingend ist die GmbH für gut verdienende Pflegeunternehmen.

Benötige ich die Unterstützung eines Fachmanns oder schaffe ich das auch alleine?

Janssen: Einem guten Bekannten, langjährig als Steuerberater tätig, habe ich mal das Vertragswerk für eine Umwandlung gegeben, weil er alles unbedingt allein machen wollte. Später hat er mir gestanden, dass er ein Detail übersehen hat und die Nachforderung des Finanzamts sechsstellig war – an meinem Vertragswerk hat es übrigens nicht gelegen.

Abgesehen davon gibt es aber auch noch einige Fallen. Das Wissen darum ist so spezifisch, dass selbst Fachkollegen, die nicht auf Umwandlungen spezialisiert sind, entsprechende Experten einschalten müssen. Um wieviel schwerer ist es also für den „normalen" Menschen, der bei der Lektüre von Gesetzestexten nach dem ersten Satz nicht mehr weiß, wo er ist und nach dem zweiten einschläft. Für den umwandlungswilligen Unternehmer ist es schon schwer genug, den richtigen Experten zu finden. Dieser sollte nämlich tunlichst doppelt qualifiziert und somit sowohl Steuerberater als auch Rechtsanwalt sein, um alle Risiken überschauen zu können. Gerade in Süddeutschland überlassen die Unternehmer alles gerne dem Notar. Ich habe von dort schon Entwürfe für Umwandlungen bekommen, die handelsrechtlich perfekt waren, aber steuerlich den sofortigen Ruin des Mandanten verursacht hätten, weil der Notar eben nur ein anwaltliches Auge hat, aber keine steuerlichen Sachkenntnisse (und darum auch jede Haftung dafür ausschließt). Mein Buch soll dem Unternehmer helfen, sich so weit in die Materie einzulesen, dass er zumindest beurteilen kann, wer für die Materie ein tauglicher Berater ist und wer nicht.

Sie haben schon über 100 Umwandlungen vorgenommen. Welche ist Ihnen dabei besonders in Erinnerung geblieben?

Janssen: Von den Umwandlungen der Einzelunternehmen in GmbHs zum Glück keine. Zum Glück, weil man sich natürlich meist an die Katastrophenfälle erinnert. Katastrophen sind keine eingetreten, es wird lediglich bei den Handelsregistern jedes Jahr wieder eine neue Sau durchs Dorf getrieben. Dieses Jahr war es z.B. das AG Stuttgart. Das mit der Umwandlung meist gleichzeitig vereinbarte Darlehen muss dort jetzt beziffert werden, bei allen anderen Handelsregistern der Republik reichen Verweisungen, die dazu führen, dass das Darlehen berechenbar ist. Da man die Eintragungen nicht verzögern will, kommt man solchen seltsamen Verlangen dann nach. Das ist dann auch wieder der Grund, warum ich im Buch sage, dass das Handelsregister Gott ist.

Vom Einzelunternehmen in die GmbH

Autor: Dr. Bernhard Janssen

Wer ein Einzelunternehmen in eine GmbH umwandelt, braucht gute Kenntnisse über mögliche Gestaltungswege, formale und zeitliche Spielräume sowie zu persönlichen Verantwortlichkeiten und Pflichten beteiligter Partner. Aus den drei dabei zentralen betrieblichen, juristischen und steuerlichen Perspektiven zeigt Ihnen Bernhard Janssen, wie Sie auf Augenhöhe zusammenarbeiten und kostspielige Fallstricke umschiffen.

  • Wirtschaftlich effizient entscheiden – warum kann es z.B. teuer werden, ein Einzelunternehmen einfach herunter- und eine neue GmbH heraufzufahren? Wie optimieren Sie den Eintrag in das Handelsregister terminlich?
  • Rechtlich mustergültig umsetzen – welche Handlungsoptionen gibt es, was ist notariell zu beachten, wie setzen Sie Verträge für die beste Variante auf?
  • Steuerlich gut beraten – wie muss eine Umwandlung oder ein vorliegendes Vertragswerk steuerrechtlich beurteilt und geprüft werden?

Kurz, konkret und leicht verständlich: Ein Leitfaden, der Sie in der unternehmerischen, rechts- und steuerberatenden Praxis mit vielen Beispielen, Mustergutachten und einsatzerprobten Vorlagen unterstützt.

(ESV/uw, me)

Programmbereich: Management und Wirtschaft