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Metaphorisches Management

ZRFC Risk, Fraud & Compliance Heft 5/2012
15.10.2012
Mit Intuition und Kreativität komplexe Systeme steuern. Von Klaus Elle, Springer Verlag, Heidelberg u. a. 2011, 250 Seiten, 49,95 €, ISBN 978-90-481-9678-4.
Mit Intuition und Kreativität komplexe Systeme steuern. Von Klaus Elle, Springer Verlag, Heidelberg u. a. 2011, 250 Seiten, 49,95 €, ISBN 978-90-481-9678-4.

Ein ungewöhnliches Management-Buch ist das Werk des Hamburger Künstlers Klaus Elle. Aufklappbare Seiten, farbige Illustrationen oder die Prägung der Seiten in den Farben des Regenbogens – die besondere Gestaltung des Buches fällt auf. Aber auch der Inhalt macht neugierig. In Elles Buch wird – ausgehend von dem zentrifugalen Weltbild, das die Beschleunigung unserer Gesellschaft beschreibt – das integrale Modell vorgestellt, das die verschiedenen Aspekte der Welt als eins denkt. Dies ist der philosophische Überbau innerhalb dessen Veränderung gemanagt werden soll. Vor diesem Hintergrund entwickelt der Autor praktisch handhabbare Techniken, mit denen Veränderung erfolgreich begleitet werden soll.

Auch demjenigen Leser, dem das komplexe Weltbild und seine künstlerische – nicht juristisch oder betriebswirtschaftlich dargestellte – Aufbereitung, sich nicht unmittelbar erschließt, bietet der Band wichtige Erkenntnisse, die sich in Veränderungsprozessen anwenden lassen. Zu nennen sind die Ausführungen zur Kreativität, die auch auf den Unternehmensalltag angewendet werden können. Weiterhin ist das hochinteressante Kapitel zu Veränderungen zu erwähnen. Hier wird die Vision als konstitutives und damit entscheidendes Kriterium für das Gelingen von Veränderungsprozessen genannt. Der Autor beschreibt Veränderung als Summe aus Vision, Kompetenzen, Motivation, Ressourcen und Aktionsplan. Fehlt einer der Summanden geht die Gleichung nicht auf. Konkret wird das Arbeiten mit Bildszenarien empfohlen, welche Veränderungsprozesse unterstützen können. Durch das Malen von Bildern in einer Gruppe, die sich Veränderungen gegenüber sieht, wird die starke Selbstkontrolle, die normalerweise in Gruppen von Mitarbeitern eines Unternehmens herrscht, überwunden. Ein Berater, der die gemalten Metaphern übersetzen kann, kann die Probleme des Unternehmens in klarer Sprache offenlegen. Eine Diskussion zu den avisierten Veränderungen kann beginnen.

Was hat das alles mit Compliance-Management zu tun? Compliance kann eine Veränderung bedeuten, insbesondere dann, wenn Unternehmen aufgrund von Vorkommnissen zum Umsteuern gezwungen werden. In diesem Bereich, der auf den ersten Blick eher spröde, wenig inspirierend und stark technisch erscheint, bedarf es auch einer Vision. Und es bedarf einer Begleitung und Unterstützung der schwerwiegenden Veränderungen. Das niederschwellige Abholen der Betroffenen, die durch geringere Absatzchancen vielleicht meinen, Opfer der Veränderungen zu werden („ohne Zuwendungen, kann ich nichts mehr verkaufen“), ist wichtig. Hier kann das Entwerfen von Bildszenarien, in denen man nicht offen seine Befürchtungen (die ja gegen Recht und Gesetz verstoßen können) ansprechen muss, sehr hilfreich sein.

Dieses Buch verlangt eine Offenheit für Neues. Die Gedanken werden über die Grenze von Management, Betriebswirtschaft oder Jurisprudenz hinaus gelockt. Wer sich diesen Gedanken öffnet, wird praktischen Nutzwert erzielen können. Wer dazu keine Muße hat, dem sei wenigstens empfohlen, durch die dargestellte Kunst ein ästhetisches Vergnügen zu erleben. Etwas, was man in dieser Form, normalerweise nicht in der Managementliteratur genießen kann.

Prof. Dr. Stefan Behringer, EBC Hochschule Campus Hamburg

Quelle: ZRFC Risk, Fraud & Compliance Heft 5/2012