Müll und Abfall: Ressourceneffizienz in der Sackgasse?
Braungart und Griefahn: „Kreislaufwirtschaft ist lineares Denken im Kreis“
So vor allem Michael Braungart von der Leuphana Universität Lüneburg, zusammen mit Monika Griefahn, Vorsitzende des Vereins Cradle to Cradle – Wiege zur Wiege e. V., Mitbegründerin von Greenpeace Deutschland und ehemalige niedersächsische SPD-Umweltministerin.Ihre These: „Kreislaufwirtschaft ist lineares Denken im Kreis“. Sie halten die Kreislaufwirtschaft für innovationsfeindlich. Auch die viel beschworene Nachhaltigkeit ist in ihren Augen nicht der Weg zum Erfolg. Nachhaltigkeit verhindere echte Innovationen, so ihr Statement. Dies verdeutlichen sie an zwei Beispielen:
- So wäre das Mobiltelefon kein nachhaltiges stationäres Telefon
- Ebenso sei die Dampfmaschine kein nachhaltiges Pferdefuhrwerk
Öko-Effizienz nicht gleich Öko-Effektivität
Nach dem Prinzip „Cradle to Cradle“ unterscheiden sie die Öko-Effektivität von der Öko-Effizienz. Ökoeffektiv sind danach Produkte, die entweder als biologische Nährstoffe in biologische Kreisläufe zurückgeführt oder als „technische Nährstoffe“ kontinuierlich in technischen Kreisläufen gehalten werden. Demgegenüber würde die viel umworbene Ressourceneffizienz lediglich die falschen Dinge perfekt machen.Recycling-Lüge?
Insoweit sprechen die Verfasser auch von einer Recycling-Lüge und versuchen dies mit zahlreichen Beispielen zu belegen. So kommen sie zu dem Schluss, dass „weniger schlecht“ nicht gleichzusetzen ist mit „gut“.
Lesen Sie in dem vollständigen Beitrag von Braungart und Griefahn: |
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Dehoust: Neue rechtliche Rahmenbedingungen für mehr Effizienz
Einen konservativen aber dennoch kritischen Ansatz verfolgt Günter Dehoust vom Öko-Institut e. V. (Berlin/Darmstadt). Er geht der Frage nach, warum der Weg zur „Circular Economy“ so steinig ist.Zwar viel erreicht
Zunächst stellt er voran, dass vor allem seit der Einführung eines Abfallrechts viel erreicht wurde. Den Beitrag der deutschen Abfallwirtschaft zum Klimaschutz hält er für enorm: So würden durch die „Kreislaufwirtschaft Made in Germany“ jährlich mehr als 45 Mio. Tonnen CO2-Äqivalente im Vergleich zu 1990 eingespart. Die Entsorgungswirtschaft, so Dehoust, wäre damit allen anderen Branchen vorausgeeilt. Den wesentlichen Anteil daran hatte das Verbot der Deponierung von nicht vorbehandelten Abfällen.
Aber - Potenzial nicht genutzt
Gleichzeitig so der Autor weiter, werde aber wird aber seit Jahren ein Potenzial von mehr als zehn Millionen Tonnen CO2-Aquivalenten pro Jahr nicht genutzt. Die Ursachen hierfür:
- Geänderte Rahmenbedingungen bisher wirkungslos: So habe zum Beispiel das Verpackungsgesetz, verbunden mit der neu überarbeiteten Gewerbeabfallverordnung, den Recyclingvorgaben und der Kunststoffdirektive aus Brüssel in Richtung einer effizienteren Kreislaufwirtschaft in Deutschland noch nicht gegriffen.
- Schneller Ersatz für China: Die Lager und Höfe der Entsorger wären genau so überfüllt wie die Verbrennungsanlagen. Als Ersatz für China – das wegen seines Importverbots für Kunststoffabfälle als Abnehmer ausfällt – habe man vor allem mit Malaysia, Vietnam, der Türkei, Indien, Indonesien neue Abnehmer für Kunststoffabfälle gefunden.
- Deutschland Europameister bei Verpackungsabfällen: Gleichzeitig wäre Deutschland die wenig schmeichelhafte Europameisterschaft bei der Produktion von Verpackungsabfällen gelungen.
Lesen Sie in dem Beitrag von Dehoust: |
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Das zahlreiche „Magic Moments“ nötig sind, um das Abfall-Problem in den Griff zu bekommen, verdeutlichen unter anderem folgende weitere Beiträge der 50-jährigen Jubiläumsausgabe:
- Daniel Goldmann: Die Wertstoffwende im Rahmen der Rohstoffwende – der Beitrag der Kreislaufwirtschaft
- Peter Kurth, Die Zukunft braucht mehr Kreislaufwirtschaft
- Eric Rehbock, Kreislaufwirtschaft nach Qualität ausrichten
- Wilts, Abfallvermeidung in der Kreislaufwirtschaft der Zukunft
- Rüdiger Siechau, Die Stadt der Zukunft
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(ESV/bp)
Programmbereich: Umweltrecht und Umweltschutz