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Prof. Dr. Katharina Dillkötter und Herber K. Heidler (Fotos: privat)
Nachgefragt bei Herbert K. Heidler und Prof. Dr. Katharina Dillkötter

Praktische Hilfen für das öffentliche Rechnungs- und Prüfungswesen

ESV-Redaktion ConsultingBay
05.01.2022
Das öffentliche Rechnungs- und Prüfungswesen stellt die Anwender vor große Herausforderungen. Dass dabei der Bezug zu den Regelungen des HGB zum besseren Verständnis der Vorschriften führt, erläutern Herbert K. Heidler und Prof. Dr. Katharina Dillkötter im ESV-Interview.
Herr Heidler, Frau Prof. Dillkötter, die Beschäftigung mit dem öffentlichen Rechnungswesen erfordert Spezialwissen. Was macht die Auseinandersetzung mit diesem Thema für Sie so spannend?

Herbert K. Heidler: Ich kenne das öffentliche Rechnungs- und Prüfungswesen aus meiner praktischen Tätigkeit. In meinem wirtschaftswissenschaftlichen Studium habe ich zusätzlich vertiefte HGB-Kenntnisse erlangt und konnte so die Bezüge zwischen öffentlichem und privatem Rechnungs- und Prüfungswesen gut erkennen. Für mich war es immer spannend, den Teilnehmern in meinen Schulungen zum kommunalen Finanzwesen eben diese Bezüge aufzuzeigen.
Katharina Dillkötter: Für mich ist es sehr spannend, dass das allgemeine Thema Rechnungswesen auf einen neuen Bereich bezogen wird. Es besteht immer die Herausforderung, zu überlegen, ob der Fall nach den allgemeinen Regeln des HGB gelöst werden kann oder ob ein Sachverhalt eine ganz eigene Berücksichtigung benötigt, zum Beispiel der Sonderposten.

In Ihren Büchern verfolgen Sie einen ungewöhnlichen Ansatz: Sie vergleichen die kommunale und staatliche Doppik mit den Regelungen des HGB und setzen diese miteinander in Verbindung. Wie kam es dazu?

Herbert K. Heidler: Viele Begriffe aus dem öffentlichen Rechnungs- und Prüfungswesen haben ihren Ursprung im Dritten Buch des HGB. Denken wir zum Beispiel an den Begriff der „Anschaffungskosten“. Die staatliche Doppik verweist zwar auf das HGB und kennt nur in einigen Punkten Abweichungen (zum Beispiel bei den Wahlrechten); die kommunale Doppik sieht hingegen kaum Verweise auf das HGB vor, obwohl die meisten Regelungen aus dem HGB abgeleitet werden können.
Katharina Dillkötter: Den Anwendern fehlen häufig die Kenntnisse über diesen Ursprung. Über die Verbindung mit den Ursprungsregelungen des HGB verfolgen wir das Ziel, Sinn und Zweck der Vorschriften zu verdeutlichen. Dies vereinfacht die Lösung neuer Fälle und ermöglicht einen Rückgriff auf einen viel bereiteren Fundus an Literatur.

Welche Seite profitiert mehr von dieser Herangehensweise, die öffentliche oder die privatwirtschaftliche?

Katharina Dillkötter: Beide Seiten können profitieren.
Herbert K. Heidler: Es erleichtert auch den Personalaustausch zwischen Beschäftigten im öffentlichen und im privaten Rechnungs- und Prüfungswesen. Es profitieren aber auch Wirtschaftsprüfer und Berater, die sich mit Fragen der öffentlichen Finanzwirtschaft befassen wollen.

Und was sind die wesentlichen inhaltlichen Unterschiede einer Abschlussprüfung von Unternehmen und Gebietskörperschaften (also Städten, Landkreisen etc.)?

Katharina Dillkötter: Die zwei Bereiche ähneln sich mehr als man im Vorfeld vermutet. Die Rechnungslegungsnormen selbst ähneln sich und auch der Prüfungsprozess folgt demselben Grundschema. Es gibt aber auch Unterschiede: Einerseits ergeben sich Abweichungen durch Bilanzierungssachverhalte, die bei Unternehmen nicht vorkommen. Andererseits müssen die Schwerpunkte im Prüfungsprozess gegebenenfalls anders gesetzt werden.
Herbert K. Heidler: So muss der Jahresabschluss von Gebietskörperschaften nicht nur hinsichtlich der Ordnungsmäßigkeit der Rechnungslegung, sondern auch im Hinblick auf die Rechtmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit des Verwaltungshandelns untersucht werden, wenn sich eine Auswirkung auf die Zahlen des Jahresabschlusses ergibt. Es muss also nicht nur geprüft werden, ob zum Beispiel eine Sozialausgabe richtig gebucht wurde, sondern auch, ob die geleistete Zahlung den gesetzlichen Bestimmungen entspricht.

