Sprachenlernen im Tandem
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Ein kurzer Rückblick
Sprechende mit unterschiedlichen Erst- oder auch Zweitsprachen, die sich gegenseitig beim Sprachenlernen unterstützen, hat es sicherlich immer schon gegeben. Als didaktisches Konzept geht das Lernen im Tandem vor allem auf die binationalen Sprachkurse des Deutsch-Französischen Jugendwerks (DFJW) in den 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts zurück. Es handelt sich im Wesentlichen um Tandemkurse, die sich auf vorbereitete Materialien und eine recht kleinschrittige Begleitung der Jugendlichen durch Sprachanimateure und -animateurinnen stützen. Mittlerweile existieren eine Reihe von hochschulinternen (Präsenz-) Tandemvermittlungen, eine Vermittlung auf einem Portal der Volkshochschulen sowie eine Reihe von Vermittlungs-Apps, die man alle leicht über einen entsprechenden Suchbefehl findet. Man kann also mit Recht von einer großen Verbreitung der Idee für viele Sprachenpaare und von vorliegenden positiven Erfahrungen ausgehen (vgl. Böcker et al. 2017; Horgues / Tardieu 2020).
Einige Gemeinsamkeiten von Tandemlernkonzepten
Auch wenn sich die Konzepte zum Teil voneinander unterscheiden, stimmen doch alle Vertreterinnen und Vertreter im Wesentlichen bei Folgendem überein:
- Beim Sprachenlernen im Tandem arbeiten zwei Personen mit verschiedenen Erstprachen oder zum Teil auch Zweitsprachen paarweise zusammen;
- um die Sprache des jeweiligen Partners/der Partnerin zu lernen;
- um mehr über die Person und den kulturellen Hintergrund des Partners/der Partnerin zu erfahren;
- um darüber hinaus auch Kenntnisse und Erfahrungen auszutauschen - z.B. aus der Schule, dem Studium oder dem Freizeitbereich.
Das Autonomieprinzip bedeutet, dass jeder Tandempartner und jede Tandempartnerin für das eigene Lernen selbst verantwortlich ist. Das heißt, dass man festlegt, was und wie man etwas lernen will. Von dem Partner/der Partnerin kann nur die Unterstützung erwartet werden, um die ausdrücklich gebeten wird. So kann es durchaus vorkommen, dass ein Partner sich für eine mündliche Prüfung vorbereiten will und deshalb von der Partnerin viel sprachlich korrigiert werden möchte. Hingegen könnte das Hauptinteresse seiner Partnerin darin bestehen, erst einmal etwas flüssiger mündlich kommunizieren zu können. Sie wird daher in ihrem Teil der Tandemarbeit vor allem viel selbst reden wollen und viele Fragen zu bestimmten möglichen Formulierungen stellen.
Einige wichtige Regeln und sinnvolle Tandem-Strategien
Regeln für die Zusammenarbeit und Tandemstrategien unterscheiden sich zum Teil von den Strategien, die man sinnvollerweise im Unterricht nutzen kann. Denn die Arbeit mit einer Person, die die Fremdsprache auf „erstsprachlichem Niveau” spricht, eröffnet die Möglichkeit, bewusst den eigenen Interessen und Wünschen gemäß weiter zu lernen. Beispiele hierfür sind:
- Man kann den Input des Partners/der Partnerin dazu nutzen, aus diesem Input Ausdrücke mehr oder minder bewusst aufzugreifen und eventuell noch einmal nachzufragen, ob man sie adäquat verwendet.
- Man kann kontinuierlich um Verständnis- und Formulierungshilfen bitten.
- Man kann Korrekturen und Arten der Korrekturen seinen Wünschen gemäß einfordern.
- Man kann den Partner/die Partnerin darum bitten, Informationen zu sich, seinem/ihrem Umfeld oder auch zu Meinungen von Freunden und Freundinnen, der Familie etc. zu geben. Es geht dabei nicht um kulturelles Wissen, sondern vielmehr um das kulturelle Umfeld, um altersspezifische Interessen, persönliche Einstellungen und Meinungen.
Haben Sie Interesse, mehr über Tandems und kooperative Lernformen zu erfahren? Dann lesen Sie den vollständigen Artikel in der aktuellen Ausgabe von Fremdsprache Deutsch.
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