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Werteorientiertes Compliance-Management

04.12.2018
Die Werte von Compliance-Beauftragten und ihr Einfluss auf die Compliance-Kultur im Unternehmen. Von Claudia Dittmers, Nomos Verlag, Baden-Baden 2018, Schriften zu Compliance, Band 11, 455 Seiten, 122 Euro, ISBN 978-3-8487-4562-3.
Die Arbeit von Claudia Dittmers wurde von der juristischen Fakultät der Universität Leipzig als Dissertation angenommen. Darüber hinaus hat die Arbeit den Nachwuchsförderpreis des Bundesverbandes der Compliance Manager (BCM) gewonnen. Leitfrage der Arbeit ist die in Theorie und Praxis heftig geführte Diskussion, ob eher wirtschaftswissenschaftliche oder rechtswissenschaftliche Studiengänge die richtige Vorbereitung für eine Karriere als Compliance-Manager sind. Zur Beantwortung dieser Frage hat die Autorin eine empirische Untersuchung durchgeführt und ist dabei den Werten von Compliance-Beauftragten mit unterschiedlichem fachlichen Hintergrund nachgegangen.

Eines der Ergebnisse der Befragung ist, dass Juristen sich weniger mit ihren Unternehmen identifizieren als das Ökonomen tun. Da Unternehmensjuristen sich weniger mit dem Unternehmen identifizieren, sind sie nach der Studie eher in der Lage, Veränderungsprozesse zu initiieren, die auf eine positive Compliance-Kultur gerichtet sind als dies die eher zur Identifikation neigenden Ökonomen können. Die Schlussfolgerungen sind allerdings nur schwer nachvollziehbar. Veränderungen (zum Positiven) erfordern eine hohe Identifikation mit dem Unternehmen, eine geringe Identifikation führt doch eher zu einem Festhalten am Status quo, da dies weniger Mühe erfordert.

Insgesamt kommt die Autorin zu dem Schluss, dass Unternehmensjuristen, aufgrund ihrer Werte, besser geeignet sind, das Anforderungsprofil von Compliance-Managern auszufüllen. Angesichts der eigenen Biografie, die genau die Tätigkeit als Compliance-Beauftragte mit einer juristischen Ausbildung beinhaltet, erstaunt diese Schlussfolgerung nur wenig. Begründet wird das mit den Werthaltungen der Juristen, die mehr auf Selbstbestimmung und weniger auf Identifikation gerichtet sind, als dies bei Ökonomen der Fall ist. In der Argumentation wird des Weiteren angeführt, dass Ökonomen das Unternehmensziel des wirtschaftlichen Wachstums und steigender Gewinn eher als positiv empfinden als dies Juristen tun. Da Compliance-Manager manchmal auch Geschäfte verhindern müssen – und damit für weniger Wachstum und Gewinn sorgen –, sind Juristen nach Ansicht der Autorin geeigneter als Ökonomen. Nicht nur an dieser Stelle wirkt die Argumentation arg gewunden, da es zum Allgemeingut jedes Compliance-Managers, egal welcher Vorbildung, gehören sollte, dass wohl verstandene Compliance sich auch auf Wachstum und Gewinn positiv auswirkt.

Insgesamt hat die Arbeit aber einen sehr interessanten und innovativen Ansatz. Werte als Basis des Handelns anzusetzen und damit die Eignung für eine Position festzustellen, ist eine gute Projektidee. Dabei darf aber nicht vergessen werden, inwiefern die Ausbildung geeignet ist, auf die zukünftige Aufgabe vorzubereiten. Werte sind nicht alles, man muss auch die objektive Eignung mitbringen, ein guter Compliance-Manager zu sein. Die Arbeit stellt damit nur einen Baustein dar, bei der komplexen Frage, welche Ausbildung am besten auf die komplexe und immer noch neue Tätigkeit als Compliance-Manager vorbereitet.

Prof. Dr. Stefan Behringer, NORDAKADEMIE, Hochschule der Wirtschaft, Elmshorn und Hamburg

Quelle: ZRFC Risk Fraud & Compliance Heft 6/2018

Programmbereich: Management und Wirtschaft