Katherina Reiche: „Technologievielfalt ist Basis für Gelingen der Energiewende“
„Die aktuellen Zahlen des CO2-Reduktionspfades zeigen, dass die Energiewirtschaft ihren Beitrag zum Klimaschutz leistet“, meint Reiche zu Beginn des Interviews. Danach wird der von der Branche erwartete Anteil von 61 bis 62 Prozent an erneuerbaren Energien zur Stromerzeugung bis 2030 aller Voraussicht nach knapp erreicht.
Noch viel Luft für faire Lastenteilung
Doch selbst, wenn die benannten Ziele erreicht werden, so Reiche weiter, würde dies die Sektorkopplung einengen, und zwar hauptsächlich im Bereich der Elektrifizierung anderer Sektoren. Sektorkopplung meint nach Lesart des VKU nicht nur Dekarbonisierung durch Elektrifizierung anderer Sektoren.Im Gegensatz zum Stromsektor leisten Gebäude- und Verkehrssektor bisher keine ausreichenden Beiträge, so Reiches Ansicht. Für eine faire Lastenteilung sieht sie daher noch viel Luft nach oben. Der VKU werbe nach wie vor für eine Gesamtoptimierung des Energiesystems mit vielen Technologien.
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EEG-Umlage sinkt: Trend zwar gestoppt – aber nur Stabilisierung auf hohem Niveau
Erfreulich wäre die Senkung der EEG-Umlage auf 6,405 ct pro kwh. Den Grund hierfür sieht sie vor allem im steigenden Wettbewerb durch Ausschreibungen. Dennoch wird die EEG-Umlage Reiche zufolge auch in Zukunft noch einen erheblichen Teil des Strompreises ausmachen, denn die Förderung der teuren Altanlagen laufe erst 2020 aus.Mehr Tempo beim Ausbau der erneuerbaren Energien
Daher fordert Reiche generell ein höheres Tempo beim Ausbau der erneuerbaren Energien, wenn das 65-Prozent-Ziel bis 2030 erreicht werden soll. Ihre Lösungsansätze:- dauerhafte Aufstockung der Ausschreibungsvolumina,
- Anstoß der Sonderausschreibung von 4 Gigawatt, wie im Koalitionsvertrag vereinbart,
- Forcierung des Netzausbaus.
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Technologieoffenheit und Modernisierung bestehender Infrastrukturen erforderlich
Zudem braucht es nach Reiches Ansicht eine Technologieoffenheit und die Modernisierung bestehender Infrastrukturen. Danach sind auch künftig eine leistungsfähige Gasinfrastruktur und die Kraft-Wärme-Kopplung auf Gasbasis notwendig. Ebenso erscheinen ihr die sogenannten Power-to-X-Technologien vielversprechend.Für die Modernisierung der Fernwärmenetze hält Reiche einen Förderrahmen für sinnvoll, der den Kommunen Spielräume für spezielle Lösungen lässt, die zu den Gegebenheiten vor Ort passen.
Die langfristige Perspektive: Wasserstoff, Power-to-X-Technologien und Digitalisierung
Um Wirtschaft und Verbraucher verlässlich mit Energie zu versorgen, müsse der Ausgleich der schwankenden Erzeugungsleistung bei den erneuerbaren Energien gelingen. Gegenwärtig seien hierfür hocheffiziente KWK-Anlagen notwendig und mittelfristig wären zusätzliche Speicherkapazitäten am besten. Langfristig sieht Reiche auch eine stärkere Rolle des Wasserstoffs.In Analogie zum iPhone, das erst vor 10 Jahren auf den Markt kam und innerhalb einer Dekade die Welt revolutioniert hat, könne sie sich heute kaum darauf festlegen, welche Technologien definitiv gefördert oder ausgeschlossen werden sollten.
Ihre Vision für 2050: Ein intelligentes Energienetz, in dem die EE-Anlagen, Netze und Speicher und Verbraucher auf lokaler Ebene optimal zusammenwirken.
Das Interview mit Frau Reiche führte Prof. Dr. Tilman Cosack.
Lesen Sie im vollständigen Interview in der aktuellen Ausgabe der ER: |
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(ESV/bp)
Programmbereich: Energierecht