Sie haben folgende Möglichkeiten:
  1. zum Login.
  2. zur Navigation.
  3. zum Inhalt der Seite.

Seit dem 17. Jahrhundert gibt es institutionellen Spanischunterricht. (Foto: Photographee.eu – stock.adobe.com)
Auszug aus: „Einführung in die Fachdidaktik Spanisch“

Neues Studienbuch zur Fachdidaktik Spanisch

ESV-Redaktion Philologie
07.02.2020
Die vielfältigen Elemente um den Sprachunterricht erscheinen anfangs mitunter unüberschaubar, insbesondere zu Beginn der Tätigkeit als Lehrkraft. Die „Einführung in die Fachdidaktik Spanisch“ bietet eine gute Hilfe für Berufsanfängerinnen und -anfänger, um bei der Vorbereitung des Unterrichts den Überblick zu behalten.
Prof. Dr. Corinna Koch bietet in ihrer Einführung nicht nur Orientierung hinsichtlich der vielen verschiedenen Bausteine der Spanischdidkatik und ihrer Verknüpfungen, sondern schulpraktische Überlegungen auf der Basis aktueller Erkenntnisse zum Erlernen von Sprachen.
Lesen Sie hier einen Auszug aus dem ersten Kapitel „Das Schulfach Spanisch und seine Fachdidaktik“ der „Einführung in die Fachdidaktik Spanisch“ von Corinna Koch:

Warum Spanisch lernen?

Seit dem 17. Jahrhundert gibt es institutionellen Spanischunterricht. Spanisch wird zunächst als Zusatzangebot eingeführt, entwickelt sich in der zweiten Hälfte des 20. und zu Beginn des 21. Jahrhunderts jedoch zunehmend zu einer fest verankerten Schulfremdsprache, die in einigen Bundesländern auch als zweite moderne Fremdsprache nach Englisch gewählt werden kann. Trotz einer rapiden Zunahme der Spanischlernenden im letzten Jahrzehnt liegt Spanisch in der deutschen Schullandschaft derzeit (noch) weit hinter Französisch und Latein und wird hauptsächlich als spät einsetzende Fremdsprache gewählt. […]

Welche Fremdsprache(n) Lernende nach Englisch wählen, hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab. Häufig sind Präferenzen und Empfehlungen von Eltern, Geschwistern, Freunden und/oder Lehrkräften ausschlaggebend. Für das Spanische werden, z. B. im Rahmen von Informationsveranstaltungen oder in Beratungsgesprächen, häufig folgende Gründe angeführt:

Die spanische Sprache zählt mit 477 Millionen (Tendenz steigend) nach Mandarin die meisten erstsprachlichen – umgangssprachlich „muttersprachlichen“ – Sprecherinnen und Sprecher weltweit und derzeit lernen darüber hinaus 21 Millionen Menschen weltweit Spanisch als Fremdsprache (vgl. Instituto Cervantes 2018, 5). In den sozialen Netzwerken Facebook und Twitter ist Spanisch nach Englisch die am Zweithäufigsten genutzte Sprache (vgl. ebd., 32). Aufgrund der Plurizentrik des Spanischen sind jedoch acht große Standardvarietäten zu unterscheiden; die „unidad en la diversidad“ (Polzin-Haumann 2005, 286; siehe 3.3.6 „Sprachbewusstheit (Sek. II)“) – „Einheit in der Vielfalt“, übrigens auch das Motto der Europäischen Union – besteht allerdings darin, dass sich Sprechende einer Varietät in der Regel problemlos mit Sprechenden einer anderen Varietät verständigen können (vgl. Zimmermann 2006, 571) (siehe auch Kapitel 7.2 „Klassenraum-Spanisch“).

Fremdsprache Deutsch 12.10.2018
Fremdsprachunterricht braucht innovative Lehrmethoden
Kommunikation ist der Schlüssel für jedes berufliche Handeln. Daher muss der Fremdsprachunterricht zunehmend mehr auf die beruflichen Anforderungen individueller Persönlichkeiten zugeschnitten sein. Dies kann mit innovativen Unterrichtskonzepten gelingen. mehr …

Die Vielfalt der spanischen Sprache, der Lernende begegnen können, schlägt sich auch in ihrer geographischen und kulturellen Diversität nieder. So sind zahlreiche spanischsprachige Länder beliebte Reiseziele und auch als typisch geltende Gewohnheiten, Musik, Filme, Sport, kulinarische Besonderheiten etc. begeistern in Deutschland zunehmend (vgl. Christ 2004, 75; Braun 2004, 3). Durch die Präsenz spanischsprachiger Musik im deutschen Radio und bei Veranstaltungen, spanischer Serien oder spanischsprachiger Immigrantinnen und Immigranten im Umfeld, ggf. auch spanische Restaurants, lässt sich außerdem häufig ein direkter Lebensweltbezug für die Lernenden herstellen (vgl. Kräling 2017b, 58).

DELE: Diploma de Español como Lengua Extranjera

Bezüglich des späteren Berufslebens der Lernenden steht Spanien als wichtiges EU-Mitgliedsland ebenso im Fokus wie die Handelsbeziehungen zu Lateinamerika. Spanisch wird dadurch zu einer zentralen Welthandels- und Verkehrssprache, deren Beherrschung den Lernenden zu Vorteilen auf dem nationalen und internationalen Arbeitsmarkt verhelfen kann (vgl. Grünewald 2017a, 12). Um sich Kompetenzen im Spanischen über das schulische Zeugnis hinaus in international anerkannter Form bestätigen zu lassen, ist seit 1989 das DELE (Diploma de Español como Lengua Extranjera) von Bedeutung – und dies auch, weil es Lernende motiviert, sich, z. B. in einer Arbeitsgemeinschaft und zu Hause, in Vorbereitung auf die Prüfungen über die Spanischstunden hinaus mit der Sprache zu beschäftigen.
Das vom spanischen Ministerio de Educación, Cultura y Deporte ausgestellte Zertifikat bescheinigt das erreichte Niveau in verschiedenen sprachlichen Fertigkeiten. Organisiert wird das Diplom vom Instituto Cervantes, die Festlegung der Prüfungsinhalte sowie die Korrektur und Bewertung der Prüfungen erfolgt an der Universidad Salamanca (vgl. www.dele.org). Im Einklang mit den Kompetenzstufen des Gemeinsamen europäischen Referenzrahmens für Sprachen (Europarat 2001; siehe hierzu Kapitel 1.1.3 „Bildungspolitische Vorgaben für das Fach Spanisch“) gibt es Prüfungsmöglichkeiten zwischen A1 und C2. Seit 2014 bzw. 2015 wird ferner ein Nivel inicial para escolares (A1 bzw. A2/B1) angeboten, das sich gezielt an Oberstufenlernende im dritten Lernjahr richtet.

Spanisch leichter als Französisch?

Ein häufig vorgebrachter Grund für die Wahl des Spanischen ist darüber hinaus die angeblich leichtere Lernbarkeit, insbesondere im Vergleich zu Französisch. In der Tat erscheint die größere Korrespondenz von Schreibung und Lautung zunächst als ‚lernleichter‘: Im Französischen werden 37 Phoneme durch 130 Grapheme wiedergegeben (vgl. Stein 2010, 24–28), im Spanischen sind es nur 24 Phoneme, die durch lediglich 34 Grapheme realisiert werden (vgl. Blaser 2011, 73–74). Auch die einfachere Bildung zusammengesetzter Zeiten und die einteilige spanische Negation werden als Vorteile genannt.
Bei einer genaueren Analyse des Schwierigkeitsgrads für deutsche Lernende ist das Argument der leichteren Lernbarkeit allerdings nicht haltbar: Das Französische mutet Lernenden weniger Tempora zu, gibt Hilfestellungen durch die konsequente Verwendung von Subjektpronomen und subjonctif und impératif stellen Lernende trotz zweifelsfreier Herausforderung vor weniger Probleme als subjuntivo und imperativo (vgl. Caspari/Rössler 2008, 69–70). Diese Informationen sind für Lernende auch deshalb wichtig, weil in Gesprächen mit Schülerinnen und Schülern immer wieder zu vernehmen ist, dass diese Französisch zum Ende der Sekundarstufe I abwählen, weil es ihnen zu schwer erscheint, und Spanisch als neueinsetzende Fremdsprache belegen. Der Trugschluss, dort wäre weniger Lernanstrengung erforderlich, wird meist schnell enttäuscht. Der sprachliche Anforderungsgrad ist somit zwischen Französisch und Spanisch recht ausgeglichen und es sollte [...] statt einer Konkurrenzsituation eher das Lernen beider Sprachen angestrebt werden, zumal zahlreiche Synergieeffekte erzielt werden können (siehe dazu Kapitel 2.2 „Aktuelle fremdsprachendidaktische Tendenzen“).

Zusammenfassung

Spanisch ist die zweithäufigste Erstsprache weltweit, die auch im Internet eine zentrale Rolle spielt. Das Spanische zeichnet sich durch acht verschiedene Standardvarietäten sowie kulturelle und geographische Vielfalt aus. Als EU- und Handelssprache kann die Beherrschung des Spanischen, die z. B. mit dem Zertifikat DELE attestiert werden kann, berufliche Vorteile mit sich bringen. Ein Trugschluss ist jedoch die leichtere Lernbarkeit des Spanischen im Vergleich zu Französisch, denn das Spanische hält in bestimmten Bereichen sogar größere Herausforderungen für die Lernenden bereit.

Zur Person
Dr. Corinna Koch ist Professorin für Romanistische Fachdidaktik an der Westfälischen-Wilhelms-Universität Münster. Nach ihrem Lehramtsstudium der Fächer Englisch, Französisch und Spanisch promovierte sie in der Fremdsprachendidaktik, bevor sie ihr Referendariat absolvierte und nach dem Zweiten Staatsexamen eine Juniorprofessur für die Didaktik der romanischen Sprachen an der Universität Paderborn antrat.

Einführung in die Fachdidaktik Spanisch
von Prof. Dr. Corinna Koch

Die Einführung in die Fachdidaktik des Spanischen gibt Studierenden, Berufungsanfängerinnen und -anfängern einen strukturierten Überblick über
  • das Schulfach Spanisch und seine Fachdidaktik
  • aktuelle fremdsprachendidaktische Prinzipien
  • die Diagnose und Förderung aller Kompetenzbereiche des Spanischunterrichts sowie
  • alle Elemente, die zur Unterrichtsplanung und -durchführung benötigt werden: von der Lernzielformulierung und die Unterrichtsphasierung über die Auswahl von Methoden, Medien und Texten bis hin zum Klassenraumspanisch.
Zusammenfassungen der wichtigsten Inhalte und ein umfängliches Register ermöglichen eine schnelle Orientierung über das Inhaltsverzeichnis hinaus. Literaturempfehlungen und eine Übersicht über die wichtigsten fachdidaktischen Zeitschriften bilden zudem den Ausgangspunkt zur individuellen Vertiefung der Themen.

(ESV/MD)

Programmbereich: Romanistik