Unternehmensinsolvenzen: Staatliche Hilfen zeigen noch Wirkung
Der Berufsverband der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID) rechnet auch für 2022 nicht mit einem Anstieg der Unternehmensinsolvenzen, der das Niveau der Zeit vor der Corona-Pandemie deutlich übersteigt. Allerdings erwartet der VID angesichts der sich verändernden Marktbedingungen einen schleichenden Anstieg bei den Marktaustritten außerhalb der Insolvenz.
Das Statistische Bundesamt hatte für die ersten drei Quartale des vergangenen Jahres einen Rückgang von 14,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gemeldet. Im November 2021 gab es eine Steigerung bei den beantragten Regelinsolvenzen.
Die staatlichen Hilfen zeigen noch ihre Wirkung, doch die tatsächliche Belastungsprobe dieser Hilfen steht noch bevor, hatte der VID in einer Pressemitteilung vom 10.12.2021 ausgeführt. Der Verband verwies darauf, dass die finanziellen Hilfen, die an die Unternehmen im Rahmen der Pandemie ausgezahlt wurden, überwiegend unter dem Vorbehalt der Überprüfung in einer Schlussabrechnung stehen. Für einige Unternehmen könne die teilweise oder sogar vollständige Rückzahlung dieser Gelder zu einer untragbaren Belastung werden. „Irgendwann werden sich diese Unternehmen den neuen Marktbedingungen stellen und ihr Geschäftsmodell überdenken müssen: Hotellerie und Gastronomie kämpfen mit fehlenden Mitarbeitern, der Einzelhandel mit dem allzeit verfügbaren Angebot des Online-Handels“, hieß es.
Restrukturierungsfälle deutlich gestiegen
Insolvenzen lassen sich durch rechtzeitig eingeleitete Restrukturierungen vermeiden. Es muss daher kein Widerspruch sein, wenn Deloitte-Experten kurz zuvor in einer am 3.12.2021 herausgegebenen Studie „einen Anstieg der Restrukturierungsfälle im neuen Jahr“ prognostizieren. Die Einschätzung der Befragten: 94 Prozent gehen davon aus, dass die Anzahl der Restrukturierungsfälle 2022 zulegen wird. Neben der Pandemie werden für diese Erwartungshaltung gestiegene Rohstoffpreise und gestörte Lieferketten als Gründe angeführt, ebenso der Klimawandel, ein Fachkräftemangel und die Digitalisierung.
Hinzu kommt, dass die von Deloitte befragten Experten breiter aufgestellt sind als die VID-Mitglieder, da sie auch aus Bereichen wie Finanzierung und Private Equity stammen. Zu den Insolvenzerwartungen und Gründen für die bisher ausgebliebene Welle bringt die KSI in Ausgabe 01/2022 einen Beitrag ab Seite 37.
Krisen-, Sanierungs- und InsolvenzberatungRettung statt Liquidation |
Programmbereich: Management und Wirtschaft