Starker Rückgang bei Fusionen und Übernahmen deutscher KMUs – dynamische Zukunft erwartet
Hohe Wettbewerbsfähigkeit von KMU zieht Investoren an
Auch kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) – mit rund 99 Prozent der überwiegende Teil des deutschen Unternehmensbestands – sind häufig an Fusionen und Übernahmen beteiligt. Ihre hohe Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft machen sie zu einem beliebten nationalen wie internationalen M&A-Ziel. Eine besonders attraktive Branche war jahrelang das Verarbeitende Gewerbe, dessen M&A-Anteil mit 34 Prozent deutlich höher lag als beim gesamten Unternehmensbestand.Grundsätzlich lässt sich konstatieren, dass sich die Entwicklung der M&A-Aktivitäten im deutschen Mittelstand seit 2005 weitestgehend am Konjunkturverlauf orientiert. Die Corona-Krise hat im Jahr 2020 die Anzahl gemeldeter, abgeschlossener M&A-Deals, bei denen ein deutsches KMU das Ziel war, jedoch um fast die Hälfte auf knapp 600 Transaktionen einbrechen lassen. Im Vergleich zum Rekordjahr 2018 liegen sie sogar fast 60 Prozent niedriger.
Große Unsicherheit und eine Verschiebung der Prioritäten
Die Ursachen dafür liegen klar auf der Hand: Auch kleine und mittelständische Unternehmen waren spürbar von der Corona-Krise betroffen. So hatten im Frühjahr 2020 rund 80 Prozent der deutschen KMU mit den Auswirkungen der Pandemie-Eindämmungsmaßnahmen zu kämpfen. Die Umsätze vieler Unternehmen brachen ein. Unsicherheit bezüglich der Kaufpreisfindung und eine Zurückstellung strategischer Überlegungen gegenüber akuten operativen Erfordernissen führten zu einer sinkenden Nachfrage von potenziellen Investoren und Käufern.IT- und Informationsdienstleister besonders attraktiv für M&A
Im Jahr 2020 gab es allerdings einen merklichen Anstieg am Anteil der M&A-Transaktionen im Mittelstand, die auf IKT-Unternehmen abzielten (von 19 auf 28 Prozent). Laut KfW dürfte das zum einen an den im Vergleich zu Unternehmen anderer Branchen stabilen wirtschaftlichen Aussichten liegen. Zum anderen werde der Digitalisierungsschub während der Corona-Krise grundsätzlich das Interesse an Unternehmen in diesem Segment gesteigert haben, so die Studienverfasser.Besonders anziehend seien dabei die beiden Bereiche „Erbringung von Dienstleistungen der Informationstechnologie“ (zum Beispiel Softwareunternehmen) und „Informationsdienstleistungen“ (wie Webportale und Hostinganbieter). M&A-Transaktionen, die auf KMU in den Bereichen Verlagswesen, Film und Musik (z.B. Tonstudios und Kinos), Rundfunkveranstalter und Telekommunikation (z.B. Internet-und Telefonanbieter) abzielen, haben dagegen deutlich abgenommen.
Viel Dynamik in der nahen Zukunft erwartet
Weltweit führte die Corona-Pandemie zu einem tiefen Einbruch im M&A-Markt. Marktdaten zeigen jedoch, dass es im aktuellen Jahr zu einem kräftigen Nachholeffekt kommt – auch im deutschen M&A-Markt – und sich diese positive Dynamik vermutlich im Jahr 2022 fortsetzt. Investoren scheinen die günstige Gelegenheit für Zukäufe und Investitionen nun nutzen zu wollen und der Industriestandort Deutschland weiterhin eine hohe Attraktivität auszustrahlen.Gleichzeitig könnte mittelfristig auch der an der Spitze vieler KMUs in den nächsten Jahren anstehende Generationenwechsel dem mittelständischen M&A-Markt zusätzlichen Schwung verleihen. Findet sich weder in der Familie noch im Kreis der Mitarbeiter ein geeigneter oder williger Nachfolger bzw. Nachfolgerin, kann der Verkauf an ein anderes Unternehmen durchaus eine Option darstellen.
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UnternehmenstransaktionenAutor: Prof. Dr. Stefan BehringerUnternehmenstransaktionen bzw. Mergers & Acquisitions werden nicht ohne Grund oft als Königsdisziplin der BWL bezeichnet. Denn ihre Vielfalt methodischer, strategischer, rechtlicher oder auch psychologischer Bezugspunkte ist immens.
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(ESV, uw)
Programmbereich: Management und Wirtschaft