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Kreislaufwirtschaft: Braungart und Griefahn fordern radikales Umdenken (Foto: Jan Becke/Fotolia.com)
Kreislaufwirtschaft

Müll und Abfall: Ressourceneffizienz in der Sackgasse?

ESV-Redaktion Recht
27.09.2018
Neben der Energie- und Mobilitätswende beschäftigt auch die Kreislaufwirtschaft die Öffentlichkeit seit geraumer Zeit. Doch löst die Ressourceneffizienz alle Probleme? In der Jubiläums-Ausgabe der Fachzeitschrift Müll und Abfall äußern sich hierzu unter anderem Monika Griefahn, Michael Braungart und Günter Dehoust.
Die Weltmeere sind zum Teil deutlich sichtbar mit Plastikmüll verseucht. Vor allem deshalb ruft eine immer breiter werdende Öffentlichkeit nach Abhilfe. Eines der Zauberworte in diesem Zusammenhang  ist die „optimale Ressourceneffizienz“. Doch ist der Weg zu immer mehr Effizienz der Schlüssel zum Erfolg? Während sich die Mehrheit der Experten für diesen Weg ausspricht, zweifeln andere dies an und fordern radikalere Schritte.

Braungart und Griefahn: „Kreislaufwirtschaft ist lineares Denken im Kreis“

So vor allem Michael Braungart von der Leuphana Universität Lüneburg, zusammen mit Monika Griefahn, Vorsitzende des Vereins Cradle to Cradle – Wiege zur Wiege e. V., Mitbegründerin von Greenpeace Deutschland und ehemalige niedersächsische SPD-Umweltministerin.

Ihre These: „Kreislaufwirtschaft ist lineares Denken im Kreis“. Sie halten die Kreislaufwirtschaft für innovationsfeindlich. Auch die viel beschworene Nachhaltigkeit ist in ihren Augen nicht der Weg zum Erfolg. Nachhaltigkeit verhindere echte Innovationen, so ihr Statement. Dies verdeutlichen sie an zwei Beispielen:
  • So wäre das Mobiltelefon kein nachhaltiges stationäres Telefon
  • Ebenso sei die Dampfmaschine kein nachhaltiges Pferdefuhrwerk

Öko-Effizienz nicht gleich Öko-Effektivität

Nach dem Prinzip „Cradle to Cradle“ unterscheiden sie die Öko-Effektivität von der Öko-Effizienz. Ökoeffektiv sind danach Produkte, die entweder als biologische Nährstoffe in biologische Kreisläufe zurückgeführt oder als „technische Nährstoffe“ kontinuierlich in technischen Kreisläufen gehalten werden. Demgegenüber würde die viel umworbene Ressourceneffizienz lediglich die falschen Dinge perfekt machen.

Recycling-Lüge?

Insoweit sprechen die Verfasser auch von einer Recycling-Lüge und versuchen dies mit zahlreichen Beispielen zu belegen. So kommen sie zu dem Schluss, dass „weniger schlecht“ nicht gleichzusetzen ist mit „gut“.

Lesen Sie in dem vollständigen Beitrag von Braungart und Griefahn: 
  • Was heißt Cradle to Cradle?
  • Warum Deutschland von der Recycling-Lüge lebt
  • Warum wir nicht nur so tun dürfen als ob wir die Klimaziele erreichen wollten
  • Warum der Mensch lernen sollte, auch für die anderen Lebewesen, nützlich zu sein

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Dehoust: Neue rechtliche Rahmenbedingungen für mehr Effizienz

Einen konservativen aber dennoch kritischen Ansatz verfolgt Günter Dehoust vom Öko-Institut e. V. (Berlin/Darmstadt). Er geht der Frage nach, warum der Weg zur „Circular Economy“ so steinig ist.

Zwar viel erreicht

Zunächst stellt er voran, dass vor allem seit der Einführung eines Abfallrechts viel erreicht wurde. Den Beitrag der deutschen Abfallwirtschaft zum Klimaschutz hält er für enorm: So würden durch die „Kreislaufwirtschaft Made in Germany“ jährlich mehr als 45 Mio. Tonnen CO2-Äqivalente im Vergleich zu 1990 eingespart. Die Entsorgungswirtschaft, so Dehoust, wäre damit allen anderen Branchen vorausgeeilt. Den wesentlichen Anteil daran hatte das Verbot der Deponierung von nicht vorbehandelten Abfällen.

Aber - Potenzial nicht genutzt

Gleichzeitig so der Autor weiter, werde aber wird aber seit Jahren ein Potenzial von mehr als zehn Millionen Tonnen CO2-Aquivalenten pro Jahr nicht genutzt. Die Ursachen hierfür:
  • Geänderte Rahmenbedingungen bisher wirkungslos: So habe zum Beispiel das Verpackungsgesetz, verbunden mit der neu überarbeiteten Gewerbeabfallverordnung, den Recyclingvorgaben und der Kunststoffdirektive aus Brüssel in Richtung einer effizienteren Kreislaufwirtschaft in Deutschland noch nicht gegriffen.
  • Schneller Ersatz für China: Die Lager und Höfe der Entsorger wären genau so überfüllt wie die Verbrennungsanlagen. Als Ersatz für China – das wegen seines Importverbots für Kunststoffabfälle als Abnehmer ausfällt – habe man vor allem mit Malaysia, Vietnam, der Türkei, Indien, Indonesien neue Abnehmer für Kunststoffabfälle gefunden.
  • Deutschland Europameister bei Verpackungsabfällen: Gleichzeitig wäre Deutschland die wenig schmeichelhafte Europameisterschaft bei der Produktion von Verpackungsabfällen gelungen.
Die Lösung sieht der Verfasser vor allem in neuen rechtlichen Rahmenbedingungen für ein umweltschonendendes Recycling.

Lesen Sie in dem Beitrag von Dehoust:
  • welche rechtlichen Rahmenbedingen aus seiner Sicht für eine umweltschonende Kreislaufwirtschaft notwendig sind,
  • warum er dem Prinzip „Geiz ist geil“ eine Absage erteilen will,
  • und warum uns europäische Nachbarn, wie zum Beispiel Österreich, Belgien, Frankreich, die Niederlande oder die skandinavischen Länder bei fortschrittlichen Maßnahmen zur Förderung von Abfallvermeidung und Ressourcenschutz voraus sind.

Das zahlreiche „Magic Moments“ nötig sind, um das Abfall-Problem in den Griff zu bekommen, verdeutlichen unter anderem folgende weitere Beiträge der 50-jährigen Jubiläumsausgabe:   
Global mitdenken -  Lokal wertschöpfen - Jetzt die Ausgabe zum 50. Jubliläum

MÜLL und ABFALL

Vermeidung, Verwertung und Beseitigung von Abfällen - in Müll und Abfall dreht sich alles darum. Setzen Sie auf den Austausch mit Fachleuten und sichern Sie sich stetigen Wissensvorsprung zum Beispiel durch:
  • Aktuelles aus der Rechtspraxis
  • Beiträge zur internationalen Abfallwirtschaft
  • praxisorientierte Beiträge, mit technischen, ökologischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Aspekten
  • Kommentare von Experten der deutschen Abfallwirtschaft
  • Berichte aus Bundestag, Landtagen und Europäischem Parlament
  • Mitteilungen aus Verbänden und Organisationen der Abfallwirtschaft (z. B. ANS, LAGA)

(ESV/bp)

Programmbereich: Umweltrecht und Umweltschutz