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Thomas Bach: IOC bekommt Compliance-Beauftragten (© IOC, Ian Jones)
Compliance-Beauftragte

Olympia und Compliance

02.01.2015
Thomas Bach kündigt in einem Gastbeitrag für das Hamburger Abendblatt und der Berliner Morgenpost einen Compliance-Beauftragten für das IOC an. Ziel ist es, Vertrauen in der Bevölkerung zurückzugewinnen.
Die Spannung steigt. Welche deutsche Stadt wird sich für die Olympischen Sommerspiele im Jahr 2024 bewerben: Hamburg oder Berlin. Im März entscheidet der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB), welche der beiden Städte für Deutschland ins Rennen geht.

In beiden Bewerberstädten ist die Skepsis gegenüber der Olympia-Bewerbung allerdings groß. Wurde Olympia früher noch mit sportlichen Höchstleistungen und Völkerverständigung in Verbindung gebracht, fallen einem heute primär Attribute wie Korruption, Vetternwirtschaft und Umweltzerstörung ein. Absolutes Negativbeispiel waren die letzten Winterspiele im russischen Sotschi. Allein die Kosten beliefen sich auf geschätzte 50 Milliarden Dollar, Spätfolgen nicht mit eingerechnet. Viele Einwohner von Olympiabewerberstädten, wie zuletzt in München, haben bei dem Gedanken, dass Olympia in ihre Stadt einfällt, bereits dankend abgelehnt.

Agenda 2020: "Sich ändern, oder geändert werden, das ist hier die Frage."

Die Gefahr, dass in weiteren Bewerberstädten die Bevölkerung die Spiele in der derzeigiten Form ablehnt, besteht auch weiterhin. Der amtierende Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) Thomas Bach ist angetreten, Olympia zu reformieren. Wie ernst es ihm dabei ist, zeigte die 127. IOC-Vollversammlung Anfang Dezember in Monte Carlo: "Sich ändern, oder geändert werden, das ist hier die Frage.“ Mit diesem –  an Hamlet erinnernden – Spruch stellte Bach den Delegierten seine Agenda 2020 vor.

Ziel der Agenda 2020 ist es, Olympia billiger, nachhaltiger und flexibler zu gestalten. Anders ausgedrückt: Die Idee Olympia soll auch wieder für Städte attraktiver werden, wo Demokratie und Mitbestimmung nicht nur Etiketten sind.
Ein weiteres Indiz, dass der Reformdruck im IOC immens ist, zeigte auch die Abstimmung in Monte Carlo. Einstimmig wurde die Agenda 2020 angenommen! Für DOSB-Präsident Alfons Hörmann ist das Ergebnis ein Beweis für den Reformwillen: "Die Veränderungen ermöglichen es Olympiabewerbern, nachhaltigere, flexiblere, bescheidenere und kostengünstigere Konzepte vorzulegen. Sie sind ein großer, wichtiger und richtiger Schritt in die olympische Zukunft. Damit werden die Spiele wieder näher an die Menschen und die Natur gebracht. Mein Kompliment dem IOC und seinem Präsidenten Thomas Bach zu diesem beeindruckenden Ergebnis.“

Bach wirbt für Olympia

In dem Gastbeitrag für das Hamburger Abendblatt und der Berliner Morgenpost warb Bach nun für die Olympische Idee. Trotz Agenda 2020 ist die Skepsis in beiden Städten immer noch groß. In beiden Städten ist der berühmte olympische Funken noch nicht so Recht übergesprungen, wie aktuelle Umfragen zeigen. Laut einer Forsa-Umfrage für die Berliner Zeitung im Juli vergangenen Jahres haben die Befürworter nur einen knappen Vorsprung von 52 Prozent. In Hamburg haben zwar die Befürworter eine Mehrheit von 73 Prozent, wie eine Umfrage der Initiative Markt- und Sozialforschung zeigt. Jedoch befürchten auch die Hamburger zu hohe Kosten.

IOC bekommt einen Compliance-Beauftragten

Dass die Skepsis nicht unbegründet ist, hat auch Bach erkannt. Nach seiner Auffassung habe das IOC bereits darauf reagiert und die Bereiche Good Governance, Transparenz und Ethik gestärkt.

Auch die Jahresabschlüsse werden nach den als Maßstab geltenden International Financial Reporting Standards (IFRS) erstellt und geprüft. Diese, so Bach weiter, erfüllen sogar höhere Standards als "rechtlich notwendig ist“: Das IOC werde zudem einen jährlichen Aktivitäts- und Finanzbericht vorlegen, der auch Richtlinien zur Aufwandsentschädigung für IOC-Mitglieder enthalten wird. Aus den Richtlinien soll eindeutig hervorgehen, dass  "IOC-Mitglieder absolut ehrenamtlich arbeiten und für ihre Arbeit kein Geld bekommen“.

Neben einer „unabhängigen Ethikkommission, werde das IOC im Einklang mit den Richtlinien einer verantwortungsvollen Führung vieler großer Unternehmen den Posten eines Compliance-Beauftragten schaffen.

Es bleibt Bach und dem IOC zu wünschen, dass die Maßnahmen ausreichen, um die olympische Idee vom Geruch der Korruption zu befreien, damit Olympia wieder mehr mit sportlichen Leistungen assoziiert wird. Denn nur dann besteht überhaupt die Chance, dass die Bevölkerung hinter einer Olympia-Bewerbung steht, was, wie immer wieder von Politik und IOC betont wird, eine Grundvoraussetzung für die Vergabe der Spiele ist. (Quelle: Hamburger Abendblatt/ Berliner Morgenpost)

Mario Schulz, ESV-Redaktion COMPLIANCEdigital | 10:00 Uhr, 02.01.2015