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Friedenspreisträger: Jan und Aleida Assmann (Foto: Martin Kraft (photo.martinkraft.com), License: CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons)
ESV-Autorin als Preisträgerin

Wir gratulieren Aleida und Jan Assmann zum Friedenspreis des Deutschen Buchhandels

ESV-Redaktion Philologie
18.10.2018
Zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse wurden am vergangenen Sonntag Aleida und Jan Assmann in der Paulskirche mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Heinrich Riethmüller, Vorsteher des Börsenvereins, bezeichnete die Preisträger als „Wegbereiter einer klugen und aufgeklärten Erinnerungskultur“.
Der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels gehört zu den bedeutendsten Kulturauszeichnungen der Bundesrepublik. Der mit 25.000 Euro dotierte Preis geht dem Statut zufolge an Persönlichkeiten, „die in hervorragendem Maße vornehmlich durch ihre Tätigkeit auf den Gebieten der Literatur, Wissenschaft und Kunst zur Verwirklichung des Friedensgedankens beigetragen“ haben.

Solidarität statt Nationalismus

In ihrer Dankesrede rufen Jan und Aleida Assmann zu globaler Solidarität als Antwort auf fortschreitenden Nationalismus auf. Hier einige Auszüge: „[...] Man solidarisiert sich gerne mit Menschen, die dieselben Haltungen haben oder dieselben Ziele verfolgen. Wir kennen alle die Solidarität in Form eines ‚Kollektivegoismus‘ der Nation, Modell ‚America First!‘: Inzwischen haben wir auch Bekanntschaft mit dem transnationalen Kollektivegoismus populistischer Parteien gemacht, Modell ‚Festung Europa‘. Diese Formen der Solidarität sind exklusiv und zielen auf Ausgrenzung. Integration dagegen erfordert eine inklusive Solidarität auch mit Menschen, die anders sind als wir selbst, mit denen wir aber eine gemeinsame Zukunft aufbauen wollen.

Geld und Gier neutralisieren kulturelle Fremdheit, aber auch sie spalten die Welt – in Arme und Reiche. Die nationalistische Politik versteht es gut, in vielen Bereichen Entsolidarisierung zu befördern, indem sie Hass auf Schwächere oder Fremde schürt. Das führt zu einer ‚Milieuvergiftung‘, ein Begriff von Gunnar Myrdal, den er in Parallele zur ‚Umweltvergiftung‘ gebildet hat. Auf dem Weg in eine Wohlfahrtswelt, wie er sie sich erträumte, muss Solidarität deshalb auf allen Ebenen trainiert werden: als soziale Solidarität auf der Ebene der Gesellschaft, als transnationale Solidarität auf der Ebene der EU, und vor allem: als globale Solidarität im Umgang mit ökonomischen und natürlichen Ressourcen, damit es eine Zukunft nachfolgender Generationen überhaupt noch geben kann.

Hinzu kommt nun die Solidarisierung mit Geflüchteten, deren Zukunft durch Kriege, Not, Gewalt und Raub zerstört wurde. Es kann nicht angehen, dass es eine neoliberale Freiheit für die Bewegung von Kapital, Gütern und Rohstoffen gibt, während Migranten an Grenzen festhängen und wir die Menschen, ihr Leid und ihre Zukunft vergessen. [...]“

Das Preisgeld wollen die Assmanns übrigens an drei Initiativen spenden, die sich für die Integration von Migranten engagieren.
Ein Standardwerk zur Kulturwissenschaft hat Aleida Assmann im Erich Schmidt Verlag veröffentlicht. Es liegt bereits in 4. Auflage vor.


Einführung in die Kulturwissenschaft. Grundbegriffe, Themen, Fragestellungen
Der Band ist sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch lieferbar.

Zur Autorin

Aleida Assmann studierte Anglistik und Ägyptologie. Sie hat an Ausgrabungen in Oberägypten mitgearbeitet und zusammen mit Jan Assmann 1979 einen kulturwissenschaftlichen Arbeitskreis gegründet, aus dem inzwischen zehn interdisziplinäre Publikationen hervorgegangen sind. Von 1993-2014 lehrte sie Anglistik und Allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität Konstanz. Sie unterrichtete als Gastprofessorin u.a. an den Universitäten Princeton, Yale und Chicago. 2008 erhielt sie einen Ehrendoktor der theologischen Fakultät der Universität Oslo; 2014 wurde sie mit dem Heineken Preis für Geschichte der Königlichen Akademie der Wissenschaften der Niederlande ausgezeichnet. Mit den Mitteln des Max Planck-Forschungspreises leitete sie von 2009-2015 die Forschungsgruppe ‘Geschichte und Gedächtnis’. 2018 erhielt sie zusammen mit ihrem Mann Jan Assmann den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.
Ausgewählte Publikationen: Erinnerungsräume. Formen und Wandlungen des kulturellen Gedächtnisses (3. Aufl. 2006); Das neue Unbehagen an der Erinnerungskultur (2013); Ist die Zeit aus den Fugen? Aufstieg und Niedergang des Zeitregimes der Moderne (2013); Im Dickicht der Zeichen (2015); Formen des Vergessens (2016).


(ESV/vh; Foto: Martin Kraft (photo.martinkraft.com), License: CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons) )

Programmbereich: Anglistik und Amerikanistik