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Neben Monotonie kommt es bei Beschäftigten der Basisarbeit verstärkt zu Muskel-Skelett-Beschwerden. (Foto: 526663/Pixabay)
Belastungen

Zwangshaltung, Fehlbelastung, monotone und schwere Arbeit

ESV-Redaktion Arbeitsschutz
28.09.2023
Es gibt Körperhaltungen, die durch den Arbeitsprozess bedingt sind und die über einen längeren Zeitraum eingenommen werden müssen. Wie können die sich daraus ergebenden Gefährdungen und Maßnahmen ermittelt werden?
Körperzwangshaltung

Körperliche Zwangshaltungen liegen vor, wenn belastende Körperhaltungen durch den Arbeitsprozess erforderlich sind und längere Zeit eingenommen werden müssen. Dazu gehören z. B. Arbeitshaltungen in kniender oder stark gebeugter Körperhaltung. Die Folge können Erkrankungen des Muskel- und Skelettsystems im Bereich des unteren und oberen Rückens sein. Ebenso können Schultern, Oberarme, Nacken sowie Knie-, Bein- und Fußgelenke betroffen sein. In verschiedenen Branchen und Berufsgruppen gibt es Tätigkeiten mit hohen Belastungen durch Zwangshaltungen. Dazu gehören z. B. das Verlegen von Fliesen, die Arbeit am Fließband, die Montage von Decken, Malerarbeiten, das Ernten von Gurken im Liegen und die Arbeit am Mikroskop.

Körperzwangshaltung: Belastungen erkennen und beurteilen

Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) und das Institut für Arbeitsmedizin, Sicherheitstechnik und Ergonomie (ASER) haben die Leitmerkmalmethoden für alle Arten körperlicher Belastungen neu entwickelt bzw. weiterentwickelt, um gesundheitliche Gefährdungen am Arbeitsplatz sicher erkennen und beurteilen zu können. Hintergrundinformationen finden sich in der baua: Praxis „Körperzwangshaltungen“. Die Leitmerkmalmethode unterstützt bei der Ermittlung und Bewertung von Gefährdungen durch Körperzwangshaltungen.

Ein Basis-Check und ein Eingangsscreening sollen vor Anwendung der Leitmerkmalmethode feststellen, ob überhaupt Belastungen durch Zwangshaltungen vorliegen. In den Fällen, in denen erhöhte Belastungen durch Körperzwangshaltungen vorliegen, kommt dann die Leitmerkmalmethode zum Einsatz. Dabei werden Belastungsmerkmale wie Dauer, Häufigkeit, Körperhaltung und Ausführungsbedingungen erfasst. Eine anschließende Bewertung gibt Aufschluss über das Risiko möglicher Gesundheitsfolgen. Die Einstufung der körperlichen Belastungen erfolgt mithilfe eines Ampelmodells. Die Ergebnisse bestimmen das weitere Vorgehen im Anschluss an die Gefährdungsbeurteilung.

Fehlbelastungen

Körperliche Fehlbelastungen am Arbeitsplatz können zu Muskel-Skelett-Erkrankungen führen. Um Erkenntnisse über körperliche Beschwerden im betrieblichen Kontext zu gewinnen, sind Aussagen der Beschäftigten hilfreich. Diese können die Grundlage für die Ableitung von Präventionsschwerpunkten und die Evaluation von Maßnahmen sein. Eine standardisierte Erfassung von Muskel- und Skeletterkrankungen bietet der „Fragebogen zu Muskel-Skelett-Beschwerden (FB*MSB)“ der BAuA.

Der modular aufgebaute Fragenkatalog ermöglicht es den Verantwortlichen, Aussagen über die Lokalisation, die Art und die Intensität der Beschwerden bei den Beschäftigten zu erfassen. Dabei werden alle Körperregionen berücksichtigt.

Maßnahmen zur Verringerung der Belastung

Zur Vorbeugung von sollten ergonomische Arbeits- und Hilfsmittel am Arbeitsplatz eingesetzt werden. Dazu gehören z. B. höhenverstellbare Tische für Fliesenschneidemaschinen, Kleingerüste für Arbeiten im oberen Wandbereich und Teleskopstiele mit Anbauwerkzeugen für den Einsatz im Stehen.

Neben der ergonomischen Arbeitsplatzgestaltung und der arbeitsmedizinischen Vorsorge können regelmäßige Ausgleichsbewegungen die Muskeln entspannen und die Durchblutung fördern, wie z. B. aufrechtes Stehen, variables Sitzen oder Arme hängen lassen. Unterbrechungen ermöglichen es, die Körperhaltung zu wechseln und sich zu erholen, z. B. durch Pausen, Arbeitsplatzwechsel oder andere Tätigkeiten.

Monotone und schwere Arbeit

Millionen von Beschäftigten sind in Hilfsberufen tätig. Hier sind Monotonie und Schwere der Arbeit häufiger als bei Facharbeit oder hoch qualifizierten Tätigkeiten.

Die sogenannte Einfacharbeit umfasst Tätigkeiten, die vor Ort nach Anweisung ausgeführt werden und für die keine Berufsausbildung erforderlich ist. Die Beschäftigten in diesem Bereich sind in erster Linie mit sich ständig wiederholenden Arbeitsabläufen konfrontiert. Zusätzlich treten bei den Beschäftigten in der Basisarbeit verstärkt Muskel- und Skeletterkrankungen auf. Von ihnen geben 45 Prozent an, drei oder mehr Muskel-Skelett-Beschwerden zu haben. Bei den Hochqualifizierten sind es nur knapp 20 Prozent. Das geht aus einer Auswertung der Erwerbstätigenbefragung 2018 des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und der BAuA hervor.

Maßnahmen zur Verringerung der Belastung

Arbeitgeber können dazu beitragen, die Belastungen durch monotone und schwere Arbeit bei Hilfstätigkeiten zu reduzieren. Durch Jobrotation wechseln Beschäftigte regelmäßig den Arbeitsplatz. Dies verringert die einseitige körperliche Belastung und fordert den Geist regelmäßig neu heraus, sodass Monotonie reduziert wird. Arbeitgeber können außerdem prüfen, ob bestehende Jobbeschreibungen um weitere, ggf. anspruchsvollere Tätigkeiten ergänzt werden können. Mehr Verantwortung führt zu einem abwechslungsreicheren Job und verringert so ebenfalls Monotonie. Beim Tragen oder Heben von Lasten unter 25 kg sollten bestimmte Regeln beachtet werden:
  • Beim Anheben nah an die Last herantreten und diese so tief wie nötig aus der Hocke mit geradem Rücken heben.
  • Beim Tragen die Last dicht am Körper halten.
  • Beim Absetzen ebenfalls auf einen geraden Rücken achten.
  • Ruckartige Bewegungen, Verdrehungen, Hohlkreuz und schweres einseitiges Tragen unbedingt vermeiden.

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