Wertstoffhöfe: Fester Bestandteil einer ökologischen Abfallwirtschaft
Die fachliche Beratung der Kunden war allerdings unzureichend. Angenommen wurde nahezu alles, auch das, was nicht erlaubt war. Aufgrund mangelhafter Kontrollen blieb die Stadt dann meist auf den Entsorgungskosten sitzen, so Schmidt und Lange weiter.
Ökologisches Abfallkonzept
Diese Situation änderte sich erst 1989. Der Stadtrat hatte einstimmig das erste ökologische Abfallkonzept beschlossen, so die Verfasser. Dieses Konzept sah 20 Wertstoffhöfe für das gesamte Stadtgebiet vor. Die Höfe waren so verteilt, dass die Bürger innerhalb von maximal 4-5 km (real) den nächstgelegenen Wertstoffhof erreichen konnten. Das Konzept basierte auf folgenden vier Prinzipen:- Abfallvermeidung: Vor allem Vermeidung von Verpackungen und Stärkung des Mehrwegsystems.
- Wiederverwendung: zum Beispiel durch Trödelhallen auf dem Werkstoffhof.
- Stoffliche Verwertung durch sortenreine Erfassung.
- Energetische Nutzung des Restmülls.
Wertstoffhof plus
Gegenwärtig kämen auf einen Hof rund 125.000 Einwohner. Eine Schwierigkeit sei aber der Platzbedarf: „Ein Wertstoffhof mit 4.500 Quadratmetern ist aufgrund der Frequentierung und der notwendigen Containerzahl für die gewachsene Sammeltiefe schnell an seiner Kapazitätsgrenze angekommen”, meinen Schmidt und Lange. Daher habe man den sogenannten Wertstoffhof plus entwickelt. Dieser sei für größere Mengen konzipiert.Aktuelle Meldungen |
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Wichtig für den Erfolg der Wertstoffhöfe sind den Verfassern zufolge auch die Trödelhallen und Sammelcontainer: „Hierdurch werden jährlich rund 200.000 Artikel wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt”, führen sie in ihrem Beitrag ein. Zudem könnten leicht reparierbare Fahrräder oder Elektrogeräte über soziale Projekte wiederverwertet werden.
Ein weiterer Erfolgsfaktor: Qualifiziertes Personal
Funktionieren würde dies aber nur, wenn der Kunde auf einen optimalen Service zurückgreifen kann und ihm eine qualifizierte Beratung zur Seite steht. Entscheidend hierfür sei entsprechend qualifiziertes Personal.Durch gezielte Personalentwicklungsmaßnahmen würden zum Beispiel die Vorarbeiter an den Höfen zu Fachkräften für Abfall-und Kreislaufwirtschaft ausgebildet. Kundenfreundliche Öffnungszeiten von insgesamt 56 Stunden pro Woche runden das Angebot der Recyclinghöfe ab.
Qualität vor Quantität
Wertstoffhöfe sehen die Verfasser inzwischen als festen Bestandteil einer ökologischen Abfallwirtschaft an. Einen kleinen Nachteil sehen Schmidt und Lange aber in der sortenreinen Erfassung der Wertstoffe: „Hierdurch fallen die inputorientierten Recyclingquoten niedriger aus, als bei der Erfassung mittels Wertstofftonen, in denen sich bis zu 50 Prozent Restmüll befinden”, führen sie hierzu aus. Insoweit gelte aber der Grundsatz: Qualität geht vor Quantität.Den vollständigen Beitrag lesen Sie in der Fachzeitschrift Müll und Abfall, Ausgabe 09/2016, Seite 454 ff.
Zur den Personen |
Helmut Schmidt ist Stadtdirektor der Stadt München. Dietmar Lange ist u.a. Leiter der Fachbereiche Wertstoffhöfe in München |
Weiterführende Literatur |
Das Loseblattwerk TTVAB Technische Vorschriften für die Abfallbeseitigung ist eine ergänzbare Sammlung der einschlägigen Technischen Anleitungen, Technischen Regeln, Richtlinien, Merk-und Musterblätter. Das von Dr.-Ing. Karl-Heinz Lindner, Dr. agr. Claus-Gerhard Bergs und Dr. rer. nat. Claus-André Radde herausgegebene Werk dient vor allem der Vorbereitung, Planung und Durchführung von Maßnahmen zur schadlosen Beseitigung und der Verwertung von Abfällen aus Haushaltungen, Gemeinden, gewerblichen Betrieben und Landwirtschaft einschließlich der Maßnahmen gesundheitstechnischer Art. Der Kommentar RdA Recht der Abfall- und Kreislaufwirtschaft des Bundes, der Länder und der Europäischen Union, begründet von Prof. Dr. med. habil. Gottfried Hösel, Ministerialdirigent a.D. und Prof. Dr. jur. Heinrich Freiherr von Lersner, Präsident des Umweltbundesamtes a.D., behandelt das komplexe Rechtsgebiet sowohl aus rechtlicher als auch aus wirtschaftlicher Sicht. Praxistauglich, umfassend und aktuell, richtet sich das Werk an alle, die sich mit abfallrechtlichen Themen befassen: Behörden, Ingenieure und Akteure aus der kommunalen und privaten Abfallwirtschaft, sowie an Rechtsanwälte und Gerichte. |
(ESV/bp)
Programmbereich: Umweltrecht und Umweltschutz