Über die Autoren

Dipl.-Ökonom, Dipl.-Komm (VWA), Dipl. Verwaltungswirt Herbert K. Heidler war Studienleiter an kommunalen Studieninstituten in Brandenburg und Nordrhein-Westfalen, Dozent für Öffentliche Betriebswirtschaftslehre, Mentor der FernUniversität Hagen für den Bereich Rechnungswesen, Abteilungsleiter eines Rechnungsprüfungsamtes einer kreisfreien Stadt sowie langjähriger Referent in Fortbildungsseminaren und kommunalen Rechnungsprüfer- und Bilanzbuchhalterlehrgängen beim Institut für Verwaltungswissenschaften in NRW.

Prof. Dr. Katharina Dillkötter ist Professorin für Management an der Hochschule Macromedia. Sie hat langjährige Erfahrung in der Lehre im Bereich Rechnungswesen und Wirtschaftsprüfung. Sie wurde mit einer Dissertation zur Qualitätssicherung in der Wirtschaftsprüfung promoviert. Zudem arbeitete sie für eine große Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Schwerpunkt ihrer Tätigkeit war die Durchführung von Jahresabschlussprüfungen nach nationalen und internationalen Rechnungslegungsnormen.


Auch die Prüfungsstandards des Instituts der Rechnungsprüfer und die Verlautbarungen des Instituts der Wirtschaftsprüfer (IDW) sind relevant. Was hat es mit den neuen Prüfungsstandard ISA (DE) auf sich?

Katharina Dillkötter: Die International Federation of Accountants (IFAC) veröffentlicht durch den Standardsetter International Auditing and Assurance Standards Board (IAASB) u.a. die International Standards on Auditing (ISA). Das IDW ist Mitglied der IFAC. Dadurch verpflichtet es sich, die Inhalte der ISA in seinen eigenen Verlautbarungen zu berücksichtigen. Das IDW hat sich entschlossen, die ISA zu übersetzen und um sogenannten D.-Textziffern zu erweitern, um die deutschen Besonderheiten zu berücksichtigen.

Herbert K. Heidler: Die übersetzten ISA [DE] lösen nach und nach die bisherigen IDW-Standards ab, wobei nach derzeitigem Kenntnisstand die IDW PS zur Abschlussprüfung, zum Lagebericht oder zu anderen nationalen Besonderheiten (zum Beispiel zur Prüfung der Ordnungsmäßigkeit der Haushaltswirtschaft von Gebietskörperschaften) bestehen bleiben.

Lesen Sie den zweiten Teil des Interviews auf ConsultingBay.

Öffentliches Rechnungs- und Prüfungswesen - Band 3

Autoren: Prof. Dr. Katharina Dillkötter, Herbert K. Heidler

Die Jahresabschlussprüfung spielt bei der Sicherung eines leistungsfähigen und regelkonformen öffentlichen Rechnungswesens eine Schlüsselrolle. Unter Berücksichtigung der neuen ISA [DE], der IDW- und IDR-Standards sowie der kommunalen Gesetzesgrundlagen für NRW stellen Ihnen Herbert K. Heidler und Katharina Dillkötter alle wesentlichen Methoden und Prüfungsabläufe mit vielen Praxisbeispielen vor.

Themen dieses Bandes:

  • Planung und Durchführung der Jahresabschlussprüfung nach dem risikoorientierten Prüfungsansatz
  • Zentrale Prüfungsschwerpunkte: Prüfung des internen Kontrollsystems, der Buchführung, der einzelnen Bilanz- und Ergebnisrechnungsposten, des Anhangs und des Lageberichts, des kommunalen Konzern-/Gesamtabschlusses, von Corporate Governance Systemen sowie Prüfung nach dem Haushaltsgrundsätzegesetz
  • Prüfungsbericht und Bestätigungsvermerk

HGB, Prüfungsstandards und Grundlagen der kommunalen Rechnungsprüfung systematisch verknüpft: Band 3 der Lehrbuchreihe „Öffentliches Rechnungs- und Prüfungswesen“ bündelt Ihnen das wesentliche Rüstzeug für die tägliche Praxis. Für kommunale Prüfer und beauftragte Wirtschaftsprüfer unentbehrlich.


Hier finden Sie weitere Informationen zu:

Öffentliches Rechnungs- und Prüfungswesen – Band 1
Doppelte Buchführung, Jahresabschluss und Neues Kommunales Finanzmanagement

Öffentliches Rechnungs- und Prüfungswesen – Band 2
Kosten- und Leistungsrechnung, Finanzierungs- und Wirtschaftlichkeitsrechnung


(ESV, uw)

Programmbereich: Management und Wirtschaft