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Eine kurze Verlagsgeschichte in elf Kapiteln


Kapitel VIII: Die achtziger Jahre

Nach dem Inkrafttreten des Europäischen Währungssystems (EWS) und der ersten Direktwahl zum Europäischen Parlament in 1979 sind die achtziger Jahre als "Jahrzehnt Europas" vorbestimmt. Mit dem Beschluß der EG-Staaten von 1985 bis Ende 1992 die Zollgrenzen innerhalb der Gemeinschaft fortfallen zu lassen, wird auch die Wirtschaftspolitik der Bundesrepublik verstärkt von europäischen Interessen geprägt.

Zweigniederlassung Bielefeld
Zweigniederlassung Bielefeld

Der Erich Schmidt Verlag publiziert im Bereich Wirtschaftsrecht zu dieser Thematik bereits ergänzbare Ausgaben, u.a. von Klaue: "Die Europäischen Gesetze gegen Wettbewerbsbeschränkungen", Koch/Lefèvre: "Zollrecht" und Schroth//Wapenhensch: "Außenwirtschaftsrecht". Als Buch wird die Neuauflage des von Wockenfoth/Reichwald bearbeiteten "Zoll-Leitfaden für die Betriebspraxis" erfolgreich angeboten.

Zu Beginn der achtziger Jahre ist auch ein stark wachsendes Engagement für Umweltschutz-Themen in der Bundesrepublik erkennbar. Als erstes Bundesland verankert Bayern den Umweltschutz in seiner Verfassung. Mit dem "Programm Umweltforschung und Umwelttechnologie 1984-1987" fördert das Bundeskabinett 1984 erstmals offiziell umweltrelevante Entwicklungsvorhaben in Milliardenhöhe. Nach der Katastrophe von Tschernobyl richtet die Bundesregierung 1986 erstmals ein Umweltministerium ein.

Großes Interesse gilt daher in dieser Zeit den ESV-Programmbereichen Umweltrecht und Umweltschutz sowie Abfallrecht und Abfallwirtschaft: Neben der neuen Reihe "Beiträge zur Umweltgestaltung" werden die bereits erschienenen Loseblattwerke von Kolodziejcok/Recken u.a.: "Naturschutz, Landschaftspflege, Jagd-und Forstrecht", Burhenne: "Umweltrecht" und Hösel/von Lersner: "Recht der Abfallbeseitigung des Bundes, der Länder und der Europäischen Union" stark nachgefragt. 1984 erscheinen die vom Umweltbundesamt herausgegebenen "Daten zur Umwelt" erstmals im Erich Schmidt Verlag. Ein Buch, das sich als offizieller Bericht der Bundesregierung zum Zustand der Umwelt in Deutschland großer Aufmerksamkeit erfreut und das 1998 erstmalig auch auf CD-ROM erscheinen wird.

Claus-Michael Rast
Claus-Michael Rast

Innerhalb des Erich Schmidt Verlages werden diese allgemeinen Entwicklungen durch den Tod von Dr. Erich Schmidt jun. überschattet: Mit zwei im Sommer 1979 unmittelbar nach der Einweihung des neuen Bielefelder Verlagshauses erlittenen Schlaganfällen mußte Dr. Erich Schmidt jun. seinem arbeitsintensiven und rastlosen Leben einen hohen gesundheitlichen Tribut zollen. Die Leitung des Verlages konnte er danach nur noch von zu Hause aus ausüben – eine Qual für diesen Menschen, dessen Tatendrang ungebrochen war. In diesen Jahren gründet er u.a. den bis dahin noch in der – eng an die Person des Inhabers gebundenen – Rechtsform der Einzelfirma geführten Verlag in eine GmbH um. Als Dr. Erich Schmidt jun. am 8. November 1985 im Alter von nur 62 Jahren starb, hinterließ er den Verlag mit einem bestens ausgebauten Buch- und Zeitschriftenprogramm. Die Leitung des Verlages übernahm nach seinem Tod Claus-Michael Rast.

Zum Ende der achtziger Jahre kündigt sich dann mit der russischen Glasnost-Politik, den zunehmenden Botschaftsbesetzungen und Kundgebungen gegen die Regierung der DDR das Ende dieses Staates an. Am 4.11.1989 demonstrieren auf dem Berliner Alexanderplatz 500.000 Menschen gegen das Machtmonopol der SED. Am 9.11.1989 wird ein neues Geschichtskapitel geschrieben: Die DDR-Führung gibt die Öffnung der Grenzen zur Bundesrepublik bekannt und besiegelt damit ihr eigenes Ende. Die nun nicht mehr aufzuhaltene Wiedervereinigung wird im nächsten Jahrzehnt immense Verwaltungsaufgaben in Ostdeutschland nach sich ziehen und auch für die ESV-Titelproduktion zu Beginn der neunziger Jahre eine große Herausforderung werden.