Topmanager-Vergütung in Abhängigkeit von sozialen und ökologischen Leistungskennzahlen
Das ist eines der zentralen Ergebnisse einer europaweiten Erhebung von Diligent, einem Anbieter von Software-Lösungen für Corporate Governance. Demnach hatte vor zehn Jahren noch kein deutsches Unternehmen die ESG-Kriterien mit der Unternehmensvergütung verknüpft.
Mit der aktuellen Quote liegt Deutschland allerdings im Vergleich zu anderen europäischen Ländern unter dem Schnitt. In den 15 untersuchten Märkten (Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Irland, Italien, Niederlande, Norwegen, Österreich, Portugal, Schweden, Schweiz, Spanien) lag der Anteil der Unternehmen, die ESG-Kennzahlen in die Vergütungspläne für Führungskräfte aufgenommen haben, im Schnitt bei 34 Prozent. Im Jahr 2008 hatte ihr Anteil noch bei 4 Prozent gelegen.
Der Anstieg ist als Folge des erwarteten Richtlinienvorschlags der EU-Kommission Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) zu werten. Der neue Standard für die europäische Nachhaltigkeitsberichterstattung soll 2022 in Kraft treten.
Vertrauen in eigene ESG-Programme ausbaufähig
Bei der Begründung für die geringere Verbreitung von ESG-bezogenen Vergütungen in Deutschland verweist Diligent auf eine Umfrage der gemeinnützigen Organisation OCEG. Demnach gaben mehr als die Hälfte der 530 befragten Führungskräfte von Unternehmen in Europa und den USA an, dass sie wenig oder gar kein Vertrauen in die Zuverlässigkeit und Reife ihrer ESG-Programme haben.
Die Diligent-Experten, deren Governance-Plattform von 57,5 Prozent der DAX 40- und 37 Prozent der Euronext-Unternehmen genutzt wird, empfiehlt Unternehmen, ESG-Programme ernst zu nehmen, um Risiken zu managen und die Einhaltung von Vorschriften zu gewährleisten. Es sei zwar angezeigt, das ESG-Streben mit finanziellen Belohnungen zu verknüpfen. Das fehlende Vertrauen bei so vielen Führungskräfte sei jedoch besorgniserregend. Eine ESG-Strategie zu haben, sei nicht mehr freiwillig oder vorauseilend, sondern unerlässlich.
Bevorstehende Hauptversammlungen
Da die Jahreshauptversammlungen vieler Unternehmen in der Regel im vierten und im ersten Quartal stattfinden, werden die Mitglieder des Vorstands und die Aktionäre wahrscheinlich in Kürze über Say-on-Climate-Vorschläge abstimmen müssen. Eine kürzlich durchgeführte Überprüfung der von Unternehmensleitungen vorgeschlagenen Hauptversammlungsbeschlüsse ergab allerdings, dass zwischen Juni 2020 und Juli 2021 bei 76 Prozent der DAX-Unternehmen bei mindestens einer Abstimmung 10 Prozent der Aktionäre gegen die Vorschläge stimmten.
Praxisleitfaden unternehmerischer KlimaschutzAutor: Dipl.-Kffr. Katharina Völker-LehmkuhlKlimaschutz als eine der größten Aufgaben unserer Zeit fordert Unternehmen beispiellos heraus. Manche Betriebe sind schon gesetzlich zu emissionsmindernden Maßnahmen verpflichtet, viele möchten freiwillig mehr tun, um interne Strukturen, Prozesse und Entscheidungen klimaverträglich auszurichten.
In vier Schritten zu einer effektiven Klimaschutzstrategie und Win-win-Situationen für Klima und Unternehmen, die statt Verboten auf positive Motivation setzen. |
Programmbereich: Management und Wirtschaft