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Eine kurze Verlagsgeschichte in elf Kapiteln


Kapitel VII: Die siebziger Jahre

Das Jahrzehnt beginnt für die Bundesrepublik mit zwei politischen Ereignissen von großer Bedeutung: In Moskau münden die Gespräche des Bundeskanzlers Willy Brandt über Gewaltverzicht und Anerkennung der in Europa bestehenden Grenzen in die Moskauer Verträge. In Polen legen die Warschauer Verträge den Grundstein zur Normalisierung des deutsch-polnischen Verhältnisses. 1971 erhält Willy Brandt für sein Engagement in der Ostpolitik den Friedensnobelpreis.

Vor diesem Hintergrund politischer Entspannung in Osteuropa nähern sich auch die beiden deutschen Staaten im Rahmen von Verhandlungen über Verkehrsfragen (Transitabkommen) an. Es wird der Grundlagenvertrag zwischen BRD und DDR geschlossen.

Allerdings werden 1976 die innerdeutschen Beziehungen wegen Grenzzwischenfällen schwer belastet. Als dann am 16.11.1976 die DDR-Behörden den Sänger Wolf Biermann ausbürgern, bekunden führende Kulturschaffende der DDR wie Stefan Heym und Christa Wolf erstmals öffentlichen Protest gegen die DDR-Regierung. Biermann zeichnet in seinem Lied über „Berlin” dazu folgendes Stimmungsbild:

Berlin, du deutsche Frau
Ich bin dein Hochzeitsfreier
Ach, deine Hände sind so rauh
Von Kälte und von Feuer (...)
Ich kann nicht weg mehr von dir gehn
Im Westen steht die Mauer,
Im Osten meine Freunde stehn,
Der Nordwind ist ein rauher.

In der Gesetzgebung der Bundesrepublik kommt es in den 70er Jahren zur Verkündung wichtiger Gesetze: U.a. verabschiedet werden das Lohnfortzahlungsgesetz (1970), das Gesetz zur Vereinheitlichung und Neuregelung des Besoldungsrechts in Bund und Ländern (1971), das Rentenreformgesetz (1972), das Gesetz zur Errichtung eines Umweltbundesamtes in Berlin (1974) und das Bundesdatenschutzgesetz (1977). 1975 wird das große gesetzgeberische Vorhaben eines rechtsvereinheitlichten Sozialgesetzbuches (SGB) mit der Verabschiedung des 1. Bandes zum SGB (Allgemeiner Teil) nach jahrzehntelangen Diskussionen und Vorbereitungen in Gang gesetzt.

Prof. Dr. Walther Fürst
Prof. Dr. Walther Fürst

Diese Gesetze werden im Erich Schmidt Verlag aufgegriffen und führen dort zur Veröffentlichung zahlreicher neuer Loseblattwerke, die auch heute noch ihren anerkannten Platz im Programm des Verlages haben.

So entsteht im Öffentlichen Dienstrecht 1974 der "Gesamtkommentar Öffentliches Dienstrecht", herausgegeben vom Präsident des Bundesverwaltungsgerichts a.D. Dr Walter Fürst, zunächst mit den Bänden zum "Beamtenrecht des Bundes und der Länder, Richterrecht und Soldatenrecht", "Disziplinarrecht des Bundes und der Länder" sowie "Personalvertretungsrecht". Mit insgesamt fünf Bänden unterstreicht dieser Kommentar auch heute noch das Renommée des Verlages in diesem Programmbereich.

Im Wirtschaftsrecht entstehen der Kommentar zum "Bundesdatenschutzgesetz" von Dr. Hans-Jürgen Schaffland und Diplom-Kaufmann Noeme Wiltfang, die systematische Sammlung der Rechtsvorschriften zur elektronischen Datenverarbeitung "EDV-Recht" von Dr. Wolfgang Burhenne und Klaus Perband sowie der Arbeitskatalog "Ausländisches Wirtschaftsrecht" von Dr. M. Wittenstein und Dr. R. Böckl und das "Genossenschafts-Handbuch" von Dr. Rolf Schubert und Karl-Heinz Steder.

Dr. Karl Hauck
Dr. Karl Hauck

Im Sozialrecht begründet Dr. Karl Hauck mit dem 1976 erscheinenden Sozialgesetzbuch I: Allgemeiner Teil, einen Kommentar, der in der Folgezeit – analog zur Gesetzgebung – systematisch erweitert wird und heute insgesamt zehn Bände umfaßt.

Auch in den Programmbereichen Umweltrecht und Umweltschutz baut der Verlag in dieser Zeit sein Programm weiter aus; es erscheinen die ergänzbaren Ausgaben "Naturschutz, Landschaftspflege und einschlägige Regelungen des Jagd- und Forstrechts" von Karl-Günther Kolodziejcok u.a. sowie das "Recht der Abfallbeseitigung des Bundes und der Länder" von Professor Dr. Gottfried Hösel und Professor Dr. Heinrich Freiherr von Lersner. Das – unter massiven Protesten der DDR – in Berlin neu errichtete Umweltbundesamt (UBA) schließt mit dem ESV eine Vereinbarung ab, derzufolge die für den buchhändlerischen Vertrieb des UBA vorgesehenen wissenschaftlichen Berichte und Materialien im ESV erscheinen.