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Michael Jahn-Kozma, Mitglied des Vorstands der Risk Management Association e. V. (Foto: RMA)
Risikomanagement

Supply Chain Risk Management auf dem Prüfstand (Teil I)

Michael Jahn-Kozma
29.07.2019
„Handelspartner, der.” Nach Duden-Definition ein „Land, seltener auch Unternehmen, mit dem ein anderes Land oder Unternehmen Handel treibt.” Soweit zur theoretischen Bedeutung des Begriffs nach Auffassung des Dudens. In der Realität sieht das Ganze indes vielfach anders aus – gerade mit Blick auf die aktuelle wirtschaftspolitische Lage im globalen Maßstab.
Die ist gekennzeichnet durch protektionistische Strömungen, Handelsbeschränkungen bis hin zu Sanktionen. Sprich, wir leben in einer instabilen Zeitenwende, in der bis dato gültige Handelsvereinbarungen nicht mehr bestehen oder von heute auf morgen aufgekündigt werden. Unternehmen müssen sich auf diese wirtschaftspolitischen Fliehkräfte einstellen und ihren Weg finden, um in diesen unruhigen Zeiten zu bestehen.

Kaum ein Tag vergeht, ohne Meldungen zu den drei großen Ländern – USA, China und Russland – und deren Ringen um weltweiten Einfluss. Den Beteiligten geht es darum, ihre wirtschaftliche und militärische Position im globalen Maßstab weiter auszubauen und vor allem zu festigen. Und auch innerhalb der EU gewinnen nationalistische und protektionistische Haltungen an Bedeutung – von Großbritannien über Italien  bis nach Ungarn. Kurzum, die geopolitische Welt hat sich verändert, von einer bipolaren Welt alten Zuges hin zu einer multipolaren Unordnung, in der sich Staaten und Unternehmen schneller auf wechselnde Bündnisse sowie Marktgegebenheiten einstellen müssen. Vor allem produzierende Unternehmen und Zulieferer sind von diesen weltpolitischen Schwankungen betroffen. Gut beraten ist, wer in diesen volatilen Zeiten flexibel auf sich verändernde Märkte und deren Rahmenbedingungen reagieren kann und frühzeitig die richtigen Weichen stellt. Hilfreich ist ein Supply Chain Risk Management, um Planungs- und Handlungssicherheit zu gewinnen.

Von der Geopolitik über Naturkatastrophen bis zur Insolvenz

Wenn die US-Administration Strafzölle gegen den Iran oder China als Sanktion verhängt, so ist dies längst kein bilateraler Konflikt mehr. Denn im Zuge der weltweiten Verflechtung und Vernetzung im Finanz-, Waren- und Rohstoffaustausch können diese scheinbar zwischenstaatlichen Aggressionen Zulieferketten sprengen. Wer auf Öl aus dem Iran angewiesen ist oder chinesische High-Tech-Produkte für die eigene Produktion benötigt, hat schnell das Nachsehen. Sprich, im schlimmsten Fall droht ein kompletter Produktionsstopp. Dabei müssen es nicht immer die großen weltpolitischen Spannungen sein, die zu Zulieferproblemen führen. Deutlich wurde das im Jahr 2011 als der isländische Vulkan Eyjafjallajökull ausbrach und zu massiven Flugausfällen führte, was wiederum Teile der weltweiten Industrie über Wochen behinderte.

Dass der Fehler im Detail stecken kann, das zeigt sich in den Billigfertigungen der Armenhäuser dieser Welt. Steht eine Bekleidungsfabrik in Asien in Flammen, so kommt in Europa die Weiterverarbeitung oder Auslieferung ganzer Bekleidungsserien ins Stocken. Hinzu kommen weitere Risiken, wie LKW-Streiks, Demonstrationen oder die Insolvenz eines (Sub-)Lieferanten. Von daher brauchen Unternehmen, die zwingend von funktionierenden Lieferketten abhängig sind, neue Wege und Lösungen im Risikomanagement.

Alle unter einen Hut: (Supply Chain Risk) Management ist Chefsache

Wie umrissen, stehen Unternehmen heute vor einer Vielzahl an Herausforderungen in puncto möglicher Ausfallrisiken von Lieferketten. Angefangen bei geopolitischen Risiken, wie Protektionismus, Sanktionen und Kriege, über Finanz- und Compliance-Risiken bis zu Cybergefahren und Naturkatastrophen. Dementsprechend groß ist der Radius verantwortlicher Personen und Bereiche, die in diesem Umfeld involviert sein müssen.

Diese reichen von der Führungsebene, dem Einkauf und der Logistik sowie dem Risikomanagement und der Informationssicherheit bis hin zu Compliance-Experten und dem Business Continuity Management.

Alle unter einen Hut zu bekommen ist Führungs- und Risikomanagementaufgabe zugleich. Denn Ziel muss es sein, zu einer organisationsweiten sowie auf das jeweilige Unternehmen abgestimmten Vorgehensweise im kompletten Zulieferermanagement zu gelangen.

Vielfach scheitert das Supply Chain Management bereits an dieser Einstiegshürde. Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen von einer mangelnden Kommunikation zwischen den Abteilungen und über den initiierten Risikomanagementprozess. Hinzu kommt eine fehlende Unternehmenskultur im offenen Umgang mit Risiken und Chancen. Daraus resultiert eine Art Wagenburgmentalität, in der sich Abteilungen abschotten, Wissen und Know-how nicht weitergeben und auf Insellösungen setzen. Gepaart mit dem Glauben, die jeweilige Software wird den notwendigen Überblick ermöglichen, werden potenzielle Risiken in der Zulieferkette oft in einer Art Häkchenmentalität behandelt und abgearbeitet.

Risk Management Congress

Die Risk Management Association e. V. (RMA), die unabhängige Interessenvertretung für das Thema Risikomanagement im deutschsprachigen Raum, setzt in diesem Jahr ihren erfolgreichen Risk Management Congress (RMC) in Berlin fort. Am 21. und 22. Oktober 2019 treffen sich Experten zum bereits 14. Kongress der Risikomanager. Die Ziele: Erfahrungen in Theorie und Praxis in einer Welt der permanenten Unordnung austauschen, neue Handlungsräume gewinnen und das DACH-weite Netzwerk der Risikomanager stärken.

Weitere Informationen unter: https://rma-ev.org/veranstaltungen/rma-konferenzen/rmc2019

Die Fortsetzung (Teil II) des Beitrags finden Sie hier.

Managemententscheidungen unter Risiko

Mit Beiträgen von: Prof. Dr. Werner Gleißner, Ralf Kimpel u.a.

Erfolgreiche Unternehmen leben von erstklassigen Entscheidungen in Management, Vorstand und Geschäftsführung. Entscheidungssituationen sind jedoch von Unsicherheit und Risiko geprägt: Chancen und Gefahren (Risiken) sind abzuwägen.

Welche Wege zur Entscheidungsfindung unter Unsicherheit überzeugen, beleuchten die Experten der Risk Management Association e. V. (RMA):

  • Managerhaftung und Compliance: Sorgfaltspflichten zur Haftungsvermeidung von Führungskräften und Organen
  • Business Judgement Rule gem. § 93 AktG: Ausgestaltung und Wechselwirkungen mit dem Risikofrüherkennungssystem gem. § 91 Abs. 2 AktG
  • Entscheidungsvorbereitung und Entscheidungsvorlagen: Arbeitsschritte, um die gesetzlich geforderten „angemessenen Informationen“ zu belegen
  • Zusammenspiel von Controlling und Risikomanagement: Entscheidungsvorbereitung durch Risikoanalyse, Beurteilung von Handlungsoptionen und Prognose.

Ein Leitfaden für Entscheidungsträger aller Führungsebenen, die im Einklang mit betriebswirtschaftlichen Grundsätzen und rechtlichen Rahmenbedingungen verantwortlich entscheiden.


(ESV/ps)

Programmbereich: Management und Wirtschaft