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Verschiedene Lerngeschichten zusammenzuführen, ist nicht einfach (Foto: drubig-photo/Fotolia.com)
Zugewanderte Schülerinnen und Schüler

Von der Vorbereitungsklasse in den Regelunterricht

ESV-Redaktion Philologie
09.04.2018
Seit zwei Jahren besuchen viele zugewanderte Schülerinnen und Schüler hierzulande den Unterricht, teilweise in Vorbereitungsklassen. Wie kann der Übergang von diesen in den regulären Schulunterricht gelingen? Lesen Sie hier einen Ausschnitt aus der neuen Ausgabe unserer Zeitschrift „Fremdsprache Deutsch“.
In den Wochen vor den Sommerferien des Jahres 2016 erreichten viele Schulen Anrufe aus den Schulbehörden: Die anwachsende Zahl von zuwandernden und geflüchteten Kindern und Jugendlichen erfordert die Einrichtung weiterer Klassen an den allgemeinbildenden Schulen, die auf den Besuch des Regelunterrichts, auf einen Schulabschluss oder den Übergang ins Berufsleben vorbereiten.

In allen Bundesländern wurden in den letzten Jahren Strukturen für die Aufnahme von Kindern und Jugendlichen geschaffen, die umgehend die deutsche Sprache erlernen und baldmöglichst am Regelunterricht teilnehmen sollen.

Die Schulbehörden der Bundesländer haben jeweilige Rahmenvorgaben beschlossen; eine Studie des Mercator-Instituts beschreibt verschiedene Modelle, die in den Schulen für den Unterricht von zugewanderten Jugendlichen entwickelt wurden. Diese schulorganisatorischen Modelle für die Unterrichtung zugewanderter Jugendliche im deutschen Schulsystem unterscheiden sich hinsichtlich der Verbindung bzw. Trennung von Regelunterricht und Vorbereitungsklasse: Während einzig das submersive Modell eine Beschulung nur in den Regelklassen vorsieht, erhalten die Schülerinnen und Schüler im integrativen und teilintegrativen Modell zusätzlich dazu eine Sprachförderung. Das parallele Modell, zur Zeit überwiegend praktiziert, sieht den Unterricht in Internationalen Vorbereitungsklassen (IVK) für einen bestimmten Zeitraum, in der Regel für höchstens zwei Schuljahre, vor. Einige wenige Schulen führen parallele Klassen bis zum Schulabschluss.[...]

Besondere Bedingungen für Geflüchtete

Neu zugewanderte und geflüchtete Jugendliche brauchen einen Raum, in dem sie nicht nur besondere Sprachförderung erhalten, sondern in dem sie mit ihren Biographien ankommen und Fremdheitserfahrungen bearbeiten und abbauen können. Bevor sie in den Regelklassen lernen können, müssen sie die neue Umgebung kennen und sich in ihr sicher fühlen. Kinder und Jugendliche, die vor kurzer Zeit mit ihren Familien nach Deutschland gekommen sind, haben vielfältige Aufgaben auch außerhalb der Schule zu erledigen, denn sie sind zumeist diejenigen Familienmitglieder, die – gerade in der Schule – schnell Kontakte aufbauen und die neue Sprache lernen.

Sie sind die „Pfadfinder in der neuen Gesellschaft“ und müssen sich „sowohl den Ansprüchen der Eltern als auch denen der Aufnahmegesellschaft ständig anpassen“ (Adam / Inal 2013, 31). „Für Flüchtlingskinder ist zudem die psychische Stabilisierung nach dem Erleben belastender Ereignisse im Rahmen von Flucht, Krieg und Verfolgung von besonderer Bedeutung“ (Adam / Inal 2013, 61).

Fremdsprache Deutsch 58 23.04.2018
Bildungssprache muss Schritt für Schritt gelernt werden
Was ist der Unterschied zwischen Bildungssprache und Alltagssprache? Was sprechen wir täglich, was lernen wir in der Schule? Lesen Sie hier einen Ausschnitt aus der neuen Ausgabe „Fremdsprache Deutsch“ zu Bildungssprache. mehr …

Um Kinder und Jugendliche in dieser Situation zu stärken und problematische Erfahrungen mit dem Leben in oder zwischen zwei Kulturen bearbeiten zu können, schlagen Adam und Inal modulare Unterrichtssequenzen vor, die diese Themen bearbeiten und die sowohl innerhalb der Vorbereitungsklasse als auch klassenübergreifend eingesetzt werden können.

Aufgrund der wachsenden Anzahl geflüchteter Jugendlicher mit sehr verschiedenen Schul- und Lernbiographien ist eine schulformspezifische Zuweisung kaum möglich. Eine große Herausforderung für die Lehrkräfte, denn sie müssen
  • die Heterogenität der Klassen berücksichtigen: Hier besteht mitunter die Notwendigkeit Lernende zu alphabetisieren, aber auch Kinder zu fördern, die schon mehrere Sprachen sprechen; Kinder zeigen ganz unterschiedliche Lernerfolge und brauchen auch individuelle Förderung.
  • manchmal auch Klassen unterrichten, die aus Kindern einer Herkunftssprache und -kultur bestehen (z. B. Arabisch, Farsi usw.), wobei die Lehrkraft diese Sprache nicht unbedingt beherrscht.
  • binnendifferenziert unterrichten, d. h. Unterricht für Kinder verschiedener Erstsprachen, Bildungshintergründe, Sprachniveaus auf Deutsch usw. geben.
  • vielfach selbst Lernmaterialien erstellen, da Lernmaterialien für Lernende von 10 bis 16 Jahren fehlen.
  • mit häufigen Wechseln in den Klassen umgehen: Einige Schülerinnen und Schüler bereiten sich auf den Wechsel in den Regelunterricht vor, andere kommen in die IVK.
  • dafür Sorge tragen, dass die Schülerinnen und Schüler auch außerhalb des Unterrichts in das Schulleben einbezogen werden.

Fremdsprache Deutsch Heft 58 (2018): Bildungssprache

Herausgegeben von: Goethe-Institut, Prof. Dr. Christian Fandrych, Dr. Imke-Carolin Mohr, Prof. Dr. Ingo Thonhauser, Prof. Dr. Britta Hufeisen, Dr. Rainer E. Wicke, Ulrich Dronske

Die umfassende Sprachhandlungskompetenz der Bildungssprache ist für den Erfolg von Schülerinnen und Schülern einer der wichtigsten Schlüssel zum Erfolg beim Lernen und letztendlich auch entscheidend für den späteren Erfolg im Beruf. Bildungssprache muss aber Schritt für Schritt erlernt und eingeübt werden: Oft mit Schülerinnen und Schülern aus bildungsfernen Elternhäusern oder aus einem anderen Schul- und Bildungssystem, wenn deren Herkunfts- und Familiensprache(n) nicht Deutsch ist oder sind.

Das erfordert von den Lehrkräften besondere Aufmerksamkeit und zielgerichtetes unterrichtliches Handeln. Sie müssen wissen, was Bildungssprache genau ist und wie man sie in allen Unterrichtsfächern fächerübergreifend vermitteln kann. Für dieses Heft wurden Praktikerinnen und Praktiker mit langjähriger Berufserfahrung aus verschieden Schultypen und unterschiedlichen Ländern gebeten, von ihren Erfahrungen zu berichten und diese didaktisch-methodisch aufzubereiten.

(ESV/lp)

Programmbereich: Deutsch als Fremdsprache