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Rund 180 Teilnehmer nahmen am 11. Risk Management Congress in Stuttgart teil. (Foto: RMA)
Tagungsbericht: 11. Jahreskonferenz der Risikomanager

Weltweite Risiken im Blick behalten

ESV-Redaktion COMPLIANCEdigital
19.10.2016
Die deutsche Wirtschaft sieht sich zahlreichen globalen Herausforderungen gegenüber. Wie das Risikomanagement darauf reagiert, wurde auf der 11. Jahreskonferenz der Risk Management Association e.V. (RMA) in Stuttgart diskutiert.
Die aktuelle Nachrichtenlage ist in vielen Bereichen unerfreulich: Brexit, 65 Millionen Flüchtlinge weltweit, 14 Milliarden US-Dollar-Strafe für die Deutsche Bank, rund sechs Milliarden US-Dollar Schaden durch eine Explosion im chinesischen Hafen Tianjin oder die Insolvenz der Reederei Hanjin.

Auch wenn die Liste nur eine Auswahl an Meldungen und damit nicht vollständig ist, lässt sich doch erahnen, welche Risiken sich Staaten und Unternehmen konfrontiert sehen – und damit auch das Risikomanagement.

Vom 19. und 20. September diskutierten ca. 180 Risikomanager auf der 11. Jahreskonferenz „Von lokalen und globalen Maßstäben in Zeiten des Umbruchs“ der Risikomanager in Stuttgart die zentralen Herausforderungen, aber auch die Chancen für die Branche.

Zentrale Erkenntnis der Tagung: Das Risikomanagement ist auf einem guten Weg. Dies aber nur teilweise, da es erheblichen Nachholbedarf beim Umgang mit Risiken und Chancen in Organisationen jeder Größe und in allen Branchen gebe.

Herausforderung annehmen

Das Risikomanagement leide unter einem Akzeptanzproblem. Oft werde es als  staubtrockene Theorie abgetan, die wenig Spielraum für Praxis und die reale Arbeitswelt lasse. Dies zu durchbrechen ist Ziel der RMA – und  zugleich  Ansporn, denn „Risikomanagement“, so Geva Johänntgen, Risikomanagerin bei der Lufthansa Technik, „ist das Fundament für gute Entscheidungen“. Risikomanagement könne zudem Komplexität besser begreifbar machen, so Johänntgen weiter.

Risikomanagement und Good Global Corporate Governance

Organisationen, so Prof. Dr. Josef Wieland von der Zeppelin Universität, stünden heute vor komplexen Anforderungen im Risikomanagement, lokal und international. Die Zeiten des International Trade sind in den Augen von Wieland vorbei. Globalisierung heißt global agieren, kooperieren und vor allem verantwortlich zu sein – kurz: Corporate Social Responsibility (CSR). Gerade die Logistikbranche habe hier wichtige Fortschritte erzielt, wie z.B. mit dem „Berliner CSR-Konsens zur Unternehmensverantwortung in Wertschöpfungs- und Lieferketten“.

Risikomanagement auf den Weg bringen

Gerade für die Logistikbranche ist ein funktionierendes Risikomanagement unerlässlich, mahnte Michael Siebrandt von der Deutschen Post DHL in seinem Vortrag. Logistiker kämpfen angesichts einer globalen Wertschöpfungsketten mit einer vielgliedrigen Struktur – vom Rohstoffabbau in Afrika über die Vorproduktion in Asien sowie den weltweiten Handel des Endprodukts bis zur Entsorgung, mit vielfältigen Risiken, wie aktuell auch die Insolvenz der Reederei Hanjin aktuell zeigt. Die Schiffe der Reederei haben weltweit Probleme, Häfen anzulaufen und ihre Ladung zu löschen, was wiederum die Logistikunternehmer als auch die produzierenden Unternehmen in Schwierigkeiten bringt.

Verschärft werden solche Risiken durch Outsourcing. Dies führe dazu, dass Risiken vom Auftraggeber an den Logistikdienstleiter“ transferiert werden, so Siebrandt. Auch Probleme, wie Beschädigung oder Verlust von Waren, Inventurdifferenzen oder Gebäudeschäden zwingen Unternehmen dazu, den gesamten Prozess im Blick zu behalten. Er müsse mit einem umfassenden Versicherungskonzept unterlegt werden, gepaart mit einem wirkungsvollen Risikomanagement. Logistiker, so Siebrandt, müssen daher ihre Widerstandsfähigkeit  ausbauen. Dies treffe selbst für Unternehmen zu, wie das Beispiel VW eindrucksvoll gezeigt habe. Beim größten Autobauer Europas standen aufgrund der juristischen Auseinandersetzung die Bänder still. Die Kosten liefen weiter und der Reputationsschaden war den beteiligten Firmen gewiss.

Ausblick: 12. Risk Management Congress

Der 12. Risk Management Congress findet vom 16. bis 17. Oktober 2017 statt.

Weiterführende Literatur

Im Erich Schmidt Verlag erscheint die von der Risk Management Association e.V. herausgegebenen Reihe „Risikomanagement – Schriftenreihe der RMA". Die Reihe nimmt die wichtigsten Fach- und Branchenthemen in den Blick: von Standards und regulatorischen Anforderungen über betriebliche Herausforderungen. Bisher erschienen ist der „Praxisleitfaden Risikomanagement im Mittelstand Grundsätze – Organisation – Durchführung“.

Wie Sie Compliance-Risiken für ein Unternehmen organisationsgerecht bestimmen und operationalisieren, beschreiben Dr. Maik Ebersoll und Dr. Florian Stork in dem soeben erschienenen Band „Smart Risk Assessment: Effiziente Risikoidentifizierung und -bewertung".

Speziell zugeschnitten auf die Logistikbranche, analysieren die Autoren rund um die Herausgeber des Bandes „Corporate Social Responsibility in der Logistikbranche“ Prof. Dr. Ludger Heidbrink, Nora Meyer, Dr. Johannes Reidel und Imke Schmidt, Schwierigkeiten und Chancen, die sich im Spannungsfeld von CSR und Nachhaltigkeit bieten.

Die eBooks stehen Abonnenten von COMPLIANCEdigital kostenfrei zur Verfügung.


(ESV/ms, mit Material der RMA